Ein SF-Klassiker mit (ungewollter) Metaebene – „Eternauta“

Die Geschichte des „Eternauta“ ist auch die Geschichte des argentinischen Autors Hector Germán Oesterheld. Er entwickelte diesen Helden, einen Familienvater, der nach einer außerirdischen Invasion gegen die unsichtbaren Herrscher den Kampf aufnimmt. Diese Invasoren tragen keinen Namen, jeder nennt sie nur SIE, und niemand scheint ihnen gewachsen zu sein, aber der Kampf für die Freiheit darf niemals enden – auch dann nicht, als die Hauptfigur zum ewigen Zeitreisenden wird und versucht, nach Hause zurückzukehren.

Es war prophetisch, was Oesterheld hier schrieb. Ohne dass er es damals ahnte, sollte er dem Helden seiner Geschichte nacheifern. Es sind die frühen 1970er Jahre in Argentinien, es ist eine Zeit des Aufruhrs, als gegensätzliche Kräfte aufeinander wirken. Auch Oesterhelds Töchter können sich nicht zurückhalten, sie setzen sich für ihre Überzeugungen ein und stecken ihren Vater mit ihrer Begeisterung an.

Kurz vor dem Militärputsch 1976 gehen Oesterhelds Töchter in den Untergrund. Oesterheld geht mit ihnen. Er arbeitet an einer Fortsetzung des „Eternauta“. Seine Kunst und sein Leben vermengen sich miteinander. Anders als der Eternauta gibt es für ihn aber kein Happyend, nicht mal eines, das so kurzfristig ist, wie das seines Helden. Oesterheld wird von den Schergen der Militär-Junta gefangen genommen, in ein Foltergefängnis gebracht, dann ermordet. Wann, weiß man nicht. Wo sein Leichnam verscharrt wurde, ist – wie bei so vielen der zigtausend Opfer der Junta – ebenfalls unklar.

Kennt man diese Geschichte, dann gerät der „Eternauta“ zu einer gespenstischen Erzählung, weil sie so viel von dem vorwegnimmt, was später geschieht – ohne Außerirdische, aber inmitten eines totalitären Systems, in dem SIE gefangen nehmen, foltern und töten lassen, wer auch immer gerade ins Visier gerät.

Darum fällt es schwer, den „Eternauta“ losgelöst davon zu goutieren. Fiktion und Realität gehen hier Hand in Hand und so wird aus einer packenden Science-Fiction-Geschichte auch ein Plädoyer für die Menschlichkeit.

Avant hat eine formschöne Hardcover-Ausgabe mit informativem Zusatzmaterial publiziert. Vom 18. Januar bis zum 15. April kann man im Literaturhaus Stuttgart die Ausstellung „Hector Germán Oesterheld – Der Mythos Eternauta“ besuchen.

Hector Germán Oesterheld, Francisco Solano Lopez: Eternauta. Avant-Verlag, Berlin 2016. 392 Seiten, € 39,99

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