Es ist ein krasses Science-Fiction-Szenario: In einer Zukunft, die nicht genau definiert wird, die aber einige Jahrtausende von unserer Zeit entfernt ist, können Menschen nicht mehr auf der Oberfläche der Erde leben. Die Sonne hat sich nämlich so erhitzt, dass keine menschliche Kultur mehr möglich ist. Die Überlebenden haben sich in Kuppelstädte zurückgezogen, die auf dem Meeresgrund errichtet worden sind. Verschiedene Kulturen haben sich entwickelt, die meisten von ihnen sind längst untergegangen. Es ist zudem absehbar, dass die menschliche Zivilisation auch in dieser Existenzform nicht mehr lange überdauern kann.
Doch eine Frau hat eine Vision: Sie glaubt, dass die Menschheit eine Chance hat. Sie muss auf einen Planeten auswandern, der ihnen eine atembare Atmosphäre und einen feste Oberfläche bietet. Ihr Optimismus ist alles, was ihr geblieben ist, nachdem Piraten ihren Mann getötet und ihre Töchter entführt haben…
Das ist das Szenario der Comic-Serie „Low“, die hierzulande vom Splitter Verlag veröffentlicht wird. In den USA kam die Serie in Form von Heften heraus, bei Splitter wurden sie in bislang drei Hardcover-Bände – im Heftformat – zusammengefasst. Um es klar zu sagen: Es ist keine einfache Lektüre. „Low“ ist ein Comic, der sowohl zeichnerisch als auch textlich originell und durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Ich hatte durchaus meine Probleme, in die Geschichte hineinzukommen, und war mir am Anfang nicht klar, wie ich das Ganze finden sollte. Dabei ist der Ansatz spannend – aber vielleicht war mir die Geschichte anfangs zu „modern“ erzählt. Der erfahrene Autor Rick Remender erzählt von einer Menschheit im Niedergang, von einer Spezies, die vom Aussterben bedroht ist und deren Angehörige auch jegliche Humanität verloren haben.Seine Geschichte erzählt er sprunghaft und mit teilweise derber Action. Die Menschen gehen nicht freundlich miteinander um, sie sind bösartig und verzweifelt. Es ist eine zynische Gesellschaft, deren Angehörige nur auf ihr Ende warten. Und auch die positive Heldin, die so viel Optimismus in sich trägt, scheint wenig Chancen zu haben, etwas am Schicksal der Menschheit zu ändern.
Künstlerisch ragt „Low“ aus der Masse heraus. Greg Tocchini zeigt eine Welt, die unter dem Meeresspiegel liegt, und er macht das mit Bildern, die oftmals nur skizzenhaft erscheinen, die in bunten Farben flirren und schillern, die Action ebenfalls in zerfetzt wirkenden Bildern zeigen. Seine Bilder gehen ineinander über, die klare Abgrenzung zwischen einzelnen Panels wirkt aufgelöst. Das ist ungewöhnlich, damit bricht der Künstler oft mit der gewohnten Comic-Ästhetik, erschafft damit aber eine eigene Welt.
Dieser Text erschien zuerst auf: perry-rhodan.net
Klaus N. Frick ist Chefredakteur der Science-Fiction-Heftroman-Serie „Perry Rhodan“ sowie Autor zahlreicher Romane und Kurzgeschichten.