Das A-Team des alten Roms – „Für das Imperium“

Hauptmann Cortis versammelt nur die verwegensten und schlagkräftigsten Krieger des Kaisers in seiner Spezialeinheit. Als das Römische Reich sich bereits über die ganze entdeckte Welt erstreckt, sollen nun er und seine Männer die Fremde erkunden und das Imperium jenseits der ihm bekannten Grenzen ausweiten. Trotz ihrer Kampferfahrung, trotz ihres festen Glaubens an das Imperium und trotz ihres ausgeprägten Selbstbewusstseins soll diese Expedition die Männer jedoch nicht nur an die Grenzen ihres Verstandes führen, sondern auch darüber hinaus.

Bastien Vivès (Zeichner), Merwan (Autor): „Für das Imperium – Gesamtausgabe“.
Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock. Reprodukt, Berlin 2020. 184 Seiten. 39 Euro

Es gibt vieles, das auf den ersten Blick stark und sympathisch an „Für das Imperium“ ist. Die sorgsam ausgeprägten Persönlichkeiten etwa. Oder Vivès unverkennbarer und doch von Werk zu Werk so abwechslungsreicher, fließender Stil. Als unterhaltsame Abenteuer-Geschichte wissen die ehemals insgesamt drei Alben dieser Gesamtausgabe auch durchaus zu gefallen, endgültig entscheiden konnten er und Autor Merwan sich aber offenbar nicht für eine inhaltliche Richtung. Aufkeimende Selbstzweifel am kriegerischen Treiben und imperialen Expansionswahn bleiben nur schwache Funken, vermeintlich starke Amazonen-Kriegerinnen, die den Machos endlich die Stirn bieten, bleiben am Ende charakterlich kaum ausgearbeitete Projektionsflächen für männliche Dominanzfantasien. Da hat Vivès im Alleingang schon deutlich mehr Fingerspitzengefühl bewiesen. Versucht man sich nun konsequent auf ein archaisches, überzeichnetes Abenteuer in „Metal Hurlant“-Tradition einzustellen, wundert man sich über kryptische Handlungs- und Perspektivwechsel im Finale oder über philosophische Grundsatzfragen bei der Entdeckung von Schätzen einer vergangenen Zivilisation.

„Für das Imperium“ ist nicht wirklich historisch und nicht wirklich Phantastik, kein pathetischer Action-Klotz im „300“-Stil und kein Antikriegsdrama. Man merkt dem Buch seine aufrichtigen Bemühungen an, all das und eine gesunde Mischung aus alldem sein zu wollen. Aber es wird auch deutlich, dass man diesen hohen Ambitionen nicht gerecht werden konnte. Als toll präsentierte, durch seine Stilmischung auch abwechslungsreiche und unorthodoxe Abenteuerunterhaltung taugt das „A-Team“ des alten Roms aber allemal.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Mattes Penkert-Hennig ist Betreiber des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de, Autor für Comic.de und den Berliner Tagesspiegel, war Juror beim „Rudolph Dirks Award“, Panelmoderator auf Comicmessen und hat zahlreiche Video-Interviews mit internationalen Comic-Künstlen geführt. Darüber hinaus produziert er animierte Video-Trailer für Comics und artverwandte Medien.

Seite aus „Für das Imperium“ (Reprodukt)