Vom Heft zum Album – „Batman – Der Dunkle Prinz“

Im Blitzlichtgewitter der Presse behauptet eine junge Frau aus fragwürdigen Verhältnissen, ihre Tochter sei das uneheliche Kind von Multimilliardär Bruce Wayne, dem Mann hinter der Maske des Verbrechensbekämpfers Batman. Als der wahnsinnige Joker die Kleine entführt, verkompliziert sich die Situation weit über Vaterschaftstests und Gerichtsverhandlungen hinaus…

Enrico Marini (Text und Zeichnungen): „Batman. Der Dunkle Prinz“, Band 1.
Panini, Stuttgart 2018. 76 Seiten. 16,99 Euro

Wenn man mal kurz die hysterische Verzückung über einen europäisch inszenierten Batman im Hardcover-Album beiseite lässt, dann ist „Der Dunkle Prinz“ an sich eine recht generische, ganz klassische Heldenstory, in der ein hilfloses Opfer vom irrsinnigen Erzfeind des dunklen Ritters gekidnapped wurde und nun alles auf den unvermeidlichen Showdown und natürlich die Rettung der armen Kleinen hinausläuft. Bevor man nun über verpasste inhaltliche Chancen sinniert, über zu wenig Komplexität in der Handlung, sollte man sich aber bewusst machen, dass genau dieses tausendfach bewährte Rezept sich hervorragend dafür eignet, Enrico Marinis spektakulär bebilderte Flattermann-Variation mit ikonischen, klassischen US-Storys zu vergleichen. Viele europäische Zutaten fallen da wohltuend auf. Wesentlich sinnlichere, anatomisch glaubwürdigere Erotik etwa, statt amerikanischer Plastik-Riesenhupen. Oder dieser verschmitzte, allgegenwärtige Humor, der hier nicht nur für komisch angelegte Charaktere wie Joker oder Harley Quinn gepachtet ist. Am auffälligsten ist aber die sepia-getönte, frankobelgische Albenoptik. Farbstifte statt harter, schwarzer Tusche, Aquarellfarben statt Digital-Airbrush. So aufwendig und liebevoll bekommt man Superhelden nicht oft serviert.

Witzig, kurzweilig, erfrischend anders und vor allem atemberaubend schön. „Der Dunkle Prinz“ ist keine europäische Bebilderung einer amerikanischen Geschichte, sondern das hervorragend gelungene Experiment, Batman so zu veröffentlichen, als sei er schon immer eine episodische, europäische Reihe gewesen. Großartig.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Mattes Penkert-Hennig ist Betreiber des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de, Autor für Comic.de, war Juror beim „Rudolph Dirks Award“, Panelmoderator auf Comicmessen und hat bereits viele Video-Interviews mit namhaften, internationalen Comic-Künstlen geführt. Darüber hinaus produziert er mit Begeisterung animierte Video-Trailer für Comics und artverwandte Medien.