„Ein Mann namens Cervantes“ – Ritter, Rächer und Rebell

Schon witzig: Als der erfolgreiche deutsche Comic-Künstler Flix Miguel Cervantes’ literarischen Klassiker „Don Quijote“ neu interpretierte, setzte er seinen Protagonisten auf ein Fahrrad. Jetzt hat sich auch der Franzose Christian Lax für einen Comic-Roman in Cervantes’ Umfeld begeben, und Monsieur Lax kannte der deutsche Leser bisher hauptsächlich für seinen Comic „Adler ohne Krallen“, ein grandioses historisches Radsportdrama aus den Anfangstagen der Tour de France.

In „Ein Mann namens Cervantes“ geht es um den Amerikaner Mike Cervantes, einen störrischen Querdenker, den der Ärger mit dem Gesetz als Soldat auf Tour nach Afghanistan treibt. Dort verliert Cervantes eine Hand, gerät in Gefangenschaft der Taliban und kehrt schließlich als versehrter Veteran zurück nach Hause. Sein Gerechtigkeitssinn bringt Mike hier schnell erneut in Schwierigkeiten mit der Exekutive. Außerdem lernt er alles über das abenteuerliche Leben des Spaniers Miguel Cervantes und über dessen weltberühmten Ritter von der traurigen Gestalt – der Autor wird zum Geisterführer des ungewöhnlichen Outlaws. Mike sagt dem kaputten System den Kampf an und begibt sich auf eine tollkühne Reise, wenn nicht sogar Queste, obwohl die Feds ihm an den Hacken kleben …

Überwachungsstaat, Bankzinsen, Selbstzensur, Einwanderung – „Ein Mann namens Cervantes“ hat mehr zu bieten als Lax’ sehenswerte Graustufenseiten und deutet mit der Lanze auf einige knifflige aktuelle Themen, die sich oft keineswegs auf die USA beschränken.

Christian Lax: Ein Mann namens Cervantes. Splitter, Bielefeld 2016. 208 Seiten, € 29,80