PAULA: LIEBESBRIEF DES SCHRECKENS – Ferien auf dem Campingplatz

paula_coverUm den heißen Brei herum zu reden bringt bekanntlich nichts, also halten wir an dieser Stelle einfach mal fest: Der Sommer 2016 war bisher im besten Fall durchwachsen und fiel für einige sogar ins Wasser. Bei solchen Aussichten hält sich die Vorfreude auf die Sommerferien eher in Grenzen, ist doch nichts langweiliger als die lang ersehnte schulfreie Zeit im Haus zu verbringen. Nun könnte ein Appell à la Rudi Carrell nach einem „richtigen Sommer“ folgen, doch zum Glück gibt es die Welt der bunten Panels und Sprechblasen, mit deren Hilfe auch trübe Tage Spaß versprechen. Beim Reprodukt-Verlag erschien vor kurzem mit „Paula: Liebesbrief des Schreckens“ ein Titel, der das Urlaubsgefühl in die eigenen vier Wände bringt und bei Erwachsenen für den einen oder anderen nostalgischen Blick in die eigene Kindheit sorgt.

In ihrem 120 Seiten umfassenden Comicdebüt erzählt die gebürtige Österreicherin Sandra Brandstätter die Geschichte von Paula, die zusammen mit ihrer Familie ihren Urlaub auf einem idyllisch gelegenen Campingplatz verbringt. Das Mädchen liebt Rätsel aller Art und plant mit ihrer Freundin Suse, eigene Rätsel zu erfinden, um sie gewinnbringend an die Campingbesucher zu verkaufen. Toni hingegen ist neu auf dem Platz und wohnt mit seiner Oma, einer passionierten Messerwerferin, für eine Woche in einem Wohnwagen. Paula und Toni verstehen sich auf Anhieb und teilen eine gemeinsame Leidenschaft für Comics und Detektivspiele. Durch die Neckereien ihrer Schwester angestachelt, schreibt Paula schließlich einen Liebesbrief an Toni – und natürlich wird er stilecht mit Geheimtinte verfasst. Nach vielen vergeblichen Versuchen landen die Briefe schließlich im Müll. Alle bis auf einen, der – scheinbar ohne Nennung von Adressat oder Absenderin – den Weg zu Suse findet. Die Spielplatzgang ist aufgeregt und zusammen mit Toni versucht Paula Suses heimlichen, nicht-existenten Verehrer ausfindig zu machen. Ein wahrlich unmögliches Unterfangen.

Der in Berlin lebenden Illustratorin Brandstätter gelingt es in ihrem ersten Comic, den Mikrokosmos Campingplatz mit all seinen schrulligen Bewohnern einzufangen: vom dauercampenden Rentnerehepaar, über den skeptischen Campingwart bis hin zum lesbischen Pärchen, das den örtlichen Kiosk betreibt, sind alle Typen vertreten. Ihre Zeichnungen, der lockere Strich und die an Aquarelle erinnernde Kolorierung verleihen der etwas anderen Detektivgeschichte auch optisch eine Leichtigkeit, die das Urlaubsgefühl über die Seiten hinweg transportiert. Ein schöner Comic, der nicht nur für verregnete Sommertage geeignet ist.

Abb. © Sandra Brandstätter/Reprodukt

Sandra Brandstätter: Paula: Liebesbrief des Schreckens. Reprodukt, Berlin 2016. 120 Seiten, 18,00 Europaula.interior21