Von 1957 bis 1997 kreierte André Franquin Hunderte von Gags mit seinem chaotischen und tollpatschigen Büroboten Gaston, der im Carlsen Verlag für allerhand Tohuwahobu sorgt. Zuerst nervte er Spirous Kumpel Fantasio, später dann dessen Nachfolger Demel. Er gab sich als Erfinder, machte Fräulein Trudel den Hof, war ein Retter der Tiere und legte sich gerne mit einem nervigen Gendarm an – die Gagdichte ist hoch, ebenso die Abwechslung. Wer hier nicht lachen kann, der hat schlicht und ergreifend keinen Sinn für Humor.
Carlsen hat über Jahrzehnte hinweg verschiedene Editionen mit den halb- und ganzseitigen Gags publiziert. Erstmals komplett und chronologisch geschah dies mit der roten Hardcover-Reihe „Gesammelte Katastrophen“, im Jahr 2008 gab es dann eine neue Softcover-Edition, die noch mehr Material enthielt. Denn abseits der Gags hatte Franquin den Tollpatsch auch in zahlreichen Werbecomics, Illustrationen und ähnlichem benutzt. Einen wirklich ganzen Gaston zu präsentieren, ist darum eine immense Aufgabe.
Das räumt man auch hier ein, erklärt Volker Hamann in seiner Artikelreihe um die deutsche Publikationsgeschichte von Gaston doch, dass alles Material enthalten ist, zumindest aber 98,9 Prozent, da man nie sicher sein kann, was noch alles mit dem Schussel auftauchen könnte.
„Der ganze Gaston“ ist ein wahres Schmuckstück. Fünf Hardcover-Bände in einem stabilen Schuber, ein tolles Design, informative Vorworte von Andreas C. Knigge, Georg Seeßlen und anderen und umfangreiches Bonusmaterial, das nicht nur Skizzen und Zeichnungen, sondern auch jede Menge kenntnisreiche Texte enthält, machen die Edition zu der wohl schönsten Veröffentlichung des Jahres. Zudem gibt es hier gut 200 Seiten mit Material, das der geneigte Leser bislang noch nicht kannte.
Einen Wermutstropfen gibt es aber leider schon. Der Gag 422 im zweiten Band ist doppelt enthalten. Dafür fehlt der Gag 432. Bei Carlsen arbeitet man derzeit an einer Lösung für dieses Problem, wie dieses aussehen wird, muss sich aber erst noch zeigen.
André Franquin: Der ganze Gaston. Carlsen, Hamburg 2015. 1.200 Seiten, € 149,-
