„Spawn: Bloodfeud – Blutfehde“ – Eine Groteske

Image war noch jung, als sich einige der Inhaber an Alan Moore wandten und ihm anboten, in ihrem Universum zu spielen. Jim Valentino wollte ihn für „Shadowhawk“, Moore fand jedoch mehr Interesse an „Spawn“, wenn auch nicht der Figur selbst wegen, sondern aus der Möglichkeit heraus, auf ein bestimmtes Publikum zugeschnitten zu schreiben. Moore wählte einen anderen als seinen üblichen Ansatz. Er schrieb nicht die Geschichte, die er eigentlich erzählen wollte, sondern die, von dem er glaubte, dass sie das Publikum haben wollen würde.

Sein erster Ausflug ins Reich von „Spawn“ kam mit der achten Ausgabe der Heftreihe, enthalten in „Spawn Origins 1“, mit „Bloodfeud“ verfasste er jedoch seine erste große Spawn-Geschichte, in der Al Simmons auch die Hauptfigur ist. Der Prolog erschien noch in der Heftreihe, ist im vorliegenden Band aber auch enthalten. Er nannte sie „Präludien & Notturni“, ein klarer Verweis auf Neil Gaimans erste „Sandman“-Geschichte und Moores Art, sich auch über „Spawn“ lustig zu machen, der am vollkommen entgegengesetzten Spektrum von „Sandman“ stand.

Die Geschichte selbst ist – wie alles von Moore im „Spawn“-Universum – von groteskem Humor getragen. Hier erzählt der Autor, wie Spawn mit seinem Kostüm, das eine Art dämonisches Eigenleben führt, um die Kontrolle kämpfen muss, während ein Vampirjäger hinter ihm her ist und ihn für eine brutale Mordserie verantwortlich macht.

Im Grunde liest sich „Bloodfeud“ wie eine Parodie auf die frühen „Spider-Man“-Comics von Todd McFarlane, in denen der Wandkrabbler mit seinem symbiotischen Kostüm, das einen neuen Wirt gefunden und zu Venom geworden ist, aneinandergerät. All das ertränkt Moore in einem Meer übersteigerter Gewalt. Er nimmt den Stoff nicht ernst, ganz dem frühen Image folgend, das Stil über Substanz gesetzt hat.

Zeichner Tony S. Daniel imitiert McFarlane sehr gut, das Layout stammt zum Teil von Moore selbst, wie der Anhang zeigt. Hier bekommt man ein paar Skizzen aus der Hand des Autors zu sehen, der damit dem Zeichner zeigen wollte, wie er die einzelnen Seiten vor sich sieht.

Unterm Strich gilt: „Spawn: Bloodfeud – Blutfehde“ ist kein essenzielles Werk im Moore-Oeuvre, sondern nur eine gut bezahlte Auftragsarbeit.

Alan Moore, Tony S. Daniel: Spawn: Bloodfeud – Blutfehde. Panini, Stuttgart 2015. 112 Seiten, € 14,99