Da die erste Auflage von „Die alten Knacker Bd. 1: Die übrig bleiben“ im Sommer innerhalb von drei Wochen ausverkauft war, scheint es sich ja schnell herumgesprochen zu haben, wie großartig besagtes Album von Szenerist Wilfrid Lupano („Der Mann, der keine Feuerwaffen mochte“) und Zeichner Paul Cauuet („Die Mär der Ringe“) ist, diese kleine, bittersüße Rentner-Komödie mit großer Wirkung und wunderschönen Zeichnungen.
Auch im zweiten Band „Bonny and Pierrot“, dessen Erscheinen wegen des durchschlagenden Erfolgs von Band Eins sogar vorgezogen wurde, geht es um die französischen Pensionäre Antoine, Pierrot und Mimile. Diesmal stehen aber noch andere greise, nichtsdestotrotz nimmermüde Revoluzzer im Fokus, während Pierrot von der vermeintlichen Rückkehr einer längst vergessenen Liebe völlig aus der Bahn geworfen wird. Die frisch gebackene junge Mutter Sophie ist an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig, obwohl sie es eigentlich nur gut gemeint hat …
Das Roadmovie aus dem ersten Album zu toppen, das mit dem Publikumspreis in Angoulême ausgezeichnet worden ist und zu den besten auf Deutsch erschienenen Comic-Veröffentlichungen des Jahres 2015 gehört, wäre vermutlich ohnehin unmöglich gewesen, also haben Lupano und Cauuet das gar nicht erst versucht. Dennoch steht „Bonny and Pierrot“ etwas im Schatten des Vorgängers. Davon abgesehen, konzentrieren sich die Macher erneut auf ihre liebenswürdigen Figuren und den allgegenwärtigen Generationenkonflikt, der in diesem zweiten Band mehr denn je von der jeweiligen Perspektive abhängt, wobei Jung und Alt zumindest im anarchistischen Umfeld ziemlich gut zusammenarbeiten. Ganz nach dem Motto: Hacker und Häklerinnen gegen den Kapitalismus! Auffallend ist dabei, dass man als deutschsprachiger Leser nie ins stolpern gerät, obgleich immer mal französische Politik-Geschichte der letzten gut 50 Jahre in die Story eingestreut wird. Das spricht für Lupanos Panel-Erzählung und seine Akteure, die das stemmen können.
Selbst wenn das nie mehr so überragend ist wie „Die übrig bleiben“ – auf den dritten Teil, der im Februar 2016 als „Der, der geht“ angekündigt ist, freut man sich trotzdem unvermindert. Ob die alten Knacker deshalb so schnell zu Sympathieträgern wurden, weil sie nie wissen, wie viel Zeit ihnen noch bleibt?
Wilfrid Lupano & Paul Cauuet: Die alten Knacker Bd. 2: Bonny and Pierrot. Splitter, Bielefeld 2015. 56 Seiten, € 14,80