Sammlerecke übernimmt Hummelcomic – Ein erstes Resümee

© Sammlerecke

Das war Ende März – mitten in der Corona-Krise – ein wahrer Paukenschlag: Hummelcomic in Hamburg schließt die Tore! Bemerkenswert war an dem Vorgang, dass zuvor nichts von der ganzen Aktion innerhalb der Szene durchgesickert war. Das dürfte in dieser Form absolut einmalig für die deutsche Comic-Branche gewesen sein, wo eigentlich immer irgendwelche Informationen vorab bekannt werden – nicht zuletzt innerhalb der eng vernetzten Händler-Szene, wo jeder mit jedem zu tun hat.

Die Gesellschafter Bernd Strüfing und Detlev Wahl – zeitweilig hatte zu ihnen auch der Fachmagazin-Herausgeber Volker Hamann gehört – betonten ausdrücklich, dass es für den Verkauf des offiziell als Hummelcomic Versand und Merchandising oHG firmierenden Ladens keinerlei wirtschaftliche Gründe gab. Vielmehr wollten sich die beiden nach ziemlich genau drei Jahrzehnten aus dem Geschäft zurückziehen, um in den Ruhestand zu gehen.

Seit seiner Gründung im Frühjahr 1990 erwarb sich der Laden mit der Hummel schnell einen fast schon legendären Ruf, da dies einer der ersten Comic-Versände in Deutschland war, der nicht in erster Linie auf antiquarische Ware setzte, sondern vor allem die Neuware der damals boomenden Alben-Programme in aufwendig produzierten Katalogen professionell in Szene setzte, inklusive hochwertiger Merchandise-Produkte. In der Zeit vor dem Internet waren diese Kataloge für viele Comic-Leser der zentrale Fixpunkt, um auf dem Laufenden zu bleiben – genauso wie die großen Stände von Hummelcomic, die regelmäßig auf allen wichtigen Festivals und Messen anzutreffen waren.

Schnell gab es bei Hummelcomic auch exklusive Sonderausgaben wie etwa Hardcover-Versionen diverser Carlsen-Alben oder Matthias Schultheiss‘ „Propellermann“. Aus dieser Zeit rührte der erkennbare Schwerpunkt von Hummelcomic im Alben-Geschäft, in dem man bis zuletzt ein absolutes Schwergewicht im deutschen Comic-Handel war – gerade über die vielen Abonnenten, die regelmäßig mit Novitäten beliefert wurden.

Die Abonnentenkartei stand auch im Mittelpunkt der bereits im November 2019 abgeschlossenen Übernahmeverhandlungen zwischen Hummelcomic und der von Frieder Maier geführten Sammlerecke in Esslingen bei Stuttgart. Denn die Sammlerecke konnte jetzt ihren vornehmlich in Süddeutschland verankerten Kundenstamm durch viele neue Kontakte im Norden bis nach Kiel oder Flensburg aufstocken. Hier wurden zwei Comic-Versandhäuser fusioniert, die sich tatsächlich bestens ergänzten, ist Frieder Maier begeistert.

Doch so reibungslos die Weiterbelieferung der Hummelcomic-Abonnenten von Esslingen ab April lief, so aufwendig gestaltete sich dann doch die Abwicklung des großen Lagers in Hamburg-Stellingen. Was zunächst mit eigenen Kräften geplant war, musste schnell in die Hände einer Spedition übergeben werden. Vor allem verhinderte aber die Corona-Krise, dass die ursprünglich geplante große Abschlussfeier mit den Kunden in den alten Räumlichkeiten von Hummelcomic stattfinden konnte. So trat ein wichtiger und prägender Player der deutschen Comic-Szene allzu leise ab.

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