„pardon“-Gründer Hans A. Nikel ist tot

Foto: Nikel/Verlag Ludwig

Wie gestern bekannt wurde, ist am 27. Dezember der Verleger, Bildhauer und Publizist Johannes A. Nikel in Bad Homburg im Alter von 88 Jahren gestorben.

Als Hans A. Nikel erlangte er vor allem als langjähriger Herausgeber und Chefredakteur von „pardon“ Bekanntheit. Der im oberschlesischen Bielitz gebürtige Nikel gründete 1954 mit Erich Bärmeier den Verlag Bärmeier & Nikel, in dem das legendäre Satireblatt ab 1962 herauskam, das großartigen Bild- und Wortkünstler wie Robert Gernhardt, Chlodwig Poth oder F. K. Waechter den Start ihrer Laufbahn ermöglichte.

„pardon“ entwickelte sich in den 1970er Jahren auch zu der vielleicht bedeutendsten Veröffentlichungsplattform für die jungen deutschen Comic-Zeichner. Hier hatten Leute wie Brösel, Tomas Bunk, Gerhard Seyfried, Bernd Pfarr oder Volker Reiche ihre ersten überregionalen Abdrucke. „pardon“ war bis zu seiner Einstellung 1982 so ziemlich das einzige Magazin, das mit Seitenpreisen von bis zu DM 800 Honorare zahlte, die eine professionelle Ausübung des Comic-Zeichner-Berufs in Deutschland ermöglichten.

Magere Zeiten nach „pardon“ für Comic-Künstler

Ein Ersatz wurde hierfür auch die schon 1979 abgespaltene „Titanic“ nicht. Denn dort versammelten sich Künstler, die sich mit Hans A. Nikel ob dessen nicht selten selbstherrlichen Gebarens überworfen hatten und die man heute unter dem Label „Neue Frankfurter Schule“ zusammenfasst. Es waren dies tatsächlich vor allem Zeichner und Autoren aus dem Raum Frankfurt. Die Künstler „von draußen“ hatten dagegen deutlich schlechtere Karten, ihre Arbeiten unterzubringen.

Zudem fiel der Anteil „richtiger“ Comics in „Titanic“ viel geringer aus als in „pardon“, das sich zeitweilig mit „Slapstick“ sogar ein ausgewiesenes Comic-Schwestermagazin geleistet hatte, in dem auch internationale Größen wie etwa Jean Giraud als Mœbius ihre Deutschlandpremiere feierten. Doch leider war „Slapstick“ als eigenständigem Magazin Ende der 1970er Jahre nur eine kurze Existenz vergönnt. Nach wenigen Nummern war wieder Schluss und das Erbe Nikels traten auf diesem Feld die diversen Magazine aus dem Volksverlag an.

Karrieresprungbrett „pardon“

Auch die MAD-Karriere von Herbert Feuerstein verdanken wir – zumindest indirekt – Hans A. Nikel. Denn Anfang der 1970er Jahre war Feuerstein gerade als Verlagsleiter für den Verlag Bärmeier & Nikel tätig, als dort der Anruf des Herstellungsleiters des Bildschriftenverlags (BSV) einging, bei dem damals das deutsche MAD erschien. Bei „pardon“ rief der BSV an, weil man dort „auch satirischen Kram machte“ und fragen wollte, ob man ihnen nicht einen neuen Übersetzer für MAD empfehlen könne. Herbert Feuerstein, der bereits seit seiner New Yorker Zeit ein großer MAD-Fan war, nutzte die Gunst der Stunde, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – nämlich in den Räumlichkeiten von „pardon“ –, und nahm den Job gleich selbst an. So schrieb er schließlich für rund zwei Jahrzehnte deutsche Comic-Geschichte als MAD-Chefredakteur.

Auch wenn das so von ihm sicherlich nicht geplant war, hat Hans A. Nikel immer mal wieder ganz entscheidend zur Entwicklung der deutschen Comic-Szene beigetragen. Seine ureigenen Interessen waren aber wohl anders gelagert. Nach dem Verkauf seines Verlags nahm er das Studium wieder auf und promovierte 1983 in Philosophie. Er wurde auch als bildender Künstler tätig und veröffentlichte vor einigen Jahren im Verlag Ludwig – gewissermaßen als Vermächtnis – den Band „Die Mystik der Physik“, in dem er Übereinstimmungen zwischen mystischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen herausarbeitete. Dabei ging es ihm um eine seiner Meinung nach noch inaktive „zweite Wirklichkeit“ und einen konkreten Weg, wie jeder von uns unerkannte und ungenutzte Kräfte erwecken könne.