„Hilo“ – Der Junge, der auf die Erde krachte

hilo-cvrEs ist nicht besonders gut um das Selbstbewusstsein des kleinen D.J. bestellt. All seine Geschwister können irgendetwas besonders toll. Das einzige, was er toll konnte, war der Freund von Gina zu sein. Die ist aber vor ein paar Jahren in eine andere Stadt gezogen. Deshalb hat der niedliche Knirps auch oft ziemlich schlechte Laune und weiß nichts mit sich anzufangen. Das ändert sich schlagartig, als buchstäblich ein neuer Freund für ihn vom Himmel fällt. Und dass er nur mit einer silbernen Unterhose bekleidet wie ein Komet auf die Erde geknallt ist, war noch längst nicht das merkwürdigste an dem rätselhaften Jungen namens Hilo. Zum Beispiel kann er sich an fast gar nichts außer seinem Namen erinnern, stellt aber schnell fest, dass er ausgesprochen gern isst und rülpst. Außerdem kann er in Windeseile ganze Lexika auswendig lernen oder sich selbst für die Schule anmelden, indem er im Schulbüro mit einem Waschbär für reichlich Chaos sorgt…

Kinderbücher und auch Comics für ein junges Publikum haben selbst bei noch so liebevoller Gestaltung häufig das Problem, dass sie entweder jede Dynamik oder Aufregung für die Eltern vermissen lassen, oder den kleinen Lesern einfach etwas zu viel davon zumuten. Judd Winick gelingt mit „Hilo“, das er für seinen Sohn geschrieben hat, der goldene Schnitt in dieser Disziplin. Die drolligen, liebenswerten Charaktere mit ihren alltäglichen Problemen und Ängsten bieten jedem Kind genug Gelegenheit sich in das Geschehen einzufinden, während der Plot – ohne dabei zu düster oder bedrohlich zu geraten – stetig an Fahrt aufnimmt und am Ende des ersten Bandes sogar mit einem waschechtem Cliffhanger aufwartet.

Ohne dabei unnötig zu verwirren oder zu verängstigen, bietet die charmante Geschichte ein paar für das Format wirklich unerwartete Wendungen und langweilt weder Mama und Papa noch den Nachwuchs mit moralischen Pseudo-Messages, die von austauschbaren Buntstifttieren vorgetragen werden. Die knallige, freche Aufmachung und der trickfilmreife Humor sorgen dafür, dass sich auch Lektüre für Kinder nicht länger hinter rasanten Filmabenteuern wie „Madagascar“ oder „Kung Fu Panda“ verstecken muss. Käufer der Erstauflage werden außerdem noch mit einem witzigem Stickerbogen belohnt, der sich prima zum „Hilo-fizieren“ von Spielzeugkisten oder Schreibtischen eignet. „Fantastisch!“, wie Hilo selbst sagen würde.

Judd Winick: Hilo, Bd. 1. Popcom, Hamburg 2016. 200 Seiten, € 14,00