In Love With the Modern World

Digitale Comics, die nur auf Bildschirmen produziert werden, existieren schon länger als das World Wide Web. Während der Öffentlichkeit das weltweite Netz erst ab 1991 zur Verfügung stand, erblickte mit Eric Monster Millikins „Witches in Stitches“ schon 1985 (via CompuServe) der erste Onlinecomic das Licht der Netzwelt; 1993 war David Farleys „Doctor Fun“ der erste Webcomic mit eigener Webseite. Je schneller der Zugriff auf das Netz möglich wurde, desto schneller wucherten neue Webcomics, bis sie zur Jahrtausendwende zu einer unüberschaubaren Zahl angewachsen waren. Neue Themen kamen auf, statt cartoonhaften Funny Strips wurden autobiografische Webcomics wie „American Elf“ von James Kochalka immer populärer, was bis in die gegenwärtigen Webcomics Spuren hinterlassen hat. Das Genre hat Vorbilder und Klassiker wie eben Kochalka oder Nicholas Gurewitchs „The Perry Bible Fellowship“ hervorgebracht und seit 2005 wird jährlich ein Eisner Award für den besten Webcomic vergeben, seit 2006 auch ein Harvey Award. In Deutschland existiert unter anderem mit dem 2011 ins Leben gerufenen Kurt-Schalker-Preis für grafisches Bloggen (dessen Preisträger Wolfgang Buechs, Leo Leowald, Johanna Baumann und Dominik Wendland sich an diesem Roundtable beteiligt haben) ebenfalls eine Auszeichnung für das jüngste Genre des Comics – das mittlerweile auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Fast 30 Jahre nach der Geburt des Onlinecomics wurde es Zeit für eine Bestandsaufnahme. testcard (dieses Gespräch erschien ursprünglich 2014 in Ausgabe 24: Bug Report, Anm. d. Red.) hat dafür neun Webcomiczeichner_innen an einem runden Tisch virtuell zusammengebracht und über Gegenwart und Zukunft des Webcomics befragt.

Warum sind so viele Webcomics noch am klassischen Comic orientiert?

Leo Leowald

Leo Leowald/Zwarwald: Die Macht der Gewohnheit? Comiczeichner sind konservativ und Comicleser ewig sechzehn.

Dominik Wendland/Pete’s Daily: Ich schätze mal das liegt daran, dass die meisten Webcomiczeichner tatsächlich hauptsächlich klassische Comics zeichnen. Zumindest ist das bei mir so.

Tobi Dahmen/Fahrradmod: Ein Grund dafür, dass sich die meisten Zeichner in ihren Webcomics am klassischen Comic orientieren, mag sein, dass sie noch mit klassischen Comics aufgewachsen sind, und sie die Gestaltungskriterien wie auch das Arrangement des Leseflusses aus Gewohnheit übernehmen. Ein weiterer Punkt ist vermutlich, dass vielen Zeichnern das Programmierwissen fehlt, wirklich neue Wege der sequentiellen Erzählung, die nur digital funktionieren, auszuprobieren.

Jeff Chi/Spinken: Dass Webcomics am „klassischen“ Comic orientiert sind, finde ich nur logisch, denn der „klassische“ Comic ist ja nicht das US-Alben-Format, sondern ein formatunabhängiges Kunstwerk sequenzieller Kunst. Panelrahmen, Sprechblasen und Soundwords wird man also in jedem Comic finden, egal ob gedruckt oder auf einem Bildschirm dargestellt. Dazu kommen dann Dinge, die nur im Print funktionieren, wie große, seitenfüllende Splashpages oder spannungsaufbauende Pageturner vorm Umblättern. Solche Elemente ergeben auf einem digitalen Medium nur wenig Sinn, weshalb ich sie in den Webcomics, die ich lese, auch nur selten vorfinde.

Maximilian Hillerzeder

Maximilian Hillerzeder/Hillerkiller: Tatsächlich sind die meisten Webcomics, die ich kenne, vom Format her relativ konventionell. Das liegt vielleicht zum einen an den Lesegewohnheiten der Leute, zum anderen aber oft auch am Schwerpunkt des Zeichners selbst. Vielen geht es mehr darum, eine schöne, lustige, nachdenkliche Geschichte zu erzählen als um die Darstellung an sich. Bei manchen ist auch genau das Konzept: „Pete’s Daily“ zum Beispiel hatte von Anfang an immer die exakt selben vier Panel im selben Format, in denen er jeden Tag eine Anekdote aus seinem Leben erzählt. Natürlich gibt es auch mal Ausbrüche, aber im Mittelpunkt steht der Inhalt, und da würden wechselnde Darstellungen eher stören.

Johanna Baumann/Schlogger: Ich würde sagen, dass Webcomics nicht am klassischen Comic orientiert sind, weil die Möglichkeiten durch die fehlende Papier-Begrenzung viel größer sind. Nicht dass man die unendlich ausnutzten muss, aber die fehlende Grenzen sind eine Möglichkeit mit anderen Formaten, z. B. quer scrollend, zu experimentieren.

Wolfgang Buechs/Digirev: Weil viele Gehirne noch am klassischen Gehirn orientiert sind. Wenn du eine Geschichte erzählst, selbst mit Abzweigungen, Querverweisen oder Rückblenden, ist die am besten zu verstehen, wenn dabei Satz auf Satz folgt beziehungsweise in unserem Fall Panel auf Panel.

Gibt es eine spezifische Webcomicästhetik?

Robin Vehrs/Enjambements

Robin Vehrs/Enjambements: Klar, meine Comics erscheinen im Web und klar, meine Comics sind Comics. Aber es sind eher Comics im Web als Webcomics; einfach deshalb, weil es mir beim Web stets nur um die einfache Verbreitung und Veröffentlichung ging. Wenn jetzt ganz am Anfang gleich ein großer Verlag auf mich zugekommen wäre, ich hätte mich doch nicht damit abgemüht, meine Comics im Internet zu verbreiten!

18Metzger/Totes Meer: Haha, es gibt eine spezielle Webcomicästhetik: die beschissen aussehende, todlangweilig geleckte Schule derer, die mit ihren Sympathiefiguren auch Joghurt oder Hautcremes verkaufen könnten. Die ZeichnerInnen stammen durchweg aus Wacoms eigenem Genlabor.

Wolfgang Buechs: Tatsächlich verdienen ja diverse Webcomicer ihre Brötchen tagsüber im Meatspace mit schnöder Werbegrafik.

Jeff Chi: Eine spezifische digitale Webcomicästhetik in dem Sinne sehe ich an der Lockerheit und Freiheit, mit der mit Stilen und Inhalten experimentiert wird. Wie jede andere Kunstform profitiert der Webcomic vom völlig unabhängigen, selbstbestimmten Veröffentlichen ohne Abhängigkeit von Verlegern oder Druckereien. Ich erstelle eine oder mehrere Bilddateien und lade sie auf einem Webspace hoch – fertig ist der Webcomic. Viele Stile, die man heute im Internet genießen kann, hätten vielleicht nie das Licht der Welt erblickt, wenn daraus eine Printproduktion hätte gemacht werden sollen.

Nutzt der Webcomic sein Potential?

Maximilian Hillerzeder: Das Potential ist so wahnsinnig groß, dass der an sich ja relativ junge Webcomic selbstverständlich bei weitem noch nicht alles ausgeschöpft hat.

Dominik Wendland: Eben, die Grenzen des Potentials sind noch lange nicht ausgereizt. Um da mal bahnbrechende Schritte zu machen, müsste man jedoch nicht nur Comiczeichner, sondern wahrscheinlich auch Programmierer sein. Die Schnittmenge ist hier, glaube ich, leider jedoch nicht so groß, und einen Programmierer an der Hand, der sich am besten unbezahlt der umfangreichen Aufgabe annimmt, ein Fremdwerk angemessen zu inszenieren, hat eben auch nicht jeder…

Jeff Chi: Bei dieser kniffligen Frage sehen viele eine klare Unterscheidung nicht, die man meiner Meinung nach im Vorfeld beachten muss. Mit dem Begriff „Webcomic“ meinen einige Leute Comics, die im Internet veröffentlicht werden, und andere Leute Comics, die für das Internet gemacht werden. Letztere beinhalten dann interaktive Elemente, Videos, Sounds, dynamischen Inhalt – und sind in der Form bisher noch kaum zu finden. Das liegt einfach daran, dass man für diese Art des Comics einen ganz anderen Künstler braucht, nämlich einen Webentwickler, der HMTL, CSS, PHP und JavaScript versteht. Das ist vom traditionellen Künstler, der das Internet als lohnende, zusätzliche Publikationsplattform verwendet, nicht zu verlangen. In der Hinsicht nutzt der Webcomic sein Potenzial nicht, das die Protagonisten, die es zurzeit in Deutschland gibt, aber auch gar nicht nutzen könnten.

18Metzger: Selten lässt sich mit der Form des Erzählens schlecht riechender Inhalt galant überbrücken. Manchmal gibt’s schon digitale Hüpfdohlerei, an der auch ich meine Freude habe, aber verwundert, dass in der Hinsicht nicht mehr passiert, bin ich nicht, eher dankbar. „Digirev“ zum Beispiel funktioniert für einen Best-Ager wie mich wunderbar in statischer und unverlinkter Form. Super Geschichten, Geld und Zeit wert. Er will es aber so verlinkt und verschachtelt auf seiner Seite, und ich denke immer, es soll bestimmt was bedeuten (lacht), aber an mich ist sind Interaktionsperlen oft verschwendet. Mir reicht Onlinebanking.

Liegt die Zukunft des Webcomics in der Auflösung klarer Comic-Begrenzungen?

Johanna Baumann: Ich denke nicht, dass die Auflösung der Grenzen der einzelnen Comics das Ziel ist. Sie wären ein schönes Stilmittel und würden auch schön die Möglichkeiten des Webcomics zeigen, aber wir sind immer noch alle Individuen mit eigenen Stilen.

Leo Leowald: Glaube ich auch nicht. Es gibt ja interessante Versuche, mit der geradlinigen Erzählform zu brechen – durchaus auch in Printform – und auch untereinander und in die Welt hinaus wird verlinkt. Hermetische Werke behalten aber ihren Reiz.

Wolfgang Buechs: Interessant wird es vielleicht, wenn nicht die Grenzen zwischen einzelnen Comics sich auflösen, sondern die Grenzen zwischen Genres, also die sequentielle Bilderzählung Elemente von Games (Eingriffe in den Storyverlauf) und Movies (Bewegtbilder) aufnimmt. Allerdings auch nicht zu viel davon, sonst hast du ja Games und Movies produziert, und keine Comics mehr.

Maximilian Hillerzeder: Das Internet ist eine riesige Spielwiese und es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, von den einfachen, klaren „Lebensfenstern“ à la Kurt Schalker bis zu den aufwendigsten Infinite-Canvas-Gemälden von Daniel Lieske. Trotzdem denke ich, wird sich das klassisch schlichte Format doch auch auf Dauer halten können. Es hängt einfach davon ab, wo man für sich selbst als Zeichner den Schwerpunkt setzt: Will man sich künstlerisch austoben oder will man Geschichten erzählen? Irgendwann sind einem nämlich sogar im Internet Grenzen gesetzt und man muss entweder ordentlich Geld haben oder richtig gut sein und im besten Fall auch noch Programmieren können.

18Metzger: Die nicht mehr ganz so neuen Medien bieten immer noch jede Menge nicht betretenen Spielraum und ich kann mir auch vorstellen, dass sich andere Erzählformen noch etablieren werden, auf die wir bisher nicht gekommen sind, weil Innovation so in Verruf geraten ist oder wir zu verschnarcht sind. Wenn ich dann meinen Rechner dafür nicht mit dem allerneuesten Flashplayer quälen muss, guck ich’s mir bestimmt an.

Gibt es Bezugnahmen und Vernetzungen zwischen Webcomics verschiedener Künstler?

Jeff Chi: Die Vernetzung und Verlinkung der deutschen Zeichner wird in den letzten Jahren immer besser, so wie sich allgemein viel in den letzten Jahren getan hat.

Johanna Baumann: Ja, es gibt solche Verbindungen! Zum Beispiel Gastcomics, wenn ein Gastzeichner für einen anderen einen Strip in dessen Stil oder mit beiden Stilen oder als inhaltliche Hommage zeichnet.

18Metzger: Leo, als er sich noch mehr unter Druck gesetzt hat, täglich zu posten, hat sich Vertretungen gesucht, die den Zwarwald in seiner Abwesenheit bespielt haben, und es gibt viele Beispiele, in denen sich Webcomics auch schon mal aufeinander beziehen. Mir will jetzt grad kein weiteres einfallen, außer diesem Schneeballding, das ich aber nicht gut genug verstanden habe, ums hier zu erklären.

Jeff Chi: Bei der sogenannten „Webcomic-Schneeballschlacht“ bewirft jeder Zeichner in seinem Comic andere Zeichner mit Schneebällen, die zeichnerisch zurückschlagen und andere Zeichner mit einbeziehen.

Tobi Dahmen: Leider hakt es da an der Geschichte :))

Johanna Baumann: Es gibt viele gemeinsame Aktionen, die sich durch das einfache Kommunizieren digital erleichtern, z. B. meine Comic-Collaboration – bis zu 30 Zeichner, die monatlich zu einem Thema etwas zeichnen –, das Weihnachtswichteln von Beetlebum, 24h-Comictage oder z. B. Hillerkillers Idee, die Figuren seines letzten langen Webcomics in fremden Blogs am Rand auftauchen zu lassen…

Maximilian Hillerzeder: Ich hatte mal während eines längeren Comics ein paar andere Zeichner gefragt, ob sie meine Figuren unauffällig in ihren eigenen nächsten Beitrag einfließen lassen könnten, da diese in meiner Geschichte gerade in eine Art Dimensionsloch gefallen waren. Das war eine lustige Sache, funktioniert aber auch nur im Webcomic, da die Zeichner durch die schnelle und einfache Veröffentlichung viel flexibler sind. Was auch gerne gemacht wird, ist das aktive Einbinden der Leser, die ja sowieso schon viel präsenter sind als im Printcomic. Zum Beispiel indem man die Leute in den Kommentaren entscheiden lässt, wie der Comic auf der nächsten Seite weitergehen soll.

Jeff Chi: Die deutsche Webcomicszene ist eine sehr sehr sehr kleine, familiäre Szene, in der es viele Freundschaften und kaum Streits gibt. Insofern trifft man an jeder Ecke oft mal wieder auf Insiderwitze oder Anspielungen. Manchmal sind das einfach kleine Sticheleien, manchmal aber auch geplante Aktionen.

Maximilian Hillerzeder: Seit kurzem bewegt sich zumindest in der deutschen Webcomicszene einiges in Richtung Vernetzung, aber natürlich geht da noch viel mehr.

Wolfgang Buechs/Digirev

Wolfgang Buechs: Auf dem diesjährigen Comicsalon im analogen Erlangen haben die umtriebigen jungen Padawans sich einen beeindruckenden Messestand hingestellt, da scheint einiges zu gehen an Zusammenarbeit!

18Metzger: Insgesamt finde ich den Gedanken, dass sich Comics aufeinander beziehen sollten, weil sie sich desselben Mediums bedienen – und es technisch so einfach wäre – nicht so naheliegend.

Robin Vehrs: Diese ganzen Verlinkungen und die Bezugnahmen auf sich gegenseitig kommen mir immer wie ein Witz vor, den nur Zeichner unter sich verstehen. Ganz ähnlich wie die Verlinkungen und Bezüge innerhalb der Fashion-Blogsphäre. Und Comics für andere Zeichner zu machen, war nie mein erklärtes Ziel.

Leo Leowald: Dass man auf andere Künstler Bezug nimmt, ist ja in Wirklichkeit gar keine Erfindung des Internets. Neu ist nur, dass man jetzt immer jeden gleich von der Seite anquatschen kann. James Kochalka ist so alt wie ich und einmal bekam er sogar zu Weihnachten den gleichen Gap-Pulli geschenkt wie ich. Das zu kommentieren oder sogar persönlich Kontakt aufzunehmen, wäre mir aber damals vermessen vorgekommen. Oder es ist an der Sprachbarriere gescheitert. Kann mich nicht mehr genau erinnern.

Wer sind die eigenen Webcomic-Vorbilder?

Wolfgang Buechs: Crumb (wegen dem kompromisslosen Autobiografischen) und Moers (wegen dem bösen Lustigen) waren meine Idole – ich würde aber wetten, beide verachten das www und haben sich niemals einen Internetzugang angeschafft. Der Webcomic-Godfather hierzulande war natürlich the Kochalka from Kölle!

18Metzger: Vorbilder, oh ja: „Maakies“ und „The Perry Bible Fellowship“. Beides eher Zeitungsstrips wahrscheinlich, aber kennen tu ich sie durchs Netz. Den Unterschied zwischen Comics die im Netz erscheinen und denen in gedruckter Form weiß ich eh nicht richtig. Außer dem redaktionellen Sieb natürlich, im Netz müssen die armen Leser diese Arbeit auch noch machen.

Tobi Dahmen: Ich mag sehr viele Webcomics sehr gerne, Schlogger, Beetlebum, Jeff Chi, Hillerkiller, Flix, Survivor Girl, Das Leben ist kein Ponyhof, 18Metzger und auch zahlreiche holländische, aber nach wie vor ragt für mich Zwarwald heraus. In der letzten Zeit ist er nicht mehr so produktiv wie anfangs, aber wie Leo es geschafft hat, damals JEDEN TAG eine solche Qualität abzuliefern, lässt mich vor Bewunderung niederknien. Für mich immer noch der Meister. Und Boulet aus Frankreich.

Jeff Chi: Eine der ersten deutschen Webcomiczeichnerinnen war übrigens die gute Frau Lisa Neun aus Erlangen, die auch heute noch rege und aktiv im Internet und auf Messen anzutreffen ist. Meine persönlichen Vorbilder, die auch Vorbilder vieler meiner Freunde sind, sind Leo Leowald und Flix. Was die beiden geritten hat, ihre Comics als Webcomics zu veröffentlichen, weiß ich leider nicht, doch haben sie mit ihren Sachen eine ganze Generation von Zeichnern Anfang, Mitte 20 inspiriert, ebenfalls Comics ins Netz zu stellen.

Und was ist mit Kurt Schalker?

Tobi Dahmen/Fahrradmod

Tobi Dahmen: Kurt Schalker hat die ganze Sache in Deutschland ja erst so richtig ins Rollen gebracht. Aber wem erzähl ich das.

Jeff Chi: Der Mann ist eine lebende Legende und hat sich wegen seines hohen Alters schon lange nicht mehr in die Öffentlichkeit getraut, weshalb ich ihn jetzt hier auch nicht so sehr ins Rampenlicht ziehen will.

Dominik Wendland: Viele Webcomiczeichner, zu denen ich mich auch selbst zähle, orientieren sich ja am klassischen Vier-Panel-Raster des Webcomic-Pioniers Kurt Schalker. Ich würde gerne Kurt Schalker fragen, wie es ihm gelingt, dass seine Comics oft scheinbare Belanglosigkeiten thematisieren und es trotzdem schaffen, eine mitreißende Emotionalität zu vermitteln. Problematisch ist nur, dass der gute Mann kein Emailpostfach hat und es nur sehr schwierig ist, an seine Adresse zu kommen.

Wolfgang Buechs: Kurt Schalker muss man danken. Ich persönlich wäre aber auch neugierig, was er zwischen 1933 und ’45 so gemacht hat.

Was ist die Zukunft des Webcomics?

Dominik Wendland: Was es auch sein wird. Es wird groß.

Leo Leowald: Ein Teil wird umbenannt in E-Novel und von Mark Zuckerberg ehrenamtlich Korrektur gelesen, der andere Teil wuchert listig und trägt die wunderlichsten Früchte.

Johanna Baumann: Die Zukunft ist wie bei jedem anderen Medium: Es ist noch alles offen, gleichzeitig kann Altes wiederkommen! Durch das Medium können allerdings noch Bewegtbild und Animationen, Sound, unendliche Leinwände wie in „Wormworldsaga“ und besonders Interaktionen, z. B. dass die Story unterschiedlich weitergeht, sehr gut genutzt werden!

Jeff Chi: Die Webcomiczeichner werden in Zukunft sicherlich ihr Hauptaugenmerk auf die Frage legen, wie sie mit ihrer mühevollen Kunst Geld verdienen könnten. Denn de facto kann zur Zeit in Deutschland niemand von Webcomics leben, was in einem krassen Widerspruch zu den Leserzahlen vieler Künstler steht. Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass die eigentlichen Präsentations-Internetseiten, sozusagen die „Rahmen“, etwas professioneller angegangen werden. Aber das ist nur mein eigenes Anliegen als hauptberuflicher Webdesigner.

18Metzger: Ich hab da so gar keine Vision. Das Internet ist billig und schnell, Leute werden die fehlende Qualitätssicherung im Netz wie bisher nutzen, um ihren Müll dort abzuladen. Meistens ohne sich drum zu scheren, den Comic mit den Möglichkeiten des Netzes neu zu erfinden. Ich find’s okay. Der Vorteil von Webcomics liegt für mich eher in der punkrockigen DIY-Romantik als in tollem interaktiven Schnickschnack. Alle dürfen, und viele tun’s auch.

Wolfgang Buechs: Was ist denn generell die nächste Zukunft von Digitalisierung und Web? Zunehmende Mensch-Maschine-Verschmelzung und spürbar schlauere Software, oder? Von der selbstverständlichen Googlebrille bis zum KI-Militärroboter. Das heißt für uns, unsere – milde animierten – Comicstrips werden den Abonnenten direkt auf die Brille gebeamt und die Texte hat uns eine möglichst humorvolle Tagebuch-App verfasst.

Wie macht man in den unendlichen Weiten des Netzes am besten auf sich aufmerksam?

18Metzger/Totes Meer

18Metzger: Am besten gar nicht. Vorhanden sein, lange genug, dann werden die Leute, die Gründe finden deine Comics zu mögen, dich schon irgendwann zur Kenntnis nehmen.

Wolfgang Buechs: Was bei mir sehr hilfreich war, war ein regelmäßiger Zeitungsstrip mit Inhalten aus dem Webcomic, das war beste Werbung für die Webseite auf dem guten Holz!

Tobi Dahmen: Ich hab selber 1997 und 2002 jeden Tag ein gezeichnetes cartoonistisches Tagebuch geführt, und hätte ich damals schon das Wissen besessen, wie man daraus eine Webseite baut, hätte ich mich vielleicht auch bei den Pionieren einreihen können, so hab ich die Sachen seinerzeit nur Jochen Enterprises auf dem Comic-Salon in Erlangen gezeigt, aber die waren schon ein bisschen müde von drei Tagen Salon und haben nicht viel Interesse gezeigt.
In der Vielzahl der Angebote nicht unterzugehen, ist tatsächlich schwierig. Ich bin da ehrlich gesagt auch nicht besonders aktiv, sondern lese das, was Facebook mir gewissermaßen vor die Nase hält. Ich sollte auch längst mal meine Linkliste auf meiner Seite aktualisieren, aber weil ich die meist auch auf anderen Seiten nicht besonders beachte, kümmere ich mich auch um meine eigene zu wenig.

Johanna Baumann: Ja, soziale Netzwerke, wie Twitter und Facebook! Unterhaltungsseiten, mit riesigem Publikum wie 9gag oder reddit ausprobieren. Bei Aktionen von großen Seiten mitmachen, wenn es nicht zu viel Aufwand macht, unter Wert will und soll sich keiner verkaufen. Seine Comics bei myComics hochladen 😉 So wurde mein Buch von Panini entdeckt! Und gerne überall signieren und sich vorstellen 🙂

Jeff Chi: Das Schöne an den unendlichen Weiten des Netzes ist ja, dass das diese Aufmerksamkeit oftmals von ganz allein generiert, wenn der Inhalt denn gut genug ist. Hier gilt, wie mittlerweile in fast allen unseren Lebensbereichen: Soziale Netzwerke sind Trumpf! Soziale Netzwerke und Kontakt zu anderen Webcomiczeichnern. Comickünstler sind stets die größten Comicfans und so nutzen „alte Hasen“ gerne ihren Traffic, um auf vielversprechende Neulinge hinzuweisen.

Hillerkiller

Maximilian Hillerzeder: Der Vorteil des Internet ist, dass man es tatsächlich zu etwas bringen kann, indem man einfach nur gut ist. Wem gefällt, was du machst, der teilt/liked/shared/whatevered dich und macht so ganz automatisch Werbung. Und wenn man sich ein wenig umsieht, gibt es mittlerweile auch unzählige Plattformen, auf denen man seine Comics kostenlos hochladen oder bewerben kann.

Dominik Wendland: Gute Frage. Mein Tagebuchstrip fing es als Spaßprojekt an, von dem nur Freunde wussten, da ich damals auch noch keine Plattform dafür hatte. Ein Spaßprojekt ist es immer noch, nur dass es sich jetzt mehr Leute ansehen. Wie es genau dazu kam, habe ich wohl irgendwie verpasst. Vielleicht ist das auch ein wichtiger Punkt, nichts zu forcieren. Das und Glück.

Leo Leowald: Kontinuität, Qualität, Verzweif- äh Verzeihung: Vernetzung und – je nachdem, welche Leser man gerne hätte – Originalität/Anbiederung. Gut zu wissen: Auch die Seitenstatistik hat der Teufel gemacht!

Wollen Webcomics am Ende eigentlich letztendlich gedruckt sein? Bzw.: Braucht es den gedruckten Comic überhaupt noch?

Dominik Wendland: Manche schon, manche nicht, das hängt ganz von der Intention des Zeichners ab und ist wahrscheinlich nicht zu generalisieren. Der gedruckte Comic ist jedoch unverzichtbar.

Leo Leowald: Kann man das Internet sammeln?

Wolfgang Buechs: Will man einen Monitor mit ins Bett nehmen?

Jeff Chi: Ich denke, das kommt sehr auf den einzelnen Künstler an. Ich für meinen Teil sage: Nein, meine Comics wollen nicht gedruckt werden! Deshalb zeichne ich sie auch alle von Anfang an in der undruckbaren Auflösung von 72 dpi. Ich verstehe aber die Gründe, weshalb Webcomics oft als Bücher verlegt werden. Einmal ist da schon das einmal angesprochene Thema, dass man mit seiner Mühe auch finanziellen Erfolg haben möchte, auf der anderen Seite ist da vielleicht die Vanitas-Angst, dass es sich doch vielleicht noch nicht „richtig“ anfühlt, solange es noch in den gruseligen, unverständlichen Weiten des Internets rumfliegt und nicht gebunden zwischen zwei Buchdeckeln sitzt. Ob es den gedruckten Comic noch braucht, ist eine Frage, die man auf die Diskussion, ob es das gedruckte Buch noch braucht, hochprojizieren kann. Ich finde: Ja. Und solange es Leute gibt, die Geschichten lieber gedruckt als an einem Display lesen, wird es diese gedruckten Werke geben.

Tobi Dahmen: Ich finde, ein Webcomic ersetzt das Buch keinesfalls. Dafür ist das Internet zu flüchtig. Man nimmt so einen Webcomic doch meistens als einen kleinen Teil einer Flut von Informationen wahr, sobald man sich an den Rechner setzt. Für einen kurzen Strip ist das okay, aber sobald man tiefer in eine Geschichte eintauchen möchte, finde ich das Buch doch passender. Auch dadurch, dass man da mit der Dramaturgie des Umblätterns spielen kann.
Was für mein Projekt den Webcomic so unglaublich nützlich macht, ist, dass er sich zu einem großen Teil an eine bestimmte Szene richtet, die Subkulturen, die mit den 1960er-Jahren verbunden sind: Mods, Skinheads, Soul-Boys und Rollerfahrer. Die gehen nicht per se in einen Comicladen, tauschen sich aber sehr über das Internet aus. So kann ich ihre Welt also über einen Webcomic erreichen, ohne dass sie konkret danach gesucht haben. Und weil meine Geschichte eben so lang angelegt ist, werden sich hoffentlich einige davon am Ende das Buch kaufen, um die Geschichte noch mal komplett zu lesen, wie gesagt, die beiläufige Lektüre einer Seite im Netz ist doch recht flüchtig und wird schnell wieder von der nächsten Web-Attraktion überlagert. Wenn man sich intensiver mit der Kunst der Comics beschäftigen will, braucht das Zeit, um in die Geschichte einzusteigen. Zumindest wenn man eine Geschichte erzählen und nicht nur kurzfristig unterhalten will wie bei einem Cartoon. Ich würde gerne viel mehr Webcomics ebenfalls als Bücher publiziert sehen. Aber ich bin ja auch kein Digital Native und schon was älter. Vielleicht sollte ich mal wieder bei Kurt Schalker in seiner Laube vorbeischauen.

Schlogger

Johanna Baumann: Der gedruckte Comic wird wie das gedruckte Buch niemals aussterben. Ebenso wollen nicht alle Comics gedruckt werden, sondern sind oft manchmal auch nur flüchtige Ideen, die raus wollten, siehe meine Gehirnfürze 🙂

Maximilian Hillerzeder: Ich denke, da scheiden sich die Geister. Für viele, mich eingeschlossen, ist es immer noch etwas besonderes, sein Werk physisch in Händen halten zu können. Zumal es auch einfach sehr schmeichelhaft ist, wenn ein Verlag deine Arbeit wertschätzt und veröffentlichen möchte. Der Charme von Papier wird auch so schnell nicht verschwinden. Vor allem, wenn man gerne auf Comicmessen und -festivals geht und da den Leuten tatsächlich etwas anbieten und nicht immer nur auf die Website verweisen möchte. Es klingt im ersten Moment unlogisch, aber es werden tatsächlich viele Sammelbände von Webcomics gekauft, obwohl diese bereits vollständig kostenlos im Internet verfügbar sind. Das Konsumentenverhalten wandelt sich durch das Internet so ein wenig weg von „Ich kaufe das, weil ich es lesen will“ zu „Ich kaufe das, um den Künstler zu unterstützen“.

18Metzger: Ich verdiene Geld mit Lettering, also bitte: keine Abgesänge auf den gedruckten Comic, ich jedenfalls brauche ihn. Viele Webcomics wollen natürlich gedruckt sein, noch ist die Wahrnehmung im Kulturbetrieb sehr auf ein Produkt angewiesen, das sich auch in die bedruckte Stofftasche packen lässt. Für eine Verwertungskette mit Wumms sehe ich zu den analen Sammlern und ihren Bücherregalen keine Marktalternative.

Die Produktion von Webcomics war immer an die technische Entwicklung gekoppelt, ist der Webcomic deswegen ein postkoloniales Erste-Welt-Phänomen?

Leo Leowald: Bin ich Afrikaner?

Johanna Baumann: Webcomics sind nur dann ein postkoloniales Erste-Welt-Phänomen, wenn das Internet es ist. Sonst sind es ganz normale Comics, die einfach eine gute Plattform haben, die jeder nutzen kann und dadurch viel mehr Zeichner motiviert. Aber klar: Wer ums überleben kämpfen oder auch nur arbeiten muss, der zeichnet wohl eher etwas weniger 😉

Jeff Chi: Die Frage kann man insofern mit ja beantworten, als dass ich ohne einen selbstverständlichen Internetzugang in meinem Elternhaus, einen funktionierenden Scanner, einen eigenen Computer und einen günstigen Grafiktablet nicht so einfach mit meinem Webcomic hätte anfangen können.

Dominik Wendland: Erste-Welt-Phänomen ja, denn man braucht gewisse Ressourcen für den Webcomic, zum Beispiel das Web. Aber die wichtigste Komponente ist wahrscheinlich die Zeit und der Spaß an der Sache, denn alle fangen damit an irgendeinem Punkt als unbezahltes Hobby an. Ein besondere geistige Haltung ist aber glaube ich nicht notwendig.

Leo Leowald

Wolfgang Buechs: Wenn es Text-Blogs aus dem armen Teil der Welt gibt, und da gibt es bestimmt gute, ist der Schritt nicht weit zu einem illustrierten Blog. Und die Nachfrage nach Internetwitzen dürfte in der Zweiten und Dritten Welt in dem Maße wachsen, wie da auch langweilige Bürojobs mit Internetanschluss entstehen. Zu welchem Teil der Welt wird eigentlich China gezählt? 

18Metzger: Die postkoloniale Erste Welt besteht wahrscheinlich nahezu ausschließlich aus postkolonialen Erste-Welt-Phänomenen, also: na klar. Trotz deines 20-stündigen Arbeitstages in der Fabrik, die meine Jeans oder Gadgets herstellt bringst du nicht genug Geld nach Hause um deine Familie zu ernähren, die praktischerweise eh gerade an irgendeiner Krankheit stirbt oder verhaftet worden ist – und jetzt möchtest du gerne dein schönstes Ferienerlebnis in einem Comic erzählen? Das nächste Internetcafe mit Scanner wäre vielleicht immer noch billiger zu erreichen als ein entsprechender Verlag. In meiner Welt sind der Webcomic und Armut gut befreundet, aber in anderen Welten ist Armut eben niemandes Freund. Ich sehe keine besondere Hürde, die an den technologischen Fortschritt gekoppelt wäre. Es gibt nur die soziale Hürde, und die schließt alles ein.

Webcomics sind für jeden (mit Computer) theoretisch zugänglich: ist dieser nicht-kommerzielle Aspekt auch ein politischer Akt?

Dominik Wendland: Auf jeden Fall. Dieser Aspekt repräsentiert meiner Meinung nach einen modernen und anzustrebenden Medienumgang. Viele Webcomiczeichner haben gerade deswegen aber auch Probleme mit Copyright und das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Dies ist allerdings ein Risiko, dem wir uns bewusst aussetzen.

Johanna Baumann: Äh, man kann aus allem eine politische Aktion machen. Natürlich ist es praktisch, dass jeder Zugriff hat, aber das trifft dann auf jedes andere Online-Medium genauso zu …

18Metzger: Seinen Kram anderen für lau zur Verfügung zu stellen bedeutet doch oft einfach nur, möglichst elegant vorwegzunehmen, dass dafür eh keiner Geld ausgeben würde. Trotzdem lässt sich natürlich behaupten, die Absicht sei aber der Anfang vom Ende des Kapitalismus. Beide Motivationen sind zur friedlichen Koexistenz geeignet und schließen sich nicht gegenseitig aus. Die meisten Webcomics scheinen mit Politik aber jetzt nicht sooo viel zu tun zu haben, auch wenn sie umsonst zu haben sind.

Dominik Wendland

Wolfgang Buechs: Wahr wahr! Olav ist hier immer nicht mehr viel hinzuzufügen …

Jeff Chi: Ich denke dieses Phänomen ist ein Phänomen, das man erneut in allen Medien feststellen kann. Künstler und Kultur profitieren zum Teil enorm von dieser Freiheit des Internets und viele Hobby-Musiker, -Filmemacher, -Schriftsteller und -Zeichner stellen ihre Werke gerne gratis ins Internet. Dass es dann keine Verleger braucht, um Fans zu erreichen und glücklich zu machen, ist garantiert zu einem gewissen Grad mit der Genugtuung verbunden, diesen Ruhm auf eigene Faust als Self-Made-(Wo)Man erreicht zu haben.
Gerade beim Webcomic ist das aber auch teilweise ein Mangel an Alternativen, denn die Comicwirtschaft außerhalb der Länder USA, Frankreich, Belgien und Japan ist oftmals nur unzureichend ausgebaut – auch mangels kultureller Akzeptanz im Mainstream im Vergleich zu anderen Medien –, so dass es für aufstrebende Comiczeichner einen wesentlich kleineren Markt als für aufstrebende Schriftsteller gibt.
Hier soll aber nicht verallgemeinert werden. Denn gerade ich selbst sehe mich als reinen Hobby-Zeichner, der es genießt, mit seinen Werken in seiner Freizeit eine kleine Fanbase aufgebaut zu haben, aber nicht anstrebt, kommerziell erfolgreich zu sein. Und ich denke auch viele Künstler dieser Art gibt es. Diese „Jeder kann, nichts kostet“-Mentalität ist eine der Grundlagen für die steigende Zahl an jungen Webcomiczeichnern in den letzten Jahren. Und gerade diese jungen Künstler nehmen das gerne unverbraucht-punkig an.

Leo Leowald: Für die LeserInnen ist umsonst natürlich super, da muss man nicht immer monatelang auf den Erwerb der nächsten Graphic-Novel-Arthouse-Inkunabel sparen. Aber machen Mittellose die bessere Musik? Bei den meisten Zeichnern und Zeichnerinnen paart sich in unterschiedlichen Anteilen Idealismus mit der Hoffnung, vielleicht doch die sich ansammelnde Bekanntheit als Ticket in kommerziell attraktivere Gefilde nutzen zu können. Kommerzverweigerung ist befreiend. Als Zeichner oder Zeichnerin muss man herausfinden, wie weit man sich die Freiheit leisten will und ob man das Tauschgeschäft Umsonstarbeit gegen Likes als fairen Handel empfindet.

Gibt es eine Ästhetik des Post-Digitalen?

18Metzger: Hups. Nie von gehört, jedenfalls.

Johanna Baumann: „Post“-digital? Generell sag ich mal „Nein“. Jeder Stil wird wiederverwendet, neues ausprobiert etcetc.

Leo Leowald: Wie, ist digital schon vorbei? Oder spielt ihr auf die weltweiten Häkelmessen an? Parallel zum ständig Perfektionierten gab es in den letzten Jahren das immer noch weiter reduzierte Ungelenke. Jetzt bricht vermutlich die Zeit des unspektakulär Dezenten an. Andererseits sind Penisse gerade sehr en vogue. Ach, I’m in love with the modern world now!

Jonas Engelmann ist studierter Literaturwissenschaftler, ungelernter Lektor und freier Journalist. Er hat über „Gesellschaftsbilder im Comic“ promoviert, schreibt über Filme, Musik, Literatur, Feminismus, jüdische Identität und Luftmenschen für Jungle World, Konkret, Zonic, Missy Magazine und andere, ist Mitinhaber des Ventil Verlags und Co-Herausgeber des testcard-Magazins.