DER GOLDENE KOMPASS als Comic

Glaubt man dem Backcover des ersten Albums, dann sagt Autor Philip Pullman über die neueste Panel-Aufbereitung seiner erfolgreichen Fantasy-Roman-Trilogie „His Dark Materials“, dass es sich bei der französisch-belgischen Comic-Produktion um die beste Adaption des ersten Romans handelt. Da deren Verfilmung mit Daniel Craig, Nicole Kidman und Sam Elliot aufwarten konnte, ansonsten jedoch nicht über den ersten Band „Der Goldene Kompass“ hinauskam und obendrein nie mehr als passables Popcorn-Fantasy-Kino bot, ist das allein freilich noch kein allzu beeindruckendes Prädikat.

Doch die Comic-Fassung von Szenerist Stéphane Melchior und Zeichner Clement Oubrerie („Pablo“, „Aya“) ist wirklich ziemlich gut geworden. An Pulmans Alternativwelt und seiner Story mit magischen Tier-Begleitern, Staub aus anderen Sphären, Luftschiffen, heldenhaften Zigeunern, kriegerischen Eisbären, Hexen, theologischen Konflikten und einer finsteren Verschwörung um Kindesentführung im großen, niederträchtigen Stil können die Comic-Künstler natürlich nichts mehr drehen – die mag man, oder man mag sie eben nicht. Melchior hat sich jedenfalls um Knappheit bemüht und gut zusammengerafft, nur selten hätten eine Szene oder ein Übergang ein paar Panels mehr vertragen. Oubreries Artwork trägt derweil viel dazu bei, dass diese neueste Verquickung des Stoffes so gut aussieht und letztlich dasteht. Eigenwillig, eher griffig als schön, mutig, modern – ließ einen die glatte Verfilmung von 2007 abrutschen, kann man sich an dieser visuellen Interpretation fast zehn Jahre später immer gut festhalten.

Drei Alben haben Melchior und Oubrerie für ihre Comic-Aufbereitung des ersten Romans veranschlagt. Der erste Band erschien im Sommer, jetzt liegt das zweite Album auf Deutsch vor, und endlich tauchen auch die Panzerbären auf …

Philipp Pullman, Stéphane Melchior & Clement Oubrerie: Der goldene Kompass Bd. 2. Carlsen, Hamburg 2015. 80 Seiten, € 12,99
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