„Valentina Underground“ – In der Unterwelt

valentina_5001Vor Valentina gab es schon Comic-Heldinnen, aber nur wenige waren derart frei wie sie. Frei von den Zwängen jener Ära, frei von den Konventionen, frei, sich sexuell zu entfalten. Ebenso frei war der gelernte Architekt Guido Crepax, der seine betörende Heldin nicht nur erfand, sondern stilistisch Neuland betrat, indem er den kinematographischen Stil auf das Medium Comic übertrug und damit einen delirierenden Zwitter erschuf, der heute noch so faszinierend wie in den 1960er Jahren ist.

In den fünf Geschichten von „Valentina Underground“ schickt Crepax seine Heldin in die düsteren Welten im Inneren der Erde, wo sie uralten Völkern begegnet. Das ist inhaltlich etwas überzogen, aber die Form macht es, da Crepax mit dem Einsatz filmischer Mittel, die er allesamt auf einer Seite unterbringt, den Leser mit einem Ansturm der Bilder überwältigt und in den Bann zieht.

Das Faszinierende an Valentina ist nicht nur, dass die Geschichten vor Originalität sprühen, sondern dass Crepax sich auch entschied, seine Heldin real altern zu lassen. Das fällt in den in diesem Band versammelten Geschichten noch nicht auf, in späteren dafür umso mehr. Das hebt die Figur von vielen anderen ab, auch und gerade, weil die Geschichten immer stärker internalisiert werden. Es ist die psychologische, aber auch die sexuelle Komponente, die Crepax interessiert, während er die Einflüsse der Pop-Art verarbeitet und den Erwachsenencomic mit großen Schritten vorangetrieben hat.

„Valentina Underground“ ist der zweite Band der Gesamtausgabe, mit der der Avant-Verlag Crepax‘ Hauptwerk in bibliophiler Form zugänglich macht.

Guido Crepax: Valentina Underground. Avant-Verlag, Berlin 2016. 224 Seiten, € 34,95