THE WALKING DEAD 25: Unter Wölfen

TWD25_cvrDie paradiesischen Zustände zerbrechen. Die neu gegründete Zivilisation unter Führung des ehemaligen Sheriff Rick Grimes zeigt Risse, nachdem die mysteriösen „Flüsterer“ einige Mitglieder der friedlichen Gemeinschaft hinrichteten. Fortan spalten sich die Überlebenden in zwei Lager. Jene, die Vergeltung an den barbarischen Aggressoren üben und jene, die wie Rick Grimes an moralischen Grundsätzen festhalten wollen. Die Seite, die diesen bitteren, inneren Konflikt gewinnen wird, entscheidet auch über das Schicksal von Lydia, der geflohenen Tochter der Flüsterer-Anführerin…

Während das TV-Publikum nach der für Comic-Fans natürlich schon lang zurückliegenden Einführung von Rocker-Fiesling Negan noch unter wohligem Schock steht, dürfen sich die Leser des Originals mit der eiskalten „Alpha“ bereits vor der nächsten Generation der „Walking Dead“-Antagonisten fürchten. Dass der gerissene Negan darüber nicht etwa den Löffel abgegeben hat, sondern seinen diabolischen Einfluss selbst aus seiner Gefängniszelle heraus geltend macht, das ist dabei nur das Sahnehäubchen auf der Moder-Torte.

Nach dem Governor, der seine Leute durch Lügen, Täuschung und die Befriedigung ihrer Sensationslust unter Kontrolle hielt und dem sadistischen Rocker-Präsi Negan, der auf Motivation durch Angst setzte, hält nun, wohlstrukturiert wie es sich für gute Literatur gehört, das nächste exemplarische Beispiel für Herrschaftsformen Einzug in das Zombie-Universum von Autor Robert Kirkman. Wie ein Wolfsrudel, wie instinktgesteuerte Tiere glauben die Flüsterer an den Sieg des Tiers im Menschen. Völlig egal, welche Meinung man über das nun mehr als zwölf Jahre andauernde Indiecomic-Phänomen „The Walking Dead“ hat – hier wird deutlich, wie durchdacht und vorausschauend der gefeierte Autor seine Reihe konzipiert.

Dass es dabei nicht um die simple, genreübliche Befriedigung niederer Lese-Triebe geht, wird auch deutlich, wenn man einen Blick auf die vielen wortlosen Seiten wirft, in denen die Überlebenden den Verlust ihrer Freunde und Familienmitglieder betrauern. Was hier visuell, erzählerisch und emotional geboten wird, ist nicht der „Schund“ den schlecht informierte Kritiker aus der Zombie-Saga machen wollen. Im Gegenteil, „The Walking Dead“ muss sich vor keiner noch so tiefsinnigen Graphic Novel verstecken, weiß dabei aber trotzdem immer durch Spannung zu begeistern und zu unterhalten. Das soll erstmal jemand 150 Hefte lang nachmachen…

Robert Kirkman, Charlie Adlard: The Walking Dead: Unter Wölfen. Cross Cult, Ludwigsburg 2016. 144 Seiten, 18,00 €