Der beste Freund des Menschen – S.A.M.

Durch nicht näher definierte Umstände werden zukünftig gigantische, feindselige Roboter die Herrschaft über unseren dann gar nicht mehr so schönen Planeten übernehmen. Eine Gruppe überlebender Jugendlicher rund um den Technik-Tüftler Yann hat Stellung im Untergrund bezogen, um dort den wachsamen Linsen der an der Oberfläche patrouillierenden Mech-Fahnder zu entgehen. Doch natürlich müssen sich die Kids von Zeit zu Zeit auch mal an die Sonne wagen, um noch nicht ganz so lang abgelaufene Konserven und wichtige Technikbauteile zu erbeuten. Bei letzterem muss Yann schockiert feststellen, dass ein stählerner Riese mit der unfreiwillig drolligen Seriennummer S.A.M. noch gar nicht deaktiviert ist, sondern sich unter lautem Zischen und Röhren in Bewegung setzt. Mysteriöserweise möchte er dem Jungen aber nun gar nicht mehr ans Leder, sondern scheint sogar dankbar für seine „ärztliche Behandlung“ zu sein…

Hand auf’s Herz – Weder Jugendliche in endzeitlichem Setting, noch emotionalisierte, große Robo-Freunde nach der bewährt-rührenden „Gigant aus dem All“-Formel sind dieser Tage für Comic-Freunde noch eine große Überraschung. Während postapokalyptische Teenie-Romanzen mit dem rotzig-frechem „Gung Ho“ und dem episch erzähltem „Allein“ aktuell einen kaum erreichbaren Standard haben, hat letztere Story-Formel vor ziemlich genau einem Jahr mit „Rock & Stone“ eine exzellente Darbietung im Splitter-Verlag feiern dürfen. Wen genau soll „S.A.M.“ also noch hinter’m Ofen hervorlocken?

Zugegeben, die relativ hohe Anzahl der Kids, ihr recht generischer Look und ihre quasi nicht vorhandene Charakterentwicklung sorgen nicht unbedingt für eine schnelle, emotionale Bindung des Lesers. Man muss dem Euro-Manga allerdings zugute halten, dass er sich erzählerisch dicht an seinen offensichtlich japanischen kreativen Wurzeln orientiert und sich bewusst zunächst viel Zeit für eine detailgetreue Abbildung der Welt, des Szenarios lässt. Das gelingt vortrefflich, denn „S.A.M.“ verfügt nicht nur über ein paar ausgesprochen ansprechende Landschaftsbilder, sondern vor allem auch über extrem dynamische, tolle Actionsequenzen. Jedes einzelne Panel könnte gut und gerne auch ein Standbild aus einer teuren Anime-Produktion sein und begeistert mit extrem stimmungsvollen Farbpaletten. Der erste von insgesamt vier geplanten Bänden animiert von seiner Optik einmal abgesehen zwar noch nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen, verheißt der Reihe aber definitiv einiges an Potential, falls die Handlung mit dem zweiten Band auch endlich mit der Präsentation aufschließen kann.

R. Marazano, X. Shang: S.A.M. 1 – Nach dem Menschen… Splitter-Verlag, Bielefeld 2017. 48 Seiten, 14,80 Euro.