Makoto Yukimuras gesellschaftskritischer SF-Manga „Planetes“ erscheint als dreibändige Gesamtausgabe.
Hachimaki, Juri und Fee sind im Jahr 2075 Astronauten. Sie gehören zur Weltraum-Müllabfuhr. Ihr Job ist es, im Erdorbit in 210 km Höhe Weltraumschrott einzusammeln, der sonst anderen Satelliten, Raumschiffen oder Raumstationen gefährlich werden könnte, kreist er doch mit hoher Geschwindigkeit um die Erde. Reine Routine-Arbeit. Ihr Schiff, die DS-12, ist seit 30 Jahren im Einsatz und inzwischen schon gekennzeichnet von diversen Treffern und Beulen in der Außenhaut. In Sachen Raumfahrt hat sich einiges getan. Der Mond ist kolonisiert, ebenso der Mars. Rohstoffe werden dort abgebaut. Und gerade plant man einen ersten bemannten Flug zum Jupiter.
Die Serie erscheint im Carlsen Verlag in drei dicken Bänden als „Perfect Edition“. Zuvor, zwischen 2002 und 2005, brachte Panini Comics sie in fünf Bänden heraus. „Planetes“ hat also schon einige Jährchen auf dem Buckel und war 1999 tatsächlich die erste Serie von Mangaka Makoto Yukimura, der danach mit seiner „Vinland Saga“ (ebenfalls bei Carlsen) bis heute weiter durchstartete. Das Alter merkt man Werk und Plot nicht an. Yukimuras Science Fiction ist gewissermaßen bodenständig, und auch die detaillierten Zeichnungen sind zu einem gewissen Grad realistisch (keine Space Opera mit Weltraumschlachten, Aliens o. ä.) und erinnert damit an die 2019 gestartete Apple-Serie „For all Mankind“.
Zuerst lernen wir die Besatzung der DS-12 kennen. Juri Mikhailov, introvertiert und schweigsam, ist noch immer dabei, einen Schicksalsschlag zu verarbeiten – seine Frau starb vor sechs Jahren bei einem Orbitalflug. Absturzursache war Weltraumschrott, weshalb Juri nun diesen Job macht. Fee ist die Kommandantin. Über sie erfahren wir noch vergleichsweise wenig. Anders bei Hachimaki „Hachi“ Hoshino. Hachi träumt von einem eigenen Raumschiff und einer steilen Karriere als Astronaut. Der Band beginnt episodisch. Zuerst wird das Schicksal Juris näher beleuchtet, danach trifft Hachi auf dem Mond auf Nono, eine Lunarierin; sie ist einer von nur vier Menschen, die auf dem Mond geboren wurden, und hat den Erdtrabanten nie verlassen.
Sukzessive verbinden sich die Elemente der Story. Der Fokus liegt hauptsächlich auf Hachi, der unbedingt Teil der Jupiter-Crew werden will und mit einem bisweilen bedenklichen Ehrgeiz an dem strengen Auswahlverfahren dazu teilnimmt (das Jupiter-Schiff heißt „Von Braun“). Dabei treffen wir auch auf Hachis Vater und den skrupellosen Projektleiter. Und die „Weltraumverteidigungsfront“, die verhindern will, dass der Mensch ins All strebt und dort wie auf der Erde Raubbau betreibt, verübt dabei immer wieder Anschläge. Sehr abwechslungsreich kommen die Episoden daher – figurenpsychologische, gesellschaftliche wie technische Aspekte werden immer wieder beleuchtet, durchaus mit Humor. Band 2 steht inzwischen in den Regalen. Der abschließende dritte Teil ist für den November dieses Jahres geplant.
Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de
Makoto Yukimura: Planetes. Perfect Edition Band 1 & 2 • Aus dem Japanischen von Martin Gericke • Carlsen, Hamburg 2024 • Je 360 Seiten • Softcover • Je 22,00 Euro
Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.