„Rick Master“ – Mit der Gesamtausgabe wird alles gut!

Über 55 Jahre hinweg ermittelte Rick Master in kniffligen Fällen. Von 1955 bis 2010 entstanden so 77 Abenteuer, für die André-Paul Duchâteau und Tibet verantwortlich zeichneten. Der Reporter und Amateurdetektiv hat dabei allerhand kuriose Fälle gelöst, bei denen nicht selten ein übernatürliches Element ausschlaggebend gewesen sein könnte, aber mit Beharrlichkeit und Hingabe konnte Rick noch jeden Verbrecher überführen und zeigen, dass das alles doch nur allzu irdisch ist.

Nach einer recht bunten Editionshistorie, die Rick Master über Jahrzehnte hinweg von Koralle über Bastei und Carlsen zu Kult Editionen geführt hat, wird nun endlich alles gut. Denn eine einheitliche Gesamtausgabe hat es bis dato nicht gegeben. Einen Versuch aber schon, denn Kult Editionen hat insgesamt zehn Bände einer eigenen „Rick Master Integral“-Reihe publiziert, die sich von der französischen Edition jedoch dahingehend unterschied, dass nur drei anstatt vier Alben enthalten waren. Der Hintergrund war wohl, dass man dadurch eine Reihe mit mehreren Nummern haben wollte, aber das Projekt verfing nicht, was nicht an Rick Master, sondern an dem Umstand lag, dass der Verlag in Schwierigkeiten geriet und schließlich aufgelöst werden musste.

Einige der bei Kult Editionen verlegten Serien haben längst eine neue Heimat gefunden, bei „Rick Master“ wagten viele aber nicht zu hoffen, denn mit bereits zehn Gesamtausgaben lag hier eine Edition vor, die noch sehr neu war, weswegen es für jeden neuen Verleger schwierig war, eine vernünftige Kalkulation aufzumachen. Immerhin kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Fan sich eine neue Gesamtausgabe noch einmal kauft. Zumindest dann, wenn nicht effektiv sehr viel mehr geboten ist.

Entsprechend passend ist, dass die Serie nun bei Splitter ihr Heim gefunden hat, denn dort beginnt man jetzt mit einer 25-bändigen Gesamtausgabe im größeren Format und auf besserem Papier – analog der mustergültigen Edition von „Dan Cooper“. An den Start geht man mit dem elften Band, der die Originalalben 39 bis 42 enthält. Damit beginnt man mit Material, das Kult noch nicht in der Gesamtausgabe abgedeckt hat. Im zweimonatlichen Rhythmus wird die Reihe veröffentlicht, wobei man als zweites den ersten Band ausliefert, so dass in relativ überschaubarer Zeit alle Abenteuer dauerhaft für den deutschen Leser lieferbar gehalten werden.

„Rick Master“, die eine der letzten großen frankobelgischen Serien ist, die hierzulande noch nicht in einer mustergültigen Edition vorliegen, stand vielleicht immer etwas im Schatten von anderen Klassikern, aber bemerkenswert ist, wie das Autor- und Zeichner-Duo über einen derart langen Zeitraum eine erstaunlich langlebige Serie bedient und fast 80 Abenteuer realisiert hat. Alleine das sichert „Rick Master“ einen Platz in den Annalen der Comic-Historie, auch wenn die Abenteuer der letzten Jahrzehnte vielleicht nicht mehr so ganz mit den frühen Geschichten mithalten können.

Zu denen gilt immerhin zu sagen, dass die Serie kaum den Mief des Altmodischen hat. Eher schon fühlt man sich wohlig an klassische Krimis erinnert. Interessant ist zudem, die optische Entwicklung von Rick, die sich der Zeit, in der die Abenteuer spielen, immer angepasst hat. Das sieht man auch sehr schön an seinem fahrbaren Untersatz, der alle paar Jahre erneuert wird: Zuerst ist es ein MG A Roadster (1955), später ein Porsche 356 Cabriolet (1955) und dann folgen ein Volvo P1800 (1961), ein Porsche 911 Targa (1965), ein Porsche 911 Coupé (1970), ein Porsche 911 Targa (1975), ein Porsche 911 Turbo (1974), ein Porsche 911 Turbo (1993) und ein Porsche 911 Carrera (2004).

Nach dem Tod von Tibet wurde die Serie im Jahr 2010 von Lombard eingestellt, 2015 aber mit einem neuen Autor-Zeichner-Gespann bestehend aus Zidrou und Simon van Liemt neu belebt. Zwei Bände sind bereits erschienen, die ebenfalls bei Splitter publiziert werden und als Hommage, aber auch Neuinterpretation den Reporter und Detektiv für das neue Jahrhundert fit machen.