Eine grausame Geschichte über den dreißigjährigen Krieg

Der 1988 in Innsbruck geborene Lukas Kummer ist ein weiteres Comic-Talent, das in Sachen Illustration und Comic an der Kunsthochschule Kassel geschmiedet wurde – wie z. B. auch Nic Klein, der international erfolgreiche Zeichner von „Drifter“. Beim Kleinverlag Zwerchfell ist Ende Dezember Kummers Graphic Novel „Die Verwerfung“ als schön aufgemachtes Hardcover erschienen.

In reduzierten Graustufen-Zeichnungen, die sich nicht groß hinter der europäischen Konkurrenz aus der jüngsten Generation zu verstecken brauchen, bannt Kummer die Gräuel des dreißigjährigen Krieges aufs Papier, der Mitte des 17. Jahrhunderts in Europa und besonders in Deutschland tobte. Die Geschwister Jakob und Johanna ziehen durch ein Land, das all seine Menschlichkeit eingebüßt hat, dessen Bewohner getötet, ausgeplündert oder geschändet wurden. Hunger, Erschöpfung, Krankheit, Wahnsinn, eine verzweifelte Abart der Gier sowie Gefahr durch jeden, dem die als Mann verkleidete Johanna und der schwächliche Jakob begegnen, bestimmen ihre Wanderung vorbei an schwer behangenen Galgenbäumen, verstümmelten Leichen und gebrochenen Seelen.

Kummer braucht kein einziges Schlachtengetümmel, um das Elend und die Erbarmungslosigkeit des dreißigjährigen Krieges aufzuzeigen, den er zu keiner Zeit als Abenteuer, sondern stets als erbitterten Überlebenskampf in Szene setzt – mit einem Hauch von Cormac McCarthy und unheimlich viel Brutalität in der Nähe zur Schmerzensgrenze.

Lukas Kummer: Die Verwerfung. Zwerchfell, Stuttgart 2015. 120 Seiten, € 20,00

die_verwerfung