Science Fiction auf psychoaktiven Substanzen

Das waren die 70er: Ein limitierter Geburtstagsband des Splitter Verlags erinnert an die auch heute noch recht verstörende SF-Comic-Kunst des Franzosen Caza.

Wer in den frühen 80er-Jahren mit Comic-Magazinen wie „Schwermetall“ aufwuchs, lernte die faszinierenden Bilderwelten des Franzosen Caza auf jeden Fall kennen. Die phantastischen Comics waren eindrucksvoll: fremde Welten, starke Farben, faszinierende Blicke auf fremde Planeten – die Geschichten selbst waren oft zweitrangig.

Seither sind immer wieder Caza-Geschichten von deutschsprachigen Verlagen veröffentlicht worden. Mit „Arkhê / Laïlah“ liegt im Splitter Verlag seit Herbst 2022 ein Sammelband mit Geschichten des Künstlers vor, ergänzt durch Skizzen und redaktionelle Anmerkungen. Das Buch ist richtig klasse: vom stark gestalteten Umschlag über die Zusammenstellung der Geschichten bis hin zur Druckqualität. Das Buch zählt zur Geburtstagsedition des Verlages und ist auf 1111 Exemplare limitiert worden.

Dabei gilt heute nach wie vor: Philippe Cazaumayou, der eigentlich nur unter seinem Pseudonym Caza bekannt wurde, schuf Bildwelten, die einem vor Staunen den Mund offenstehen ließen, bei der eigentlichen Geschichte aber oft schwächelten. Das ist nachvollziehbar, denn bei manchem Comic, den er in den 70er- und frühen 80er-Jahren schuf, herrschte der Einfluss gewisser psychoaktiver Substanzen vor.

So zeigt eine seiner Geschichten beispielsweise, wie aus dem Urschlamm eines Planeten irgendwelche Wesen entstehen, die muskulös und mysteriös aussehen, wie Amphibien mit einer gruseligen Schönheit. Der Aufstieg dieser Lebewesen bis hin zu ihrem Vorstoß ins All, verbunden mit magischen Elementen – das alles wird von Caza in einer Art und Weise dargestellt, die einen verblüfft.

Die Erotik ist oft fremdartig und grob; es sind ja meist keine Menschen, die hier Sex haben, sondern Aliens verschiedenster Art. Caza spart nicht an Details; der Comic ist also eindeutig für „über 18“ gedacht. Manche Bilder sind geradezu abstoßend, wobei man sie gleichzeitig voller Faszination betrachtet.

„Arkhê / Laïlah“ von Caza ist echte Comic-Kunst. Das war in den 70er-Jahren nicht für jeden Geschmack, das ist es auch heute nicht. Die grafische Qualität ist immer noch umwerfend, das Buch finde ich großartig. Aber ich kann gut verstehen, wenn sich manche Menschen mit Abscheu von den Darstellungen abwenden. (Wer mag, sollte sich die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlags anschauen.)

Dieser Text erschien zuerst auf: perry-rhodan.net

Caza: Arkhê / Laïlah – Splitter Geburtstagsedition • Aus dem Französischen von Marcel Le Comte • Splitter Verlag, Bielefeld 2022 • 120 Seiten • Hardcover • 49,80 Euro • limitiert auf 1111 Exemplare

Klaus N. Frick ist Chefredakteur der Science-Fiction-Heftroman-Serie „Perry Rhodan“ sowie Autor zahlreicher SF-Romane und -Kurzgeschichten.