Nennen Sie mich Dédé

Erik (d. i. Frank Weißmüller) wohnt in Saarbrücken, direkt an der deutsch-französischen Grenze, und hat bereits als Kind seine Liebe zu Comics entdeckt. Schon zu Grundschulzeiten hingen die Wände seines Zimmers voller Zeichnungen. Logischerweise folgte dann ein Grafik-Design-Studium und der Weg in die Werbung, wo er zunächst als Art Director und anschließend als Texter arbeitete.

Erik dürfte vielen Fans seit 2009 durch seinen Online-Fantasy-Comic „Deae Ex Machina“ bekannt sein. Danach folgte 2010 beim Epsilon Verlag das erste Comicalbum von Eriks Detektiv „Dédé“ Deschamps. Beide Serien erscheinen aktuell bei Kult Comics. Es liegen jeweils fünf Bände vor.

Erik: „Dédé Integral Band 1“.
Kult Comics, Leipzig 2021. 248 Seiten. 39 Euro

Wie bist du auf den Namen Dédé gekommen? Was bedeutet dieser Name?

Dédé ist die Koseform von André und bedeutet so viel wie „kleiner André”. Der Name war eigentlich als Arbeitstitel gedacht, er sollte kurz und knackig sein. Daraus entwickelte sich schnell eine Figur voller liebenswerter Widersprüche. So ist nicht nur Dédés Auto viel zu klein für den schwergewichtigen Detektiv, sondern auch sein Name. Also habe ich den Arbeitstitel für das erste Album einfach übernommen.

Ich habe gerade dein „Dédé – Integral 1“ vor mir liegen. Sehr schön geworden! In die Edition wurde viel Herzblut gesteckt. Warst du an der Zusammenstellung direkt beteiligt? Neben dem Interview…

Für das Album habe ich Michael Beck und Tillmann Courth einen großen Berg an Studien, Skizzen und frühen Seitenfassungen zur Verfügung gestellt. Zur besseren Einordnung habe ich sie mit kurzen Erläuterungen versehen – die später fast 1:1 übernommen wurden. Michael hat dann entschieden, was er im Buch zeigen möchte, und Tillmann war für den Text verantwortlich. Die beiden haben einen klasse Job gemacht.

Band 1 enthält die vormals bei Epsilon erschienen Bände 1-4 und das Kult Erlangen Special aus 2018. Damit sind alle deine Bände nun komplett bei Kult zu haben. War das der Hauptgrund oder waren einzelne Epsilonbände vergriffen?

Beides. Wichtig war natürlich, dass die Geschichten wieder regulär in den Handel kommen. Deshalb freut es mich sehr, dass Dédé eine neue Heimat bei Sebastian Röpke und seinem Verlag Kult Comics gefunden hat. Eigentlich kann man jede Dédé-Geschichte lesen, ohne die anderen zu kennen. Aber in der Addition ergibt sich ein reichhaltigeres Bild des Detektivs und seines Umfelds. Umso besser, wenn dann alle Bände bei einem Verlag verfügbar sind.

Seite aus „Dédé Integral 1“ (Kult Comics)

In diesem Jahr erschien der 5. Band bei Kult. In Dédés fünftem Abenteuer spielt die ganze Handlung in der ländlichen Idylle des Küstenörtchens Tréville-Plage in der Normandie. In dem Feriendorf geht Dédé auf die Jagd nach einem Mörder und Erpresser, der seine Opfer scheinbar mit einem Strahlengewehr tötet. Reiht Band 5 sich nahtlos in die bisherigen Dédés ein?

Ja, auch diesmal gibt es ein rätselhaftes Ereignis und Dédé wird schnell zum Spielball der Geschehnisse. Im Gegensatz zu klassischen brillanten Detektiven treibt er auch in Band 5 die Ermittlungen nicht voran, sondern wird selbst von einem Moment zum nächsten getrieben. In „Mir platzt gleich der Schädel” wird Dédé von seinem Auftraggeber wegen mangelnder Ergebnisse sogar gefeuert. Trotzdem erhält er eine zweite Chance, den mörderischen Erpresser und dessen unheimliche Waffe aufzuspüren. Auch sein Umfeld im Café La Lorraine, seine Freundin Yvette und die Nachbarin Oçéane spielen eine wichtige Rolle.

Hat sich Dédé für dich in den Jahren gewandelt? Wie würdest du deinen Helden charakterisieren?

Er hat sich nicht gewandelt, sondern wird eher immer deutlicher erkennbar. In „Sind Sie tot, Madame?” sehen wir schon viel von ihm, weil so ein erster Band den Protagonisten eben etablieren muss. Auch später wiederholen sich zentrale Charaktereigenschaften, aber ich kann jetzt etwas sparsamer damit umgehen. Dédé ist ein ruhiger Mann, der weiß, was er tut, und darauf vertraut, dass seine Methoden zum Erfolg führen. Sobald sich herausstellt, dass es nicht so ist, wird er in seiner Hilflosigkeit schnell cholerisch oder panisch. Es ist Dédés Schicksal, an seine physischen und kognitiven Grenzen zu stoßen und sie irgendwie zu überwinden.

Hast du schon neue Ideen für weitere Krimis im Kopf?

Ja, zuletzt habe ich, wie erwähnt, viel geschrieben. Auch an Kurzgeschichten, einem weiteren Album und an längeren Dédé-Geschichten. Zurzeit hadere ich mit dem klassischen 48-Seiter, weil man viele Kompromisse eingehen muss. Eine längere Dédé-Erzählung reizt mich genauso wie mehrere kurze.

Vielen Dank! Ich gehe mal davon aus, dass die Einzelbände ab Band 5 in einem Integral II erscheinen werden…?

Das wäre natürlich schön. Mal sehen, welche Fälle Dédé bis dahin noch lösen wird.