ROCK & STONE – Herzenswärme in der Endzeitwüste

rock_and_stone_cov_1Der kleine Stanley wurde auf einem fernen Planeten geboren. Seine Eltern verdienen dort ihren Lebensunterhalt damit, die Bodenschätze des Sterns abzubauen, um ein immer größeres Netzwerk aus Robotern und technologischem Komfort zu errichten. Kurz nachdem ihm durch den Stich eines mutierten Insekts schon die Mutter genommen wurde, muss der Junge sich auch von seinem Vater verabschieden. Dieser soll gegen die außer Kontrolle geratene, künstliche Intelligenz IAHVE und ihre mechanischen Krieger in die Schlacht ziehen. Alles sieht danach aus, dass diese Welt endgültig dem Untergang geweiht ist. Während Stanley sich zunächst die Einsamkeit mit selbst aus Stein gefertigten Actionfiguren vertreibt, tritt nach einiger Zeit mit Roboter R0CK1 eine Maschine in sein Leben, von der ihm keine Gefahr zu drohen scheint…

Kaum zu glauben, wie wenige Comic-Veröffentlichungen das Künstlergespann aus Nicolas Jean und Yann Valéani bislang vorzuweisen hat. Weder die mit viel Gefühl für perfektes Timing erzählte, melancholische Endzeit-Story, noch der filigrane Zeichenstil mit seinen beeindruckenden Landschaftsbildern brauchen sich hinter jahrzehntelang etablierter Konkurrenz zu verstecken. Auch wenn viele Elemente genreversierten Lesern sicher bekannt vorkommen werden, wirkt das Neuarrangement in „Rock & Stone“ angenehm unverbraucht und konzentriert sich unüblicherweise auf zwischenmenschliche Beziehungen. Und das ganz ohne dabei den Puls der Leser mit opulenten Techno-Schlachten konstant hoch zu halten.

Die Kombination aus der disneykompatiblen Suche nach wahren Werten und Menschlichkeit mit einer trostlosen, nihilistischen Stimmung in der Tradition von Manga-Klassikern wie „Akira“ oder „Nausicaä“ verschafft dem ambitionierten Titel trotz vieler déjà-vus ein unverkennbares Profil. Der Kampf dieser beiden konkurrierenden Themen sorgt für jede Menge Spannung und Unterhaltung, auch wenn der Autor darüber völlig vergisst, die sozialkritischen Handlungsfäden seines Szenarios auch tatsächlich weiterzuspinnen. Möglicherweise ist es aber auch ein Teil der eigentümlichen Magie von „Rock & Stone“, nie zu politisch, weinerlich oder pathetisch zu werden. Sondern sich stattdessen auf das Wesentliche dieser Welt zu konzentrieren.

Eine Leseprobe findet sich hier.

Nicolas Jean, Yann Valéani: Rock & Stone. Splitter, Bielefeld 2016. 96 Seiten, € 22,80