Im Lauf der Jahrzehnte gab es einige bemerkenswerte Phasen bei „Daredevil“. Man denkt an Stan Lee, an Frank Miller, an Brian Michael Bendis – sie alle haben definitive Versionen von Matt Murdock geschrieben. Aber keiner hat sich länger mit dem Mann ohne Furcht befasst als Mark Waid, der – unterstützt von Zeichner Chris Samnee – über mehr als vier Jahre hinweg die Geschicke des blinden Superhelden gelenkt hat.
Er brachte Daredevil weg aus Hell’s Kitchen, weg aus New York und den dunklen Häuserschluchten, in denen der Superheld agierte. Die neue Heimat von Matt Murdock wurde San Francisco, das nicht nur mit einer ganz neuen Stimmung einherging, sondern auch ganz neue Herausforderungen mit sich brachte: Weniger Hochhäuser, an denen sich Daredevil entlang schwingen konnte.
Aber das sind nur die äußeren Elemente. Wichtiger ist Waids Wille, die Figur der Düsternis zu entreißen, in der sie so lange gefangen war. Auch Waid kann die Vergangenheit von Daredevil nicht negieren, aber er gab ihm etwas von seinem Humor zurück, auch hier wieder unterstützt von Samnee, der einen sehr eigenen Stil hat, den man vielleicht als Cartoon Noir bezeichnen könnte. Er passt auf jeden Fall exzellent für die Geschichten, die hier damit kulminieren, dass Matt Murdocks fragile Existenz, die er sich aufgebaut hat, um ihn herum zusammenstürzt, aber auch eine Erkenntnis mit sich bringt, der er sich lange verwehrt hat: Schonungslose Ehrlichkeit ist seine Rettung.
Waids „Daredevil“ gilt schon jetzt als moderner Klassiker und muss in einem Atemzug mit den Großen genannt werden, die sich mit dem in Rot gewandeten Superhelden befasst haben. Das Gesamtwerk ist bei Panini als „Daredevil 1-6“ und „Daredevil Megaband 1 + 2“ erschienen.
Mark Waid, Marc Guggenheim, Chris Samnee, Peter Krause: Daredevil Megaband 2: Endspiel. Panini, Stuttgart 2016. 200 Seiten, € 20,–