Ausstellungskooperation „Die neunte Kunst“ in Oldenburg

Foto: David OReilly

Große Comic-Offensive in Oldenburg: In gleich drei parallelen Ausstellungen wird „Die neunte Kunst“, so der gemeinsame Titel, präsentiert, unterteilt in die Sektionen „Die Geschichte des Comics“ (Stadtmuseum Oldenburg), „Aktuelle deutsche Graphic Novels“ (Horst-Janssen-Museum) und „Unwanted Stories“ (Edith-Russ-Haus). Die Eröffnung findet am 2. Februar statt, die Werke sind dann bis zum 2. April bzw. 6. Mai („Aktuelle deutsche Graphic Novels“) zu sehen.

Aus dem Veranstaltertext:

„Unter dem Titel „Die Neunte Kunst“, hinter dem sich die Kunst des Comics verbirgt, gibt es erstmalig eine große Kooperationsausstellung im Stadtmuseum Oldenburg, im Horst-Janssen-Museum und im Edith-Russ-Haus für Medienkunst zu sehen. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven widmen sich die drei Häuser dem Thema Graphic Novels, also Grafischen Erzählungen, die mit ihrer Verbindung von Text- und Bildelementen zur sogenannten Neunten Kunst zählen. Jede Ausstellung zeigt einen in sich abgeschlossenen Schwerpunkt, zusammen bilden sie jedoch drei Kapitel derselben Erzählung.

Kapitel I: Die Geschichte des Comics
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts ist der Comic zu einer eigenen Kunstform geworden. Comics sprechen nicht nur Kinder und Jugendliche an, sondern sind mittlerweile weltweit ein in allen Generationen verbreitetes Medium der Pop-Kultur, das sich in jüngster Zeit durch den Erfolg der Graphic Novel künstlerisch noch bemerkenswert weiterentwickelt hat. Das Stadtmuseum Oldenburg nimmt daher im Rahmen der Kooperations-ausstellung „Die Neunte Kunst“ die Kultur- und Wirkungsgeschichte des Comics vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart in den Blick.

Ausgewählte Comics
Im Zentrum der Präsentation steht die Darstellung der Geschichte des Comics anhand exemplarisch ausgewählter Objekte. Dabei konzentriert sich die Ausstellung überwiegend auf Beispiele aus dem deutschen, franko-belgischen und US-amerikanischen Raum. Von den Grafiken des Schweizer Illustrators Rodolphe Toepffer über Walt Disney bis zu Art Spiegelman oder Will Eisner können Besucherinnen und Besucher den Weg des Comics zur Massenpopularität von der Zeichnung bis zum gedruckten Heft nachvollziehen.

Wirkungsmacht der Bilder
Ein weiterer Themenschwerpunkt widmet sich der Wirkungsmacht der Bildgeschichten: Welche zeichnerischen und erzählerischen Formen machen den Erfolg des Genres aus? Wie spiegelt sich die massenhafte Verbreitung in unserem Alltag wieder?

Comic und Kommerz
Ergänzend zu den überwiegend zwei-dimensionalen Objekten in Form von Zeichnungen, Drucken oder Heften zeigen Merchandising-Artikel die zielgerichtete Vermarktung und Popularisierung von Comics und ihren Hauptfiguren. Darüber hinaus vermitteln Auszüge aus frühen Comic-Verfilmungen einen vertieften Einblick in künstlerische wie kommerzielle Verwertungsformen des Comics.

Kapitel II: Aktuelle deutsche Graphic Novels
13 zeitgenössische, national wie international ausgezeichnete Comiczeichnerinnen und -zeichner aus Deutschland zeigen ihre neuesten Arbeiten. Den Auftakt dazu bilden die Zeichnungen des deutschen Graphic Novel-Pioniers Hans Hillmann. In der Schau geht es nicht in erster Linie um die Comic-Prints und die Bücher selbst. Vielmehr sollen die Originalzeichnungen und die Vorgeschichte der Bücher im Fokus stehen. Die Besucher können studieren, wie individuell die Künstlerinnen und Künstler an ihre Projekte herangehen, wie verschiedenartig ihre Gestaltungsmittel, ihre Handschriften, Erzählweisen und technischen Verfahren sind.

Breites Themenspektrum
Die ausgestellten Graphic Novels sind nicht nur stilistisch, sondern auch thematisch breit aufgestellt. Die Geschichten erzählen von einschneidenden Erfahrungen aller Art, von Alltagsdramen und persönlichen Traumata. Katastrophen im Kleinen sind mit weltpolitischen Erschütterungen verstrickt. Geschichtliche Ereignisse sind gleichermaßen Gegenstand wie aktuell Gesellschaftspolitisches. Neben autobiografischen Stoffen und Biografien finden sich Auseinandersetzungen mit Klassikern der Weltliteratur oder auch Comics, die als Reportagen angelegt sind.

Künstlerinnen und Künstler
Anke Feuchtenberger, Anna Haifisch, Barbara Yelin, Birgit Weyhe, Felix Pestemer, Hans Hillmann, Isabel Kreitz, Jakob Hinrichs, Lukas Jüliger, Max Baitinger, Olivier Kugler, Reinhard Kleist, Simon Schwartz, Ulli Lust

Kapitel III: Unwanted Stories
Die Neunte Kunst – Unwanted Stories ist eine internationale Gruppenausstellung zeitgenössischer Kunst, die von gezeichneten Romanen, den Graphic Novels, ausgeht. Sie konzentriert sich auf die düsteren Vertreter dieses Genres − Werke mit Geschichten, die sonst nicht in Bildern erzählt werden können, weil es von ihnen keine photographischen Bilder gibt. Die Ausstellung umfasst nicht nur Graphic Novels selbst, sondern untersucht darüber hinaus, wie dieses faszinierende Genre eine Vielfalt von künstlerischen Formen inspirierte: von großformatigen Wandzeichnungen über grafische Reportagen und filmische Animationen bis hin zu den mäandernden Erzählstrukturen im Computerspiel. Verhandelt werden klassische Themen der Graphic Novel wie psychologische Erzählungen oder Science-Fiction ebenso wie politische, aber weitgehend bilderlose Themen, so etwa zeitgenössische Formen der Sklaverei oder digitale Rekonstruktionen von Auschwitz. Journalistische Recherchen und forensische Rekonstruktionen treffen in den Werken auf innere Welten und persönliche Obsessionen. Dabei wird immer auch das Medium selbst und seine reiche Geschichte reflektiert. Die Werke bedienen sich der suggestiven Kraft der populären graphischen Erzählung und dekonstruieren sie im gleichen Atemzug, indem sie sich der glänzenden Hightech-Ästhetik aktueller Computeranimationen durch den Einsatz bewusst einfacher Techniken verweigern. So entstehen eigentümliche, nie gesehene Welten, die im Kopf des Betrachters noch lange weiterleben.
Mit: Wojciech Bąkowski (Polen), Ganzeer (Ägypten), Viktoria Lomasko (Russland), David OReilly (Irland), Amir Yatziv (Israel).

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung bietet ein breites Angebot an Mitmach-Möglichkeiten. Dazu gehören von Künstlerinnen und Künstlern geleitete Comic-Workshops, Comic-Lesungen, eine Comic-Tauschbörse, Live-Drawing-Aktionen und Signierstunden.“