Wir sind hier nicht in Smallville, Hulk – Comics in Serie

Szene aus der "Batman"-TV-Serie (1966-1968) (© Warner)

Die Frühphase

Schon bevor das Fernsehen seinen großen Durchbruch hatte, gab es Helden in Serie. Superman wurde durch die legendäre Radioserie und die Cartoon-Reihe der Fleischer-Brüder erst richtig berühmt und definiert. Hier lernte er das Fliegen und entdeckte wie gefährlich Kryptonit für ihn ist. Kirk Alyn übernahm die Rolle des Stählernen in der Serial-Reihe im Kino, wo bereits „Flash Gordon“, „Dick Tracy“ oder „Batman“ Erfolge feierten.

Superman, gespielt von George Reeves, startete in „The Adventures of Superman“ 1952 zunächst in Schwarz/Weiß und dann in Farbe als Fernsehserie, die damals eher für ein Kinderpublikum gedacht war. Bis dahin gab es nur die kurzlebige „Dick Tracy“-Serie auf ABC. Superman sollte für Jahre der einzige Held in der Röhre bleiben. Wir befanden uns in der Zeit des Niedergangs der Superhelden, herbeigeführt durch Verunglimpfungen der Helden (siehe Seduction of the Innocent), und auch das Interesse an anderen Stoffen, wie Romantik, Western oder Comedy im Comic, war in dieser Zeit höher. Kein Wunder also, dass „Superman“ kein anderer Held folgte, sondern „Dennis the Menace“ als Realserie 1959 und „Die Addams Family“ 1964, die auf einer Cartoonreihe des Magazins „New Yorker“ basiert.

Szene aus „Batman“ (1966) (© Warner)

Das Silver Age mit den neuen Inkarnationen vom Flash oder Green Lantern und den neuen Marvel-Figuren brachte die Helden wieder zurück – auch ins Fernsehen. Die Legende besagt, dass ein ABC-Manager eines Abends den Playboy Club Chicago besuchte, zu einer Vorführung alter Batman-Serials. Ähnlich wie die Darbietungen der „Rocky Horror Picture Show“ waren solche Aufführungen zu beliebten Happenings geworden und das Publikum amüsierte sich zahlreich über die trashigen Verbrechensbekämpfer. So was könnte doch auch im Fernsehen funktionieren? „Batman“ mit Adam West und Burt Ward wurde zum absoluten Kult, vor allem dank der unglaublichen Schar an Bösewichten in knallbunten Settings. Man denke nur an Cesar Romero als Joker, der sich nicht den Schnauzbart rasieren wollte und dieser einfach weiß überschminkt wurde. Daneben machte sich „The Green Hornet“ mit seinem Partner Kato, gespielt von Bruce Lee, auf Verbrecherjagd. „Green Hornet“ geht allerdings nicht auf einen Comic zurück, sondern begann als Serial. Batman und Green Hornet trafen sich aber sogar zu einem Crossover.

Daneben gab es natürlich eine Vielzahl von Animationsprojekten, basierend auf beliebten Comicserien. Raymond Leblanc, einer der Gründer des Verlages Lombard, brachte mit seinem Studio Belvision „Tim und Struppi“ ins Fernsehen. Jahre später sollte er im Kino mit den Asterix-, Lucky Luke-, Tim & Struppi- und den Schlumpf-Kinofilmen große Erfolge feiern.

In Amerika nahm Marvel nach dem großen Erfolg ihrer neuen Heftserien auch den Weg ins Fernsehen – mit leidlich animierten Serien zum „Hulk“, „Thor“ oder „Iron Man“. Einen wirklichen Erfolg schafften sie aber erst 1967 mit „Spider-Man“ („does whatever a Spider can“), der aufwendiger produziert war. Parallel brachte Filmation, Dauerrivale der Fred-Feuerstein-Macher Hanna-Barbera, die DC-Helden ins Fernsehen: „Ein Job für Superman“ folgten Abenteuer von Aquaman bis zu Batman. Erst in der Nachwendezeit schafften es diese Serien ins deutsche Fernsehen. Nicht dorthin schaffte es beispielsweise die „Archie Show“, basierend auf der langlebigen Rom-Com-Reihe. Zumindest erreichten sie aber einen weltweiten Plattenhit, denn der Serie entstammt der Bubblegum-Song „Sugar, Sugar“.

Die 70er: Erste Meilensteine

Mit Superhelden in Live-Action-Serien ging es in den USA erst Anfang der 70er weiter (in Frankreich gab es inzwischen eine drei Jahre laufende Serie über Charliers und Uderzos „Tanguy und Laverdure“). Das eigentliche Trickstudio Filmation brachte den inzwischen zu DC Comics verkauften Captain Marvel in „Shazam“ auf die Mattscheibe. Fast gleichzeitig erreichte Spider-Man als reale Serie das Fernsehen in Amerika und Japan. In beiden Ländern wurde die Spinne auf das Publikum losgelassen, und unterschiedlicher konnten die Versionen nicht sein. In Amerika relativ klassisch verfilmt mit Nicholas Hammond als Wandkrabbler (in Deutschland sind eher die Filmversionen zur Serie bekannt), in Japan, produziert vom Studio Toei, als Verbrechensbekämpfer mit einem Riesenroboter und damit Vorbild für viele sogenannte Sentai-Serien, als ein Vorgänger der „Power Rangers“.

Bis heute beliebt ist auch die 1975 gestartete „Wonder Woman“-Serie mit Lynda Carter, die in Deutschland erst in den 1990ern auf RTL gezeigt wurde. Ihr voraus ging ein Pilotfilm, in welchem noch Cathy Lee Crosby die Amazonin spielte.

Szene aus „Hulk“ (1978) (© Koch Media)

Ein Meilenstein der Fernsehcomics begann 1978, als Universal den „Hulk“ ins Fernsehen brachte. Es sollte eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem grünen Riesen werden. Bill Bixby und Lou Ferrigno spielten die zwei Seiten von Marvels Goliath. Ein paar Freiheiten wollten sich die Macher nehmen – ein paar bekamen sie durch, wie die Namensänderung von Bruce in David Banner (die Macher wollten comictypische Alliterationsnamen vermeiden), andere nicht: So sollte der Hulk in der Serie beim Wutausbruch rot werden, doch es blieb beim klassischen Grün. Die Serie wurde ein großer Erfolg und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Keine Serie in einer solchen Qualität sollte so schnell folgen.

Die 80er waren dann auch mehr geprägt von neuen Trickversionen. Neben neuen Heldenabenteuern kamen verstärkt die Zeitungs- und Funnyfiguren zu ihrem Recht. Erfolgreiche TV-Reihen zu Garfield und den Peanuts kamen ins Fernsehen und Carl Barks Entenabenteuer wurden in „Disney‘s DuckTales“ umgesetzt. Gleichzeitig schafften es auch die eigentlich grimmigen „Teenage Mutant Ninja Turtles“ als familienfreundliche Actiontrickreihe zu neuer Bekanntheit als Fernsehserie. Ende der 80er, anknüpfend an die erfolgreiche Superman-Kinoreihe, spielten John Haymes Newton und Gerard Christopher den Stählernen als Teenie in „Superboy“, ein Konzept das in den 2000ern nochmal neu aufgegriffen werden sollte (zu „Smallville“ kommen wir noch). Und mit „Geschichten aus der Gruft“ schafften es die berühmt-berüchtigen EC-Horrorcomics ins Fernsehen, inszeniert und gespielt von Hollywoods A-Mannschaft, wie Walter Hill, Robert Zemeckis und vielen anderen.

Als eine Art Familienprojekt plante Terence Hill eine Verfilmung von Morris‘ und Goscinnys „Lucky Luke“, Hill spielte die Hauptrolle und führte Regie, seine Frau Lori produzierte und Adoptivsohn Ross („Renegade“) sollte Billy the Kid spielen. Ross starb kurz vor den anstehenden Dreharbeiten tragisch bei einem Autounfall. Im Gedenken an ihn und um der Depression zu entgehen, setzte Terence Hill das Projekt fort. Und so erschien 1991 der „Lucky Luke“-Pilotfilm im Kino, gefolgt von einer achtteiligen Serie im ZDF. Die Figur des Billy the Kid wurde nicht neu besetzt.

Die 90er: Mehr Freiraum und Modernisierungsschübe

1993, Superman war in den Comics gerade vom Monster Doomsday getötet worden, begann man auf ABC (und in Deutschland auf Pro7) ein neues Kapitel des berühmtesten Helden: „Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark“ konzentrierte sich stärker auf das Reporterteam Clark Kent und Lois Lane, hier gespielt von Dean Cain und der späteren Desperate Housewife Teri Hatcher. Die Auftritte Supermans wurden in der Serie möglichst kurz gehalten. Er kam hauptsächlich als ein Bestandteil im romantischen Dreiecksverhältnis vor oder als Deus Ex Machina, um am Ende den Tag zu retten. Die Serie erinnerte weniger an klassische Abenteuer und mehr an erfolgreiche Serien wie „Remington Steele“ oder „Moonlighting“, nach dem Motto: Kriegt sich das Hauptdarsteller-Pärchen oder nicht? Sie kriegten sich. Damit war dann auch leider die Luft raus und „Lois und Clark“ wurde Teil der TV-Historie.

Szene aus „Batman: The Animated Series (1992) (© Warner)

Ein besonderes Schmankerl erwartete die Comicfans 1992, als auf Fox „Batman – The Animated Series“ startete. Nachdem über JaBatman Adventureshre eher günstig produzierte Superheldentrickserien im Kinderprogramm liefen, machten sich Bruce W. Timm und Eric Radomski daran, dieses Genre zu revolutionieren. Im Zuge des Erfolgs der Tim-Burton-Batman-Filme entwickelten sie für die Serie einen außergewöhnlichen Stil: Das ganze Setting sollte wirken wie beim klassischen Film Noir, Gebäude wurden ans Art Deco-Design angelehnt, und mit einer innovativen Technik, bei welcher die Hintergründe auf schwarzen Backgrounds gezeichnet wurden, wirkte die Serie düsterer als alle Vorgänger. Dazu gesellten sich hervorragende Autoren wie Paul Dini oder Altmeister Denny O’Neil und die kongeniale Orchestermusik von Danny-Elfman-Schützling Shirley Walker. „Batman – The Animated Series“ wurde ein großer Erfolg und beeinflusste mit beliebten neuen Figuren wie Jokers Freundin Harley Quinn oder der Polizistin Renee Montoya sogar die regulären Comics. Nach der noirischen Batman-Serie folgte vom selben Team natürlich ein strahlender Superman, angelehnt an die großartigen frühen Fleischer-Cartoons, und die Justice League bzw. Justice League Unlimited, die mit Versatzstücken der Sci-Fi-Literatur, etwa von H. G. Wells, spielten und mit übergreifenden Handlungssträngen auch die moderne Serienerzählweise im Zeichentrickuniversum einführten. Und noch eine Besonderheit: Autoren-Enfant-Terrible Alan Moore, der mit den Verfilmungen seiner Comics, bspw. „From Hell“ und „Watchmen“, nichts zu tun haben möchte und seine Namensnennung regelmäßig untersagt, erlaubte ausdrücklich die Verwendung seines Namens in den Credits der „Justice League“-Folge „Für den Mann, der alles hat“, einer Adaption seines Superman-Comics „Das Geschenk“, die er für ausgesprochen gelungen hielt.

Im Zuge des großen Erfolges dieser Serien brachte auch Todd McFarlane seinen „Spawn“ als ultra-brutale Trickserie bei HBO unter. Hierfür wurde dann auch auf Kreative der Batman-Serie zurückgegriffen. Das Ganze war dann bei den Fans auch deutlich beliebter als der „Spawn“-Kinofilm.

Nach einem inzwischen seltenen Ausflug der Comics in den Sitcom-Bereich, mit der Archie-Spinoff-Serie „Sabrina – Total verhext“ mit Melissa Joan Hart, kam relativ viel, was heute, meist nicht zu Unrecht, vergessen wurde: Da gab es „Conan“ mit Ralph Möller, „The Crow“ mit Mark Dacascos, „Largo Winch“ als internationale Koproduktion und mehrere Versuche „Human Target“ ins Fernsehen zu bringen. Ähnlich schnell vorbei war es mit „Witchblade“ oder Terminatrix Kristanna Loken in „Painkiller Jane“.

Die 2000er: Alte Bekannte und neue Massenphänomene

Szene aus „Smallville“ (2001) (© Warner)

Erst 2001 sollte Superman mal wieder die Comics im Fernsehen retten – und dabei kam er selbst nicht mal vor. In „Smallville“ wurden noch einmal die Jugendjahre von „Superman“ erzählt. Diesmal aber nicht im Kostüm wie in „Superboy“. Tom Welling als Clark Kent war eher der Held einer für damalige Zeiten nicht unübliche Teen-Serie, ähnlich wie „Dawson’s Creek“. Ganze zehn Staffeln erreichte „Smallville“ und ist damit eine der langlebigsten Comicserien überhaupt. Mit der Zeit entwickelten sich die Geschichte mehr und mehr Richtung Comic, andere Helden, wie „Green Arrow“, „Hawkman“ und andere, wurden eingeführt.

Ein Fernsehphänomen sondergleichen startete 2010. Nach der Zombiereihe „The Walking Dead“ von Robert Kirkman stellte der ausgezeichnete Filmemacher Frank Darabont eine Pay-TV-Serie auf die Beine, die es schaffte, ihre Vorlage an Bekanntheit schnell in den Schatten zu stellen. „The Walking Dead“ läuft bis heute, schaffte mit „Fear the Walking Dead“ sogar ein Spinoff und brach bis zur sechsten Staffel rgelmäßig Rating-Rekorde.

Nachdem die Marvel-Helden im Kino die Superhelden zu einer neuen Beliebtheit verhalfen, sollten die Superhelden auch ins Fernsehen zurückkehren – im großen Stil. Warner/DC begannen mit „Arrow“ ein TV-Universum aufzubauen, das unter der Federführung von Greg Berlanti und Andrew Kreisberg seitdem wächst und gedeiht. „Arrow“ sollte „Flash“ folgen, der 1990 eine kurzlebige, aber unter Fans beliebte Serie hatte und nun seinen Durchbruch feiert. John Wesley Shipp, der Flash der 90er, durfte als Vater des neuen Flash, gespielt von Grant Grusin zurückkehren. Und der ewige Skywalker Mark Hamill wiederholte sogar seine Rolle als „Trickster“ in der neuen Serie. Eine gemeinsame Spin-Off-Serie „Legends of Tomorrow“ folgte 2016 und mit „Gotham“ und der leider schon eingestellten „Constantine“-Serie sowie der kommenden „Supergirl“-Serie baut DC seine Fernsehtätigkeit sukzessive aus, was Geschäftsanalysten als cleveren Gegenzug zu Marvels Kinoaktivitäten ansehen.

Szene aus „Agents of S.H.I.E.L.D.“ (2013) (© Warner)

Marvel folgt natürlich ins TV, dort allerdings stärker eingebunden in das bestehende und ungemein erfolgreiche Kinouniversum. Als Ableger zu den „Avengers“ schuf Regisseur Joss Whedon selbst die Serie rund um die „Agents of SHIELD“ mit Clark Gregg, der hier seine Kinorolle als eigentlich verstorbener Agent Coulson wieder aufnahm. Und sogar Samuel L. Jackson, der Kino-„Nick Fury“, beehrt die Fernsehagenten regelmäßig mit Gastauftritten. Peggy Carter, die Frau im Leben von Captain America, erzählt ihre Nachkriegsabenteuer in „Agent Carter“, natürlich wieder gespielt von Hayley Atwell. Obwohl Atwell inzwischen nicht nur beim Captain, sondern auch bei „Ant-Man“ einen Auftritt hatte, und weitere werden wohl folgen, waren die Quoten der Serie eher mau. Dennoch wird sie fortgesetzt.

Netflix baut derweil sein eigenes, düsteres Marvel-Serienuniversum auf. Mit „Daredevil“ mit Charlie Cox schafften sie bereits eine umjubelte Staffel, der „Jessica Jones“ sowie „Luke Cage“, „Iron Fist“ und dann alle zusammen in der Teamserie „Defenders“, folgten.

AMC brachte eine von Seth Rogen und Evan Goldberg entwickelte Verfilmung des „Preacher“ von Garth Ennis mit Dominic Cooper ins TV. Es wird nicht die letzte Serie sein. So aber zeigen sich die Comicthemen mit Superhelden, Zombies, Agenten, abgehalfterten Predigern usw. im Fernsehen diversifizierter als aktuell auf der Leinwand. Diskussionen über eine Übersättigung der Zuschauer gibt es im Fernsehen natürlich nun auch. Doch sind sie hier durch die Unterschiedlichkeit der Stoffe weniger relevant als im Kino.

Was blieb uns erspart?

Im Laufe der Zeit gab es viele TV-Projekte, die früh scheiterten. In den meisten Fällen, ist das vielleicht auch ganz gut so. Der Urvater der Comicserien, „The Adventures of Superman“, wurde nicht mangels Erfolg eingestellt, doch nachdem gleich zwei Darsteller, nämlich Perry-White-Darsteller John Hamilton und dann auch noch der Titeldarsteller himself George Reeves, überraschend starben, mussten die Produzenten das Handtuch werfen. Doch zügig sollte es mit neuen Projekten weitergehen. Neben einer Serie über „Superman’s Pal Jimmy Olsen“ war auch eine erste „Adventures of Superboy“-Serie angedacht, für welche ein Pilotfilm gedreht und Drehbücher für eine Staffel fertiggestellt wurden. Doch vom Sender gab es kein grünes Licht. Ähnlich erging es „Wonder Woman“, die 1967 nach dem Erfolg der „Batman“-Serie ins Fernsehen sollte. „Planet der Affen“-Girl Linda Harrison sollte die Amazonenkriegerin spielen, doch mehr als ein Präsentations-Pilot wurde nicht aufgenommen.

In den 70ern versuchte David Bowies damalige Frau Angela eine Marvel-Serie auf die Beine zu stellen. Mit dem Einverständnis von Stan Lee, entwickelte sie ein Konzept zu eine Agentenserie mit Angela Bowie als Black Widow und Ben Carruthers als ein nicht-blinder Daredevil. Über ein paar Fotos der beiden im Kostüm ging das Ganze aber nicht hinaus.

Cover der deutschen „Dr. Strange“-VHS-Kassette von CIC (1986)

Nach dem großen Erfolg des Hulks im Fernsehen sollten weitere Projekte folgen. Philip DeGuere, später Autor von „Simon & Simon“, entwickelte eine Serie mit Peter Hooten als „Doctor Strange“ (welcher mit Benedict Cumberbatch 2016 schließlich im Kino reüssierte). Der Pilotfilm schaffte es auf CBS, lief dort aber mehr schlecht als recht und so blieb es dabei. 1986 kam der Film in Deutschland auf VHS raus. Ähnlich erging es Reb Brown als „Captain America“, der nach dem Pilotfilm, zumindest noch einen zweiten TV-Film mit Christopher Lee als Gaststar bekam.

1980 wollte ABC, im Zuge des großen Erfolges von „Superman“ mit Christopher Reeve, eine „Superboy“-Serie ins Fernsehen bringen, doch DC schlug den Vorschlag aus – im Kino lief es ja gerade deutlich besser. So gab es hier also nur eine grundsätzliche Idee – aus dieser entwickelte A-Team-Erfinder Stephen J. Cannell die in Deutschland nie gelaufene Serie „The Greatest American Hero“, welche dann auch von DC wegen der Ähnlichkeiten zu Superman und Co. verklagt wurde.

Auch Spider-Man sollte in den 80ern auf den Bildschirm zurückkehren. Hulk-Darsteller Bill Bixby wollte mit dem 70er-Jahre Spidey Nicholas Hammond eine gemeinsame Serie starten. Spider-Man sollte diesmal schwarz tragen, wie in den Post-„Secret Wars“-Comics bei Marvel. Doch durch Rechteprobleme, Hulk lag bei Universal, Spider-Man bei Columbia, war das Projekt schnell im Aus gelandet. Eine weitere Marvelfigur,„Daredevil“, ist durch die Netflix-Serie inzwischen ein großer Star unter den Superhelden. Ihn ins Fernsehen zu bringen, haben vorher viele versucht. Mark Evanier, ein Schüler Jack Kirbys, arbeitete in den 80ern für diverse Trickserien und bekam den Auftrag, nach dem Erfolg vieler anderer Marvel-Animationen eine Daredevil-Serie zu kreieren. Er wollte Daredevil, der in den Comics inzwischen zur düsteren Frank-Miller-Figur wurde, wieder zu seinen 60er-Jahren-Anfängen führen und ihm sogar einen Sidekick zur Seite stellen, einen Superhund namens „Lightning“. Das Projekt wurde nie aufgenommen. Einen Auftritt bekam Daredevil aber im Fernsehfilm „Der unheimliche Hulk vor Gericht“, gespielt von Rex Smith. Schnell kam man auf die Idee, dieser Figur ihre eigene Live-Action-Serie zu geben – aber ähnlich schnell landete diese Idee auch im Papierkorb.

Genauso erging es „She-Hulk“, die im Zuge des „Hulk“-Erfolgs eine Fernsehserie bekommen sollte. Geplant war, dass sie quasi den Staffelstab im Film „Der Tod des unheimlichen Hulk“ übernehmen sollte, doch daraus wurde nichts, genauso wenig wie ein Nachfolgeprojekt, bei dem auch Bill Bixby und Lou Ferrigno als Gäste auftreten sollten. Baywatch-Nixe Mitzki Kapture sollte Jennifer Walters spielen, die sich in die (im TV nicht grün, sondern gold-farbene) Gabrielle Reece als She-Hulk verwandeln sollte.

Szene aus dem „Justice League of America“-Pilotfilm (1997) (© Warner)

Zumindest als Pilot schaffte es die „Justice League of America“ ins Fernsehen, sogar in Deutschland auf RTL. Ohne die großen Drei, Superman, Batman und Wonder Woman, aber immerhin mit dem Flash, Green Lantern, J’onn J’onzz und The Atom kämpften sie gegen den Wetterterroristen Weather Man, gespielt von Miguel Ferrer. Das Konzept war aber nicht mal ansatzweise ein Erfolg.

1999 dachte man bei Warner über eine Serie zum jungen „Bruce Wayne“ nach. „Der Gigant aus dem All“-Autor Tim McCanlies entwickelte ein Konzept, das bei den Sendern sehr gut ankam. Gerüchten zufolge sollte Shawn Ashmore den jungen Bruce Wayne spielen, Michael Rosenbaum, der Lex Luthor aus „Smallville“, sollte Harvey Dent werden und David Krumholtz („Numb3rs“) ein junger Jim Gordon. Doch Warners Pläne für ein Neustart der Batman-Kinofilme kam dazwischen, und so entwickelte man die Idee weiter und änderte sie auf die Jugendjahre von Clark Kent – „Smallville“ – und auch die aktuelle „Gotham“-Serie basiert natürlich auf der Idee dieses Konzepts.

Apropos „Smallville“: Im Laufe der Serie tauchten dort viele weitere Helden auf, besonders Justin Hartley als Green Arrow erfreute sich besonderer Beliebtheit. Mit ihm, aber in einer ganz anderen Heldenrolle, wurde für die Saison 2007 ein Pilotfilm gedreht. Hartley spielte Aquaman, an seiner Seite waren Lou Diamond Phillips und Ving Rhames. Der Titel der Serie stand noch nicht fest, „Aquaman“ oder „Mercy Reef“ oder „Tempest Keys“. Der Pilot schaffte es zumindest als „Smallville“-DVD-Bonus an die Öffentlichkeit. Ebenfalls zum Cast gehörte Adrianne Palicki. Sie sollte 2011 einen Einsatz als „Wonder Woman“ erleben. David E. Kelley, einer der TV-Drehbuchstars überhaupt („Picket Fences“, „Chicago Hope“, „Bosten Legal“…), wurde von NBC beauftragt eine neue Serie über die Amazone zu drehen. Liz Hurley wurde als ihre Gegenspielerin gecastet. Doch schon relativ früh kam das aus. Im Netz findet man auf Videoplattformen noch Workprints des Piloten.

Aktuell sind weiterhin eine Menge Comicprojekte im Fernsehen geplant, der Erfolg von „Arrow“, „Daredevil“ und Co. verschaffte vielen Helden einen Platz bei den großen Networks, den kleineren Kabel-Sendern und im Pay-TV. Aber bei dieser Masse an Projekten und Konzepten ist es klar, dass noch viele Ideen auf der Strecke bleiben werden.

Michael Hochhaus ist Comicfan seit er denken und Pestalozzi-Büchlein mit Asterix lesen konnte. Inzwischen arbeitet er in der Filmabteilung von Koch Media und schreibt so selten wie möglich Texte über sein Lieblingsmedium.