Dezent sozialkritisch – „Jack Wolfgang“

Jack Wolfgang ist CIA-Agent und Restaurantkritiker. Warum auch nicht. Nebenher ist der Herr außerdem ein aufrecht gehender, sprechender Wolf. Das ist keine Seltenheit in einer Welt voller intelligenter, menschenähnlicher Tiere. Grundlage dafür, dass in diesem fabulösem Szenario nicht permanent andere Wesen von Raubtieren zerfleischt werden, ist ein Tofu-Schnellrestaurant, dessen geheime Rezeptur angeblich den Blutdurst von Tiger, Wolf oder Bär zu stillen vermag…

Henri Reculé (Zeichnungen), Stephen Desberg (Text): „Jack Wolfgang Bd. 1“.
Schreiber & Leser, Hamburg 2018. 64 Seiten. 16,95 Euro

„Der Wolf ist los“, so der Name des ersten Bandes der Krimi-Albenserie „Jack Wolfgang“, hat viele interessante Ansätze, verfolgt allerdings keinen davon so richtig konsequent. Echte Spannung kommt im sehr schnellen Pacing des hellbunten Noir-Abenteuers nicht wirklich auf und die launigen Restaurant-Exzesse, das echte Alleinstellungsmerkmal der Story, kommen leider deutlich zu kurz. Der dezent sozialkritische Plot, der sich vor allem gegen unsere Nahrungsmittel-Industrie richtet, hat zwar pfiffige Momente, bietet aber auch wenig Überraschungen. Der häufig skizziert-angedeute Zeichenstil würde sicher deutlich eleganter wirken, wenn „Jack Wolfgang“ klassisch analog gezeichnet worden wäre. Digital wirkt die Präsentation so nie hässlich, aber häufig etwas unfertig.

In Summe bietet das Serien-Debüt solide Unterhaltung und punktet mit vielen „Menschtier“-Zitaten aus der Popkultur und modernen Geräten, die „Jack Wolfgang“ angenehm aus dem Dreißiger-Setting seiner tierischen Mitdetektive hervorhebt. Egal ob eine Statue von Tigress aus „Kung Fu Panda“, ein Cameo der Coca-Cola-Eisbären, Vaio-Notebooks oder eine Verfolgungsjagd im Smart – der moderne Ansatz steht der Story durchaus gut. Nichtsdestotrotz muss sich Jack den Vergleich mit großen Vorbildern wie „Blacksad“ oder dem ebenfalls bei Schreiber & Leser erschienenen „Grandville“ stellen und ist weit von deren zeitloser Klasse entfernt. Wer dennoch nicht genug von zwielichtigen Tieragenten bekommen kann, der dürfte aber durchaus seine Freude mit dem Spürnasen-Gourmet haben.

Mattes Penkert-Hennig ist Betreiber des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de, Autor für Comic.de, war Juror beim „Rudolph Dirks Award“, Panelmoderator auf Comicmessen und hat bereits viele Video-Interviews mit namhaften, internationalen Comic-Künstlen geführt. Darüber hinaus produziert er mit Begeisterung animierte Video-Trailer für Comics und artverwandte Medien.