Erstmals GINCO-Awards vergeben

Auf der Comic Con Germany wurden am vergangenen Wochenende erstmals die GINCO-Awards vergeben, ein neuer Comicpreis, der von einem non-profit-Zusammenschluss unterschiedlicher Akteure der Comic-Szene ins Leben gerufen wurde.

Die Gewinner*innen der Hauptkategorien inkl. Begründungen der Jury:

Bester Lang-Comic
„Maertens“ von Maximilian Hillzerzeder

Wie viel autobiographisches in Maximilian Hillerzeders Comic „Maertens steckt, vermögen wir nicht zu sagen. Aber die Mischung aus Krimi, Surrealismus und Quarterlife Crisis hat es uns angetan.

Dabei ist der Fall, den der titelgebende Detektiv wider Willen auflösen muss, nur Beiwerk. „Maertens“ Stärke liegt eher im spielerischen Wechsel zwischen perfekt getroffener Milieustudie und absurdem Humor. Ein Comic, den man am besten mit einem guten Veggie-Döner genießen sollte und ein verdienter Gewinner in der Kategorie „Bester Lang-Comic“.

Bester Kurz-Comic
„Wilhelm will ans Meer“ von Matthias Lehmann

Kurzgeschichten sind eine Kunst für sich und unter den diesjährigen Einsendungen waren so unglaublich viele, unterschiedliche Kurzcomics, dass wir zwischen all den Inhalten und Stilen wahrlich die Qual der Wahl hatten (Vielen Dank für diese unglaubliche Vielfalt!). Am Ende fiel unsere Entscheidung auf einen Titel, der ein schwieriges, aber wichtiges Thema mit dem genau richtigen Humor, mit der genau richtigen Portion Grusel und letzendlich auch tröstend bearbeitet hat und jungen und alten Menschen gleichzeitig eine Stimme gibt.

Bester Kinder/Jugend-Comic
„Grün & Gold“ von Lisa Brenner

Schaut man sich „Grün & Gold“ an, fällt es schwer zu glauben, dass es sich hierbei um ein Comic-Debüt handelt: Die Zeichnungen sind so professionell, die Farben so klar und leuchtend, Gesichter und Körpersprache so ausdruckssstark. Natürlich ist Lisa Brenner eine erfahrene Kinderbuch-Illustratorin. Aber dieses grafische Handwerk in ein von der ersten Seite an packendes Jugenddrama voller lebendiger Figuren und (bisher) sanft angedeuteter LGBTQ-Thematik umsetzen zu können, ist schon beeindruckend. „Grün & Gold“ ist dabei Slice of Life im besten Sinne. Eigentlich passiert nichts übermäßig Dramatisches auf dieser Internatsschule mit Patensystem, und doch ist man von Anfang an in der Geschichte drin und möchte unbedingt wissen, wie es mit den sympatischen Figuren weitergeht. Hoffen wir also, dass den bisher zwei Bänden rasch weitere Folgen!

Bester Experimental-Comic
„Koukla“ von Alexandra Rügler

Zahlreiche Einreichungen, viele davon aus dem Kunsthochschulkontext, illustrierten, dass das Medium Comic eine ideale Spielwiese für formelle und inhaltliche Experimente darstellt. Immer wieder spannend ist es zu sehen, wie scheinbar willkürlich gewählte Gegenstände zum Motor assoziativer Erzählungen werden können. Unser Favorit war 2019 im Rahmen der Ausstellung „my favourite toy“ auf dem Hamburger Comicfestival zu sehen: Was einer im Wald vergesenen Puppe passieren oder aber besser zustoßen kann, zeigt das Zine ganz ohne Worte in detaillierten Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Originell, verstörend, faszinierend.

Spotlights

Es gibt immer einige Einsendungen, die nicht ganz in eine der Kategorien passen. Damit sie nicht unter den Tisch fallen, hat das Komitee eine eigene Spotlights-Kategorie ins Leben gerufen. In diesem Jahr stehen im Spotlight:

„Zinnober“ von Ralf Singh

„Maus und Krokodil“ von Sebastian Gneiting

„Crossplay“ von Niki Smith

„Massu Schmiedstochter“ von Ines Korth

„Java Bonds“ von Nana Yaa Kyere