Judge Dredd ist ein Phänomen – aber nur in Großbritannien. Die Erfolgsgeschichte des brutalen, gesichtslosen Cops begann 1977 in der zweiten Ausgabe des britischen Magazins „2000 AD“, wo Autor John Wagner und Zeichner Carlos Ezquerra die Figur erstmals vorstellten. Der satirische Charakter war zwar immer klar, aber dennoch blieb außerhalb seines Heimatlandes stets ein komisches Gefühl zurück, wenn man die Geschichten über den Kerl las, der Polizist, Richter und Henker in einer Person verkörperte. Nicht einmal in den USA, wo man solche „Anti-Helden“ eigentlich zu Genüge kennt, konnte sich die Figur durchsetzen. Geschweige denn in Deutschland, wo mehrere Versuche verschiedener Verlage, sich dem „2000 AD“-Kosmos zu nähern, scheiterten.
Auch die beiden großen Filmprojekte standen unter keinem guten Stern. „Judge Dredd“ (1995) wurde der Figur nicht wirklich gerecht. Danny Cannon inszenierte die Story wie einen typischen US-Blockbuster und hatte schon verloren, als Sylvester Stallone die Maske abnahm – Dredd ohne Maske, das geht einfach nicht. Mehr Gnade fand 2012 „Dredd“ von Pete Travis, der nach einem knackigen Buch von Alex Garland einen bemerkenswert dichten, einfachen und runden Action-Film präsentierte, aber gerade deswegen auch vom leicht verblödeten Feuilleton angegiftet wurde, weil Chris Nolans schiefschürfende Batman-Filme das Blockbusterkino doch gerade in Richtung Shakespeare verschoben hatte. Dumm, das.
Eine Hardcoregruppe unter den Fans unternahm seither allerlei Anstrengungen, eine Fortsetzung von Travis‘ Film auf den Weg zu bringen, doch vergeblich, ein neues Kinoabenteuer blieb dem Richter verwehrt.
Aber jetzt hat Entertainment Weekly vermeldet, dass eine TV-Serie in der Mache ist. Unter dem Titel „Judge Dredd: Mega City One“ soll eine Cop-Show entstehen, in der nicht nur Dredd, sondern auch seine Kollegen einen festen Platz haben, was möglicherweise keine dumme Idee ist, da der Titelheld ja auch im Comickosmos längst von vielen schillernden Figuren umgeben ist. Produzieren wird IM Global gemeinsam mit Rebellion, und ein Teaserposter hat man auch schon mal erstellt – was alles noch nicht wirklich viel heißt. Da kann noch einiges schief gehen, wie die Erfahrung zeigt.
Dennoch, wir sind guten Mutes. Und sehr gespannt.