„Jugurtha“ – Ein weiterer Klassiker von Hermann

jugurtha1-cvrMit der „Jugurtha Gesamtausgabe“ nimmt sich Finix einer schönen Abenteuerserie an, die 1967 von dem Journalisten Jean-Luc Vernal und dem Zeichner Hermann Huppen ins Leben gerufen wurde. Vernal war damals noch ein junger Mann, der von Sallustius‘ „Bellum Iugurthinium“ begeistert war, aber das nicht als einzige Quelle nahm, sondern auch die numidischen Legenden zu Rate zog. Letzten Endes ging es ihm darum, zwar eine historisch einigermaßen akkurate Geschichte zu erzählen, sie aber auch zu nutzen, um seinen eigenen politischen Ansichten Vorschub zu leisten. Immerhin geht es um einen Mann, der auf verlorenem Posten steht und sich dennoch gegen ein Weltreich auflehnt.

Dieser Mann ist Jugurtha, der Prinz von Numidien, der im Clinch mit seinen Brüdern liegt und damit auch den Groll Roms auf sich zieht, als er das Reich eint und gegen die Ewige Stadt aufbegehrt. Das ist der Stoff der ersten beiden in diesem Band enthaltenen Alben, die von 1967 bis 1970 in Kapitelform produziert und in „Tintin“ veröffentlicht wurden.

Vernal gab zu, dass seine Version des Prinzen romantisiert ist, so wie Sallustius‘ Version das andere Extrem bedient. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, ist aber nur zum Teil Gegenstand dieses Comics. In erster Linie soll natürlich ein Abenteuer erzählt werden, das spannend ist und nebenbei ein paar historische Fakten zu bieten hat.

Das ist Vernal und Hermann gelungen, die eine packende Erzählung abgeliefert haben, die nur so enden konnte, wie Sallustius das auch in seinem Buch erzählt: mit der Inhaftierung und dem bald darauffolgenden Tod Jugurthas.

Aber 1976 wurde Vernal wieder auf die Figur angesprochen und beschloss, sie zurückzubringen. Immerhin ist für einen Autor nichts leichter, als einen Häftling aus dem Gefängnis zu befreien. Die Zeichnungen stammen nicht mehr von Hermann, an seine Stelle trat Franz, der zuerst eingeschüchtert war, in die großen Fußstapfen zu treten, sich die Serie und ihre Figuren aber sehr schnell zu eigen gemacht hat. Sehr schön ist dabei auch zu sehen, wie sich die Form des Erzählens in Bildern in nur wenigen Jahren entwickelt hat, wirken Franz‘ Zeichnungen doch aufgrund eines lockereren Herangehens ans Layout frischer und moderner.

Finix hat mit dem ersten Buch der „Jugurtha Gesamtausgabe“, der mit einer Auflage von 2.000 Stück daherkommt, mal wieder einen formvollendeten Prachtband abgeliefert, der auch über einen interessanten redaktionellen Teil verfügt. Vier weitere Bände werden folgen, dann liegt die Serie, die Franz bis 1991 gezeichnet hat, komplett vor.

Jean-Luc Vernal, Hermann, Franz: Jugurtha Gesamtausgabe 1 – 1967-1976. Finix, Wiesbaden 2017. 204 Seiten, € 29,80