„Die sechs Reisen des Lone Sloane“ – Psychedelische Science-Fiction

Die Werke des 1944 geborenen Künstlers Philippe Druillet sind hierzulande sträflich unterrepräsentiert. Der Avant-Verlag, der sich auf die Publikation künstlerisch wertvoller Comics konzentriert, hat nun aber eine wunderschöne Hardcover-Edition von Druillets Lone-Sloane-Geschichten im überdimensionierten Format publiziert. Zwei Bände sind es geworden, die kaum Wünsche offen lassen.

800 Jahre nach einem verheerenden Vorfall ist Lone Sloane ein einsamerer Wanderer in den Weiten des Alls, bis er von dem Suchenden gefangen wird. Es verschlägt ihn in eine andere Dimension, wo er zu einem Weltraumpiraten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wird. Lone Sloane findet sich inmitten eines barock-gruseligen Weltraum-Pantheons wieder, in dem Piraten, gigantische Roboter, dunkle Götter und Wesenheiten aus anderen Dimensionen miteinander konkurrieren.

Es ist vor allem Druillets Artwork, das in den Bann zieht – auch heute noch. Er sprengt die Grenzen konventioneller Erzählweisen, nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. Die Begrenzungen normaler Panels existieren für ihn nicht, stattdessen ergeht er sich in einem farbintensiven Reigen, der den Geist der 1970er Jahre atmet. Die sechs Reisen des Lone Sloane ist transzendentale Science Fiction, wie sie nur in diesem Jahrzehnt möglich war.

Der erste Band umfasst sechs Geschichten, die von 1970 bis 1971 erschienen sind. Das erste Abenteuer mit Lone Sloane, 1966 in „Mystère des Abîmes“ veröffentlicht, fehlt hier jedoch. An Bonusmaterial gibt es ein Vorwort von Rene Goscinny aus dem Jahr 1972, Cover des Magazins „Pilote“ und einen Brief von Hergé an Philippe Druillet. Der zweite Band „Lone Sloane – Delirius“ erscheint in diesen Tagen.

Philippe Druillet: Die sechs Reisen des Lone Sloane. Avant-Verlag, Berlin 2015. 80 Seiten, € 29,95