Auf der Suche nach den Geheimnissen des Seelenfängers

suicidesquadkatanasoftcover_softcover_693Invasion! Der Zwergstaat Markovia wird von den Truppen des Kobra-Kultes überrannt. Das wäre allemal eine Reisewarnung wert, aber die Samurai-Kriegerin und Justice League-Vertreterin Katana lässt sich nicht davon abhalten, dem Land einen Besuch abzustatten. Von der Astrophysikerin Dr. Jace erhofft sie sich nämlich Antworten auf die Geheimnisse ihres Schwertes, nach dem auch sie benannt ist, und in dem glücklose Seelen genauso gefangen sind wie ihr Geliebter Maseo. Denn Dr. Jace ist überzeugt, dass es keine Trennung gibt zwischen der Welt der Wissenschaft und der Welt der Mystik – aber dieses Wissen macht die Dame wohl für den Anführer des Kobra-Kultes genau interessant, der Dr. Jace kurzerhand entführt. Katana wird von ihr getrennt und nimmt sich der geschundenen Bevölkerung des Landes an, was bei den Besatzern weniger gut ankommt.

Als die Sache wirklich brenzlig zu werden droht, eilt Hilfe von unerwarteter Seite herbei: die Task Force X unter dem Kommando von Iron Man und Deadshot haut Katana aus der Bredouille und macht sich mit ihr auf in Richtung Fliegende Arche des Kobra-Herrschers. Dabei werden sogar Opfer in den eigenen Reihen billigend in Kauf genommen. Dass die bunte Truppe, besser bekannt als Suicide Squad, von ihrer Chefin Amanda Waller nicht gerade aus Menschenliebe auf Katanas Fährte geschickt wurde, dürfte auf der Hand liegen – natürlich verfolgt die undercover-Agentin ihre ganze eigene Agenda, die sich um Katanas seelenfangendes Schwert dreht. Und auch der Kobra-Anführer hat etwas anderes im Schilde als einen einfachen Staatsstreich…

Im Gefolge der zu Recht populären TV-Serie „Arrow“ und vor allem des durchaus desaströsen (aber erstaunlicherweise finanziell erfolgreichen) „Suicide Squad“-Films haut uns DC derzeit natürlich alles um die Ohren, was auch nur irgendwie in diesem Fahrwasser schwimmt. Können die Auftritte in „Arrow“ noch durchaus überzeugen, gehören die viel zu kurzen und mysteriösen Szenen um die Samurai-Dame Tatsu Yamashiro und ihr Schwert, den Seelenfänger, zu den versemmelsten Elementen des Kinowerks.

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Dabei gibt der Charakter doch einiges her: schon 1983 von Batman-Veteran Mike W. Barr ersonnen, durchlebte Katana gleich bei ihrem ersten Auftritt in „The Brave And The Bold“ Nr. 200 ein Abenteuer im fiktiven europäischen Staat Markovia. Seitdem hat sich einiges getan bei ihr, nach ihrer Zeit bei den Outsiders und Stippvisiten bei den Birds Of Prey schloss sie sich Amanda Wallers Justice League Of America an, um in dieser Funktion mehr über das Schicksal ihres im Schwert gefangenen Mannes zu erfahren.

Hier setzt auch diese Miniserie „Suicide Squad: Katana“ an, in der Mike W. Barr höchst selbst zu seiner Figur zurückkehrt und sie mitten in ein Kriegsgebiet schickt. Dabei vermischen sich (wie schon im Avengers-Kinoabenteuer „Age Of Ultron“) Haupt- und Staatsaktion (also Kampf der „Meta-Wesen“ untereinander) mit den Effekten, die diese übermenschlichen Konflikte auf die Bevölkerung haben, die darunter leidet wie unter jedem Krieg, wodurch teilweise durchaus schneidenden Parallelen zu aktuellen (Bürger)Kriegsgebieten entstehen. Die Suicide Squad steht durchaus im Rampenlicht, mit dem kalt planenden Deadshot an der Spitze, dem kalauernden Captain Boomerang als effektiver Waffe und der durchgeknallten Harley Quinn als Farbtupfer. Dass Amanda Waller hauptsächlich in eigener Sache unterwegs ist und ihren Vorteil sucht, ebenso wie der Kobra-Obermufti natürlich nicht der nächste König von Markovia werden will, all das wird relativ schnell klar, wobei dennoch eine schöne Agent/Doppelagent-Story entsteht, die von Diogenes Neves rasant und actionreich inszeniert wird.

Ein flottes, abwechslungsreiches Lesevergnügen, das auch ohne Vorkenntnisse funktioniert und die abgeschlossene Serie aus den US-Bänden „Suicide Squad Most Wanted: Deadshot & Katana“ 1-6 zusammenfasst.

Mike W. Barr, Diogenes Neves: Suicide Squad: Katana. Panini, Stuttgart 2017. 140 Seiten, € 16,99