Alan Moore auf Lovecrafts Spuren

Als der englische Comic-Titan Alan Moore vor einigen Jahren Steuerschulden hatte, schrieb er kurzerhand den intelligenten Horror-Comic-Porno „Neonomicon“, der auf dem Schaffen des legendären H. P. Lovecraft beruht, dem vielleicht berühmtesten Sohn von Rhode Islands Hauptstadt Providence.

In seiner neuen Comic-Serie „Providence“, deren erster Band gerade auf Deutsch erschienen ist, geht Moore wesentlich subtiler vor, während er Lovecrafts Werk und Heimat auch noch mit dem Schaffen von Edgar Allan Poe, Robert W. Chambers und anderen bzw. anderem verknüpft. Dabei begnügt sich Moore, der erneut von Zeichner Jacen Burrows („Crossed Bd. 1“) unterstützt wird, nicht mit einem traditionellen Pastiche. Stattdessen nimmt er alle fiktiven Geschichten und historischen Dokumente, die diesen Ort und diese Zeit beschreiben, auseinander und setzt die einzelnen Elemente völlig neu zusammen. Moores Vehikel für diese subtile, ungeheuer stimmungsvolle und detailreiche, jedoch auch recht exklusive Betrachtung des Lovecraft-Mythos und der okkulten Geschichte Neuenglands ist der homosexuelle Reporter Robert Black, der in den 1920ern nach und nach entdeckt, was sich in den Schatten im Bundesstaat Rhode Island verbirgt …

Mit seinen reichhaltigen Comic-Seiten und Text-Anhängen ist „Providence“ ein ebenso spezielles wie ergiebiges Meta-Werk, in das man sich genauso tief vergraben kann wie in „From Hell“ oder „Watchmen“. Ein echter Moore, in diesem Fall mit ganz viel Lovecraft und Weird-Fiction. Es lohnt sich definitiv, langsam zu lesen und später im Internet die Fanseiten zu sichten, die jedes einzelne Panel minutiös analysieren.

Alan Moore, Jacen Burrows: Providence Bd. 1. Panini, Stuttgart 2015. 176 Seiten, € 19,99

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