In der Vergangenheit des Kinos, vornehmlich in den 1930er- und 1940er Jahren, waren sogenannte „Double Features“ eine beliebte Präsentationsform für Genre-Filme. Dabei wurden Filme mit thematisch ähnlichem Inhalt im Doppelpack vorgeführt. Vielleicht auch, um ein wenig mehr Popcorn und Softdrinks zu gesalzenen Preisen zu verkaufen. Das hatte der Popcom-Verlag sicher nicht im Sinn, als er vor kurzem mit „Deep State“ und „Ei8ht“ gleich zwei neue Science-Fiction-Serien am selben Tag auf den deutschen Markt brachte. Neben einer Handvoll gestalterischen Parallelen könnten die beiden Titel auch kaum unterschiedlicher ausfallen.
Das vom amerikanischen Star-Künstler Rafael Albuquerque (American Vampire, Batgirl) in Szene gesetzte Zeitreise-Epos „Ei8ht“ setzt dabei vor allem auf eine tiefe, komplexe Abenteuer-Story, deren verschiedene Handlungsebenen in entsprechend zugeordneten Farben aufgeschlüsselt sind. So werden die dynamischen Monochrom-Zeichnungen in der Vergangenheit mit grünen Hintergründen abgesetzt, die Zukunft zeigt sich derweil in blau. Als Gestrandeter in der gelb kolorierten, geheimnisvollen „Meld“-Dimension erinnern die Abenteuer von Serienheld Joshua dabei an ganz klassische Abenteuergeschichten oder die legendäre „Planet der Affen“-Reihe, deren offizielle Comicadaption in Deutschland bei Cross Cult erhältlich ist. Der wahre Clou an dem großen Rätsel um die Ziffer Acht ist jedoch, mit welcher Finesse Autor Mike Johnson seinem Cocktail aus trashigen, haarsträubenden B-Movie Klischees (wie etwa Nazi-Dinoreitern!) tatsächlich jede Menge Anspruch, Klasse und Dramatik verleiht. Insbesondere das großartige Spiel mit der pfiffigen Farb-Codierung sorgt dabei für exzellentes, innovatives Lesevergnügen.
Eine deutlich modernere Variante der Science Fiction sind Mystery-Konzepte voller Verschwörungstheorien, UFO-Abstürze oder geheimnisvolle Regierungsbeamte. Stilprägend für diese Spielart war sicherlich die TV-Serie „Akte X“ (im Original: X-Files), deren offizielle Comic-Umsetzung auf deutsch bei Dani Books erscheint. „Deep State“ ist ebenfalls sichtlich von diesen „ungelösten Fällen des FBI“ oder den ursprünglich als Comic erschienenen Eskapaden der „Men in Black“ beeinflusst. Polizistin Ranch und John Harrow bilden im ersten Band der Reihe ein ungleiches Team, das in einem dramatischen Kampf versucht, die Bewohner einer Kleinstadt von einer parasitären außerirdischen Intelligenz zu befreien. Auch wenn es deutlich ruppiger und brutaler zugeht als in den zuvor genannten Vorlagen, fehlt es „Deep State“ auch nicht an subtilem Humor, der insbesondere Genre-Freunden angesichts der verballhornten Klischees immer wieder ein Lächeln entlocken dürfte. Weniger gefällig und zugänglich als in „Ei8ht“ sieht es bei der grafischen Gestaltung der Alien-Hatz aus. Ariela Kristantinas grober, skizzierter Stil hat sicherlich große Momente, wirkt dabei aber bei weitem nicht so einladend wie Popcoms komplett durchgestylete Reise durch die Zeit aus und verlangt dem Leser deutlich mehr ab.
Angesichts des mehr als fairen Verkaufspreises ist es aber auch gar nicht zwingend nötig, sich für einen der beiden SciFi-Bände zu entscheiden. Für insgesamt nur 30 Euro dürfen sich Genre-Freunde bei Interesse auch einfach ein Hardcover-Double-Feature gönnen.
Justin Jordan, Ariela Kristiantina: Deep State – Die dunklere Seite des Mondes, Bd. 1. Popcom, Hamburg 2016. 116 Seiten, € 14,00
Rafael Albuquerque, Mike Johnson: EI8HT – Gestrandet, Bd. 1. Popcom, Hamburg 2016. 130 Seiten, € 16,00