„Manos der Dämonenjäger“ – Teil 1 Oder: „Sword & Sorcery“ made in Germany

Seit 1977 schrieb der Schriftsteller und Comicautor Peter Mennigen zunächst deutsche Geschichten für Comicreihen wie „Gespenster Geschichten“, „Spuk Geschichten“, „Conny“, „Biggi“, „Vanessa“, „Felix“, „Lasso“, „Phantom“, „Axel F.“ und zahlreiche weitere Serien des Bastei Verlags. Ab den 90er Jahren arbeitete er für andere Verlage wie Egmont (Disney-Magazine), Panini (Jessy, Sternentänzer, Willi will‘s wissen) und Ravensburger (u.a. Fix und Foxi). In dieser Zeit verfasste er auch internationale Comics: „Lucky Luke“, „Schlümpfe“, „Bessy“ und „Isnogud“. Aktuell arbeitet er zusammen mit Ingo Römling an der Mystery-Steampunk-Serie „Malcolm Max“. Für comic.de blickt er in unregelmäßigen Abständen zurück auf seine Arbeit im deutschen Comicverlagsgeschäft.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an diese „Sword & Sorcery“-Serie. In den 1980er Jahren erschien der Comic anfangs in den „Geister Geschichten“ und später als „Manos der Dämonenjäger“. Insgesamt veröffentlichte der Bastei Verlag 124 Abenteuer des vorzeitlichen Helden. Damit dürfte „Manos“ hinter „Conan the Barbarian“ und „Savage Sword of Conan“ von Marvel einen respektablen dritten Platz in der Riege der langlebigsten Comic-Fantasy-Helden einnehmen.

Zunächst war „Manos der Dämonenjäger“ bei Bastei eine Heftreihe unter vielen. Doch nach und nach entwickelte sich die Serie zu einer der ambitioniertesten Eigenproduktionen der Jugendredaktion. Der globale „Sword und Sorcery“-Hype im Laufe der 1970er Jahre war der Bastei Jugendredaktion nicht verborgen geblieben. Im Frühjahr 1980 rief mich deswegen der damalige Chefredakteur Werner Geismar an. Er setzte mich von einer geplanten Fantasy-Comic-Serie in Kenntnis und umriss grob den geplanten Inhalt: In einer diffusen Vorzeit wuchsen Manos und seine schöne Schwester Parda als Kinder des Priesterkönigs Gäon auf. Während eines Tages Dämonen ihre Stadt Polis zerstörten, entgingen beide knapp dem Tod durch Flucht. Was folgte war das zentrale Thema der meisten Fantasy-Epen: eine gefährliche Reise mit einer Mission. Gemeinsam mit seiner Schwester Parda, seinem Onkel Zango und seiner großen Liebe, der Göttertochter Alana, durchstreifte Manos im Verlauf der kommenden Jahre alle möglichen Länder mit dem Ziel irgendwann irgendwo ein neues Polis zu errichten.

Auf Grundlage dieses Plots erstellte ich ein ausführliches Konzept. Im ersten Entwurf gingen meine Protagonisten in Richtung der Hobbits von „Herr der Ringe“. Helden, die bei ihren Abenteuern mehr auf Mut und Hirn statt auf Muskeln setzen mussten. Bastei jedoch wollte stilistisch wie inhaltlich einen an Robert E. Howards „Conan“ angelehnten Helden. Also schrieb ich den Entwurf entsprechend um und schickte auch gleich ein Exposé für die erste Story mit. Nach zwei weiteren kleineren Korrekturen stand die Geschichte und Manos erstes Abenteuer konnte als Skript umgesetzt werden.

Zu der Zeit war ich mit dem Schreiben von anderen Serien ziemlich ausgelastet. Deshalb suchte die Redaktion für „Manos“ einen Co-Autoren, der mich entlasten sollte. Bei einem Meeting in Bergisch Gladbach, an dem neben Werner Geismar ebenfalls der verantwortliche Redakteur Ewald Fehlau teilnahm, stellte man mir den Fantasy-Romanautor Wolfgang Hohlbein vor, der sich damals bei der Bastei Romanabteilung gerade die ersten Sporen verdiente. Wir diskutierten lange über „Manos“ und den Verlauf, den die Geschichten nehmen könnten. Inhaltlich drehten die Storys sich im Dunstkreis der üblichen „Sword & Sorcery“-Themen wie Monster, Dämonen, Magier, Hexen und verwunschene Artefakte. Möglichst textilarme Schönheiten durften natürlich auch nicht fehlen. Nach dem Meeting sah und hörte ich von Hohlbein allerdings nichts mehr. Ob er das Interesse an dem Comic verloren hatte, oder ob seine Exposés von der Redaktion abgelehnt worden waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Daher blieb die Schreibarbeit als „Manos“-Chronist allein mir vorbehalten.

Was die Aufmachung des Comics betraf, ging man bei Bastei zunächst auf Nummer sicher. Um die Stammleserschaft für die neue Reihe zu begeistern, nannte man sie „Geister Geschichten“ in Anlehnung an die erfolgreichen „Gespenster Geschichten“ und „Spuk Geschichten“.
Das Heft bestand aus einer 14-seitigen „Manos“-Story mit zumeist einem abgeschlossenen Abenteuer. Ergänzt wurde die Hauptgeschichte von zwei Kurzgeschichten als Heft-Füllsel. Die Zusatzstorys hatten abgesehen von dem antiken Hintergrund wenig mit Fantasy zu tun. Diese Geschichten lieferte ich mit jedem neuen „Manos“-Exposé gleich mit ab.

Zwischen September 1980 bis August 1983 erschienen – zumeist vierzehntäglich, zwischendurch auch schon mal wöchentlich – insgesamt 89 „Geister Geschichten“. Trotz der unübersehbaren Parallelen zu Conan habe ich dabei versucht, der kleinen „Manos“-Saga einen eigenen Stempel aufzudrücken.

Im August 1983 wagte man bei Bastei den nächsten Schritt: „Manos“ bekam sein eigenes Heft. Zielgruppe war dabei nun nicht mehr allein der „übliche“ Bastei-Leser. Vielmehr versuchte man durch eine entsprechende Aufmachung weitere Lesergruppen unter den Fantasy Fans zu gewinnen, die bisher kein Interesse an der Serie gezeigt hatten. Statt „Geister Geschichten“ prangte nun groß „Manos der Dämonenjäger“ auf der Titelseite. Jede Ausgabe bekam ein eindrucksvolles Wrap-Around-Cover spendiert. Richtige Fantasy-Kunstwerke, wunderbar gemalt von Ertugrul Edirne und Ugurcan Yüce. Beide Künstler waren bereits für die Cover der „Geister Geschichten” verantwortlich, die aufgrund des kleinen Layouts jedoch relativ unspektakulär wirkten.

Der „Manos”-Comic wurde von 14 auf 22 Seiten erweitert. Die Füll-Geschichten fielen ganz weg. Ergänzt wurde der Comic von Einseitern, die in reiner Textform, unterlegt mit einer großen Illustration, die Mythologie von „Manos” Zeitalter beleuchteten. Der Mittelteil des Heftes enthielt jeweils ein Poster eines großen Fantasy-Künstlers wie Vicente Segrelles, Esteban Maroto, Rowena, Boris Vallejo oder Luis Royo.

Für das neue Magazin arbeitete Werner Geismar die Plots der ersten fünf „Manos“-Geschichten aus. Die setzte ich zunächst als ausführliche Exposés und nach der Freigabe durch die Redaktion als Skripte um. Die nachfolgenden Geschichten entwarf und schrieb ich wieder allein.
Waren die Storys in den „Geister Geschichten“ zumeist in sich abgeschlossen gewesen, gab es bei „Manos“ nun Zyklen, die sich über mehrere Hefte erstreckten. Obendrein war das Leben des Protagonisten manch krassem Wandel unterworfen, der ihn öfters in düstere Gefilde führte.
So heiratete in einer Storyline Manos Schwester Parda einen Dämonenherrscher. Falls Manos mit dem Wohlwollen seiner Schwester gerechnet hatte, als er ihren dämonischen Ehemann tötete, hatte er sich verrechnet. Parda versagte ihm jegliche Unterstützung und entwickelte sich stattdessen zu seiner Todfeindin. Ein Happy End sieht vermutlich anders aus.

Gegen Mitte der Achtziger Jahre neigte sich die Glanzzeit des Fantasy-Booms langsam ihrem Ende. Was sich auch in den Auflagenzahlen von „Manos“ niederschlug. Irgendwann trug sich das Heft nicht mehr und wurde nach 35 Ausgaben im Dezember 1984 eingestellt.

Hier findet sich der 2. Teil zu „Manos der Dämonenjäger“.