Alles beginnt mit einem Hut, den Charles trägt und der dem Maler René Margritte gehörte. Charles kann ihn nicht mehr absetzen, hat nun aber auch eine Mission: Er muss Margrittes Rätsel lösen, doch das ist leichter gesagt als getan. Und der wundervolle Ausgang für eine Geschichte, die viel über Margritte aussagt, ohne ihn eigentlich selbst sehr häufig zu Wort kommen zu lassen.
Charles besucht Schlüsselstellen im Leben von Margritte, erlebt ihn als jungen Rebellen, als spießigen Maler, der die Revolution in seiner Kunst ausdrückt, und als alten Mann, der die Früchte seiner Arbeit erntet. Begleitet wird er dabei von Margrittes Frau Georgette – oder einer Version von ihr, die dem Vorbild nahe genug kommt – und von Margrittes Biograf. Aber es sind nur Informationseckstücke, die hier geboten werden, Margrittes Werk widersetzt sich jedoch einer Einordnung und Charakterisierung. Und schon gar nicht soll es psychoanalytisch untersucht werden.
Das ist das Rätsel seiner Kunst. Sie steht für sich, sie soll nicht erklärt werden. Darum scheitert Charles an seiner Mission, lernt aber etwas, das sehr viel wertvoller ist: Dass die Normalität überschätzt ist. Dass sie im Grunde nur ein Synonym für Langeweile ist.
Vincent Zabus und Thomas Campi haben ausgiebig recherchiert. Sie bieten Wissenswertes, vor allem brilliert ihre Graphic Novel aber, weil der surreale Ansatz nicht nur dem Menschen, dem es gewidmet ist, gerecht wird, sondern auch die Kunstform Comic ausreizt, wie die Seite 36 sehr schön zeigt, die das illustriert, was in der Neunten Kunst eigentlich nie möglich ist: Bewegung.
Das Ende ist so eigentümlich wie schön. Gleiches gilt auch für diese Graphic Novel, die begeistert, selbst wenn man kein Margritte-Bewunderer ist. Weil die Geschichte so ungewöhnlich ist und Realität und Kunst miteinander verschmelzen lässt.
Vincent Zabus, Thomas Campi: Magritte – Die ist keine Biografie, Carlsen, Hamburg 2017. 64 Seiten, € 17,99