Der Stoff ist ziemlich hart, denn Pawels Lebensgeschichte ist geprägt von seiner Kindheit in einem sibirischen Gulag, und Gewalt wird ihn auch den Rest des Lebens begleiten. „Little Tulip“ (Splitter) vom US-amerikanischen Romancier und Comic-Autor Jérôme Charyn und dem französischen Starzeichner François Boucq sollte man nicht unbedingt auf nüchternen Magen lesen, denn die beiden Künstler langen ziemlich zu – aber das ist man von ihnen gewohnt. Beide sind scharfe Beobachter gerade der Schattenseiten der Gesellschaft und gemeinsam haben sie schon die Klassiker „Die Frau des Magiers“ (1988) und „Teufelsmaul“ (1990) vorgelegt, die beide jüngst ebenfalls von Splitter neu herausgegeben wurden.
„Little Tulip“ erschien 2014 bei Lombard und wurde ins Spanische, Italienische und Deutsche übertragen – und jetzt auch ins Englische. Aber für die britische Ausgabe des Dover-Verlags musste Boucq noch einmal eigenhändig ran und die Gulag-Sequenz auf den Seiten 29 bis 31 überarbeiten und deutlich entschärfen – obwohl die Ausgabe ausdrücklich mit dem Label „Suggested for mature readers“ versehen wurde.
Die Szene ist heftig, keine Frage, aber sie ist doch so eingebunden ins erzählerische Ganze, dass die vorauseilende Zensur für den englischen Markt zwar vielleicht nicht verwundert, aber doch überrascht.
Man muss vermutlich nicht betonen, dass in den anderen Ländern das Album ohne Beanstandungen veröffentlicht wurde.
[Quelle Eurocomics USA Invasion]