Die Revolution frisst ihre Kinder

kubanischer-herbst-cvrEs war eine Zeit der Revolution – der großen gegen das System, der kleinen der Jungen gegen die Alten. In den 1960er Jahren begehrten junge Leute gegen ihre Eltern auf, die nicht selten Nazis waren oder mit ihnen sympathisiert hatten. Dies war die Zeit der Revolution in Kuba, als sich junge Linke für Freiheitskämpfe überall in der Dritten Welt begeistern konnten. So auch der dänische Kriegsberichterstatter Jan Stage, der mit Che Guevara befreundet war, aber auch Kontakt zu anderen Ikonen des „Freiheitskampfs“ pflegte.

Morten Hesseldahl und Henrik Rehr nahmen seine Lebensgeschichte und formten daraus ein packendes Stück Zeitgeschichte, das den Leser in eine Ära entführt, in der Gut und Böse noch klar getrennt zu sein schienen. Aber das änderte sich mit Che Guevaras Tod, nach dem die Linke sich transformierte und oftmals nicht mehr für das Volk, sondern für ein selbst propagiertes Ideal kämpfte – auch und gerade gegen das Volk, das unter Racheakten zu leiden hatte.

Kubanischer Herbst“ berichtet von einer Zeit des Aufruhrs, als alles im Wandel war. Das gelingt mit schwarzweißen, sehr nüchternen, aber dafür effektiven Zeichnungen, die fast schon dokumentarisches Gefühl aufkommen lassen. Zudem ist die Geschichte packend und teils auch sehr metaphorisch erzählt, da Hessedahl und Rehr auf Kunstgriffe zurücksetzen, um ihren Standpunkt zu untermauern.

Das Ergebnis ist eine lesenswerte Reise in die Vergangenheit, die den Spätgeborenen ein Gefühl davon geben kann, wie diese Zeiten der Revolution waren – und wie sie an sich selbst scheiterten.

Morten Hessedahl, Henrik Rehr: Kubanischer Herbst. Jacoby & Stuart, Berlin 2017, 80 Seiten, € 20,–

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