ASSASSIN’S CREED 1 – Hexenverfolgung in Salem

Die reguläre Ausgabe

Die reguläre Ausgabe

Charlotte spürt schon lange, dass sie zu Höherem geboren ist, als nur für eine Bank alten Damen ihr sauer erspartes Geld aus der Tasche zu ziehen. Und diese Ahnung soll sich schneller in ein völlig neues Leben verwandeln, als sie geahnt hat. Ein „Virtual Reality“-Programm, dass die junge Frau eigentlich bloß für ein Spiel hielt, ist ihre Eintrittskarte in den seit einem Jahrtausend andauerndem Konflikt zwischen zwei Geheimbünden. Die Bruderschaft der Assassinen offenbart ihr, dass sie die Nachfahrin eines ausgesprochen effektiven Meuchelmörders ist, der zur Zeit der Hexenverfolgung im amerikanischen Salem aktiv war. Mittels des „Animus“, einer mysteriösen Maschine, kann sie in diese Vergangenheit zurückreisen und die Schritte ihres Ahnen hautnah erleben, als sei sie selbst vor Ort gewesen. Doch trotz all ihrer ehrbaren Absichten, ihrem ewigen Kampf gegen den verfeindeten Orden der Templer sind Charlottes neue Freunde Mörder. Könnte die junge Frau selbst tatsächlich einem Menschen das Leben nehmen?

Seit fast zehn Jahren dürfen Gamer sich beinahe jedes Jahr auf eine neue Spiele-Episode aus dem spannenden „Assassin’s Creed“-Universum freuen. Anders als bei einem Comic bietet jede dieser Storys allerdings etwa 10-15 Stunden Zeit, um die komplexe Geschichte zu entfalten und ihre Charaktere ausführlich vorzustellen. Dieser Luxus bietet sich auf knappen 144 Seiten leider nicht. Deshalb krankt das ambitionierte Konzept etwas an der Flut von Charakteren, die dem Leser zuvor nicht ausführlich vorgestellt und nahegebracht werden können. Generell wirkt die eigentlich außerordentlich pfiffige Kombination aus gehörig aufgepeppter Geschichtsstunde und zeitgenössischen Verschwörungstheorien daher etwas konfus, wenn man sich nicht zuvor durch die Spielereihe mit dem Animus-Konzept vertraut machen konnte.

Die limitierte Ausgabe

Die limitierte Ausgabe

Die große Stärke von „Feuerprobe“ liegt in der stimmungsvollen Schilderung der Salem-Episoden, die Ende des siebzehnten Jahrhunderts spielen. Auch ohne den reichhaltigen Anhang mit all seinen Informationen zu den berüchtigten Hexenprozessen verfehlen die hervorragend digital-kolorierten Zeichnungen von Superhelden-Veteran Neil Edwards hier nicht ihre Wirkung.

Am Ende ist der erste Band dieser neuen, ursprünglich im britischen Verlag Titan erschienenen Assassinen-Comics auf gar keinen Fall ein liebloses Lizenzprodukt, mit dem Spielefans frech abkassiert werden sollen. Um sich mit der erzählerisch deutlich strukturierteren Fantasy-Konkurrenz des eigenen Verlages messen zu können, muss man der Serie aber vielleicht noch etwas mehr Zeit geben. Vielversprechende Ansätze bringt sie definitiv bereits mit.

Eine Leseprobe findet sich hier.

Anthony del Col, Conor McCreery, Neil Edwards: Assassin’s Creed – Feuerprobe. Splitter, Bielefeld 2016. 144 Seiten. 19,80 Euro (reguläre Edition)
Anthony del Col, Conor McCreery, Neil Edwards: Assassin’s Creed – Feuerprobe. Splitter, Bielefeld 2016. 176 Seiten. 34,80 Euro (limitierte Edition)