Siedler, Banditen und Indianer

Der Berliner Avant-Verlag spendiert der Western-Serie „Manos Kelly“, die der mit dem Yellow Kid Award ausgezeichnete Spanier Antonio Hernández Palacios (1921-2000) zwischen 1970 und 1984 geschrieben und gezeichnet hat, eine Hardcover-Gesamtausgabe für Gringos und alte Fans. Anders als im Fall der Western-Klassiker „Blueberry“ (Egmont) oder „Comanche“ (Splitter), besteht die Gesamtausgabe zu „Manos Kelly“ aus einem einzelnen dicken Sammelband. Enthalten sind alle vier Original-Alben und eine Kurzgeschichte, in denen Palacios, der auch „El Cid“ in Szene gesetzt hat, seinem Titelhelden durch alle Klimazonen des Wilden Westens folgt.

Dabei bedient sich der Spanier vieler Klischees des Genres und geizt nicht mit Indianern, Gold, Banditen, Büffeln und selbst einem Bären, webt aber zugleich immer wieder geschickt die Historie Amerikas und insbesondere seiner Landsleute als Missionare und Siedler ein. Auch die Veränderungen, die durch die Neuankömmlinge im Westen spürbar wurden, deutet Palacios mehr als einmal an. Allerdings sind seine Geschichten nicht frei von Längen, und am Ende verläuft ein Haupthandlungsfaden sogar böse im Sand und lediglich der Ankündigung auf eine nie realisierte Fortsetzung.

Trotz solcher Makel und ungeachtet des überschaubaren Umfangs gilt „Manos Kelly“, das auf Deutsch vor vielen Jahren im Comic-Magazin „Primo“ abgedruckt wurde, zurecht als klassischer europäischer Panel-Western, der stets hervorragend aussieht, selbst wenn das Artwork manchmal unter der Kolorierung gelitten hat. Dass ein paar Dutzend Seiten dieser Gesamtausgabe nur in Schwarzweiß reproduziert werden konnten, schadet deshalb kein Stück – im Gegenteil, komplett in Schwarzweiß hätte man sich Antonio Hernández Palacios’ beeindruckende Landschaftsbilder und stimmige Western-Einstellungen ebenfalls munden lassen.

• Antonio Hernández Palacios: Manos Kelly Gesamtausgabe. Avant, Berlin 2015. 216 Seiten, € 39,95

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