LOW 3 – Ufer des sterbenden Lichts

Low_03_kleinIn einer feindseligen, fernen Zukunft musste sich die Menschheit in Kuppel-Städte auf den Grund des Meeres zurückziehen. Stets bedroht von degenerierten, brutalen Piraten, unheilvollen Tiefseekreaturen und dem allgegenwärtigen Mangel an Sauerstoff hatte die Familie Caine einst die verantwortungsvolle Aufgabe, ihre Stadt mittels eines schwerbewaffneten Taucheranzuges vor Aggressoren zu beschützen. Doch diese Mission schlug fehl. Die Familie wurde brutal überfallen, der Vater ermordet und im Laufe der kommenden Jahrzehnte verloren sich die Wege der Mutter und ihrer insgesamt drei Kinder. Nach dem Tod ihres Bruders finden die Caine-Töchter nun ganz langsam wieder zueinander. Die grundverschiedenen Leben, die sie in den ungastlichen Tiefen dieser tödlichen neuen Welt führten, haben allerdings sichtbare Spuren an den jungen Frauen hinterlassen…

Der Titel „Ufer des sterbenden Lichts“ deutet die Marschrichtung des inzwischen dritten Bandes einer der beeindruckendsten und wichtigsten US-Indie-Serien unseres Jahrzehnts. Es geht an die Oberfläche. Endlich sollen wir also erfahren, wie sich das Leben oberhalb des Meeresspiegels verändert hat, was genau in der sengenden Hitze der Sonne überleben konnte. Selbstverständlich lässt sich das eingespielte Team aus Star-Autor Rick Remender (Black Science, Last Days of American Crime) und seinem abonnierten Mittäter Greg Tocchini (Last Days of American Crime) da präsentationstechnisch nicht lumpen. In gewohnt aufregenden, bizarren Bildern tauchen sie ihr Endzeit-Drama nun in grelle Rottöne und lassen die Handlung merklich an Tempo gewinnen.

Dabei bewahren sie sich nicht nur die berauschende Intensität, die ihre Serie auf dem Weg hierher bereits ausmachte. Sie erschließen sich viele neue Bühnen für die spannende Depressions-Metapher, die Remender nicht zuletzt zur Selbsttherapie erdachte. Generell sind es die auffallend tief gestalteten, traumatisierten Charaktere, die dem Scifi-Comic so wahrnehmbar viel Klasse verleihen und ihn erfolgreich von der leider zu oft in Stereotypen ersaufenden Genre-Konkurrenz abgrenzen.

Auch wenn für Superhelden-geprägte Unterhaltungsleser die psychedelische Bilderwelt von „Low“ nicht immer unmittelbar zugänglich wirken wird, sollte sich aber wirklich kein Comic-Freund dieses Kleinod entgehen lassen. Noch perfekter kann man spannende Unterhaltung und künstlerischen Anspruch wirklich nicht miteinander kombinieren.

Eine Leseprobe findet sich hier.

Rick Remender, Greg Tocchini: Low Bd. 3 Ufer des sterbenden Lichts. Splitter, Bielefeld 2017. 136 Seiten, 22,80 Euro