Science Fiction mit Crime-Noir-Touch

SUICIDERS_cvrÜber zehn Jahre hinweg reifte die Idee zu „Suiciders“. Lee Bermejo wollte eine Geschichte erzählen, die in Los Angeles spielt, weil er die Stadt gut kennt. Aber es sollte nicht das L.A. der Gegenwart sein, es sollte das sein, das nach dem verheerenden Erdbeben, das überfällig ist und auf das jeder heute wartet, entstanden ist. Ein New Angeles, das durch Mauern vom Rest der USA getrennt ist, das sich unabhängig erklärt, und mit tödlichen Gladiatorenspielen die Unterhaltungsindustrie revolutioniert hat.

Bermejos Inspirationen sind spürbar. John Carpenters „Die Klapperschlange“ oder George Millers „Mad Max“ – düstere Dystopien, denen Bermejo Rechnung trägt. Aber er nutzt den Science-Fiction-Gehalt seiner Geschichte vor allem als Hintergrund. Weit mehr ist er daran interessiert, eine Crime-Noir-Geschichte zu erzählen, ganz in der Tradition von Ellroy und Chandler.

Im Mittelpunkt stehen zwei Kämpfer. Der Saint, der der unangefochtene Champ, aber selbst seinen Fans gegenüber ein Mysterium ist, und der illegal eingewanderte Straniero, der das Zeug dazu hat, zum nächsten Champion zu werden. Dazwischen gibt es die dreckigen Seiten dieses Geschäfts. Die Intrigen, die Korruption, die Morde – in New Angeles ist ein Leben nicht viel wert.

Bermejo ist ein begnadeter Zeichner. Aber er hat auch als Erzähler Talent. Er weiß, wie man eine Geschichte spannend aufbereitet und mit verschiedenen Handlungsebenen jongliert. „Suiciders“ ist aus einem Guss, ein ganz großer Wurf, der Lust auf mehr macht. Mit dem ersten Band „Nachbeben“ liegen die bislang erschienenen sechs Hefte komplett vor. Diese erschienen in den USA bis zum November 2015 – die Ankündigung, wann das zweite Volume startet, steht allerdings noch aus.

Der deutsche Band beinhaltet an Bonusmaterial ein kurzes Interview mit Bermejo, Skizzen und Werbeillustrationen.

Lee Bermejo: Suiciders 1 – Nachbeben. Panini, Stuttgart 2016. 144 Seiten, € 19,99