Der erste Kinofilm zum immer beliebteren Antihelden und Spidey-Antagonisten „Venom“ polarisierte Fans und Kritiker stark. Kommerziell war er trotz allem erfolgreich genug, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Ein paar Dollars hat man offenbar auch gern darin investiert, denn mit Woody Harrelson wurde die prestigeträchtige Traumbesetzung für Eddie Brocks serienmordenden Widersacher Cletus Cassidy gefunden. Nach zahlreichen pandemiebedingten Verschiebungen wird der Streifen am 21. Oktober, drei Wochen nach dem US-Start, auch auf deutschen Kinoleinwänden zu sehen sein. Grund genug für Panini Deutschland eine schnmale, aber wohlüberlegte Auswahl an Titeln zu den beiden Monster-Symbionten zu veröffentlichen, über die wir gern einen Überblick geben wollen:
Venom – Finstere Symbiose – Die Venom-Anthologie
Selbstverständlich darf die obligatorische Anthologie zum Kino-Superhelden nicht fehlen. Und „Finstere Symbiose“ (340 Seiten, HC, 29 Euro) gehört klar zu den bislang stärksten dieser Sammlungen, hier mit den wichtigsten Stationen des gar nicht mal so sympathischen Monsters mit dem Haifischgebiss. Dickes, mattes Papier macht sich vor allem bei den klassischen Neunziger-Storys sehr gut, behält aber auch bei den ganz modernen Storys noch durchaus Charme. Richtig gelesen. Die gut ausgewählten, wichtigen Stationen des Charakters reichen von seinem ersten Erscheinen bis hin zum Start der zu Recht gefeierten aktuellen Reihe vom neuen Autorenprimus Donny Cates. Mehr als 300 Seiten, gute Haptik, fester Einband – die Anthologie ist ganz klar das Glanzstück der hier vorgestellten Bücher und sie enthält selbstverständlich auch wichtige Begegnungen mit dem psychopatischen Fiesling Carnage.
Venom vs Carnage
Zuvor bereits in einem vergriffenem „Marvel Exklusiv“-Band erschienen, ist die Geburt des Carnage-Abkömmlings „Toxin“ zwar nicht gänzlich unbedeutend für den großen Marvel-Symbionten-Kosmos, inhaltlich aber auch nicht mehr als eine ganz coole Action-Story (108 Seiten, SC, 13 Euro). Richtig beeindruckend sind hier eigentlich nur die fantastischen, plastischen Digi-Airbrush-Bilder von Künstler Clayon Crain. Die hätte man aber auch mit Reprints des stärkeren „Carnage – Familienfehde“ oder des richtig guten „Carnage USA“ herausstellen können. Insgesamt wichtiger und sinnvoller für die beiden Figuren wäre aber eine neue und diesmal gern in einem einzelnen, dicken Band gesammelte Veröffentlichung des großartigen Neunziger-Events „Maximum Carnage“ gewesen. Dafür ist die letzte Veröffentlichung in Deutschland wohl noch nicht lang genug her, es gibt anscheinend auch noch Restbestände des ersten von zwei Softcoverbänden. Echt schade.
Carnage – Jäger des Bösen
Ob die Herren Conway und Perkins geahnt haben, dass ihre oft trashige und überspitzte Vintage-Horror-Hommage rund um Venoms sinistren Sprössling der inhaltliche Auftakt für „Absolute Carnage“, dem ersten und wesentlich ernsteren Höhepunkt der Cates-Renaissance rund um die Marvel-Symbionten, werden würde, darf bezweifelt werden. Er nimmt sich kaum ernst, überzeichnet Cletus Cassady permanent und ballert aus allen Rohren mit in die Jahre gekommenen Marvel-Kreaturen um sich, was in einem pseudo-lovecraftschen Over-the-Top-Finale gipfelt. „Jäger des Bösen“ ist hart aus der Art geschlagen, aber gerade deshalb auch sympathisch, glänzt mit starken, stimmungsvoll schraffierten und hart nostalgischen Perkins-Bildern und ist trotz seines stattlichen Umfangs nun erstmals in einem abgeschlossenen Hardcover-Sammelband (372 Seiten, HC, 37 Euro) erhältlich. Der ist mit 37 Euro nicht spottbillig, aber für Umfang und Haptik noch im Rahmen.
Absolute Carnage
In unserem Podcast-Spezial mit Freund Emu haben wir bei der deutschen Erstveröffentlichung des Cates-Events noch beklagt, dass man die eigentlich auch ohne ihre Nebenschauplätze griffige und schöne Action-Story mit zweitklassigem Füllmaterial gestreckt hat. Diese neue Paperback-Veröffentlichung (196 Seiten, SC, 21 Euro) behebt diese beiden Ärgernisse und ergänzt die insgesamt fünf Hefte lediglich durch ein passendes Intro aus einer Free-Comicbook-Day-Ausgabe. Prima!
Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de
Mattes Penkert-Hennig ist Betreiber des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de, Autor für Comic.de und den Berliner Tagesspiegel, war Juror beim „Rudolph Dirks Award“, Panelmoderator auf Comicmessen und hat zahlreiche Video-Interviews mit internationalen Comic-Künstlen geführt. Darüber hinaus produziert er animierte Video-Trailer für Comics und artverwandte Medien.