„Wilson“ kommt ins Kino

9783956400735-384x500Daniel Clowes‘ Comics und das Kino sind eng miteinander verwoben. Schon sein Frühwerk „Wie ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln“ brachte dem US-amerikanischen Comickünstler den Vergleich mit David Lynch ein. Unangebracht zwar, aber Filme, ebenso wie der weitschweifige Zeichenapparat der Pulp-Popkultur, spielen in Clowes‘ Arbeiten tatsächlich eine große Rolle, als Zitationsquellen und als Modell für seine Bildsprache.

Die Verfilmung seiner sarkastischen Coming-of-Age-Erzählung „Ghost World“ im Jahr 2001 (Regie: Terry Zwigoff, der seinerseits zuvor mit dem Dokumentarfilm „Crumb“ ein überaus galantes Porträt des Underground-Nestors präsentierte), u.a. besetzt mit der noch jugendlichen Scarlett Johansson und Steve Buscemi, entwickelte sich zum Indie-Hit und brachte Clowes und Zwigoff eine Oscar-Nominierung für das gemeinsame Drehbuch.

Nun soll als nächste Verfilmung „Wilson“ folgen, ein Episoden-Comic über die titelgebende Hauptfigur, die mit ihrer zynischer Häme ihren Mitmenschen auf die Nerven geht – eine ironisch-bittere White-Trash-Abrechnung und Zeitungscomic-Huldigung zugleich. Woody Harrelson wird den Wilson geben, auf dem Regiestuhl sitzt Craig Johnson, der mit „The Skeleton Twins“ (2014) und „True Adolescents“ (2009) seine Dramödien-Affinität schon unter Beweis gestellt hat. Im Frühjahr 2017 soll „Wilson“ in den Kinos starten, ob der Film auch in Deutschland auf der Leinwand zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.

Die deutsche Übersetzung des Comics erschien 2010 bei Eichborn, im Gegensatz zu sämtlichen weiteren Meisterwerken Clowes‘, die stets von Reprodukt verlegt werden. Den Kinostart nehmen die Berliner als Anlass für eine baldige Neuauflage, sodass Clowes‘ Werk wieder lückenlos bei jenen Pionieren erhältlich ist, die seit den frühen 90ern dieses Erzählgenie hierzulande gefördert haben.