Gene Roddenberrys Schöpfung feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Fast genauso lange gibt es schon Comics, die dorthin führen, wo noch nie jemand zuvor gewesen ist. Es ist eine sehr bunte Publikationsgeschichte, die sich so über fast fünf Jahrzehnte ergeben hat – und das nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande.
An den Start ging 1967 – also nur ein Jahr, nachdem die TV-Serie erstmals über die US-Bildschirme flimmerte – der amerikanische Verlag Gold Key. In den kommenden zwölf Jahren veröffentlichte man 61 Hefte, die damit weit länger neue Abenteuer präsentierten, als das im Fernsehen der Fall war, wo die Fünf-Jahres-Mission bereits 1968 nach drei Jahren beendet war. Dabei erinnerten die Geschichten häufig nur entfernt an „Star Trek“. Die Zeichnungen machten es zudem schwer, die Figuren auseinanderzuhalten – abgesehen von Spock, der unglaublich lange Ohren hatte. In den USA gibt es von IDW mit den „Gold Key Archives“ restaurierte Nachdrucke, die ideal sind, um diese kuriosen Geschichten kennen zu lernen.
Kurios sind auch die britischen Zeitungscomics, die IDW in den USA gerade in schönen Hardcover-Bänden sammelt. Hier hatten die Künstler so wenig Ahnung von der Vorlage, dass aus Captain Kirk auch mal gerne Captain Kurt wurde.
Pünktlich zum ersten Kinofilm wechselte die Lizenz. „Star Trek“ erschien nun bei Marvel, wo Kirk und Co. zu erstaunlichen Muskelpaketen herangewachsen waren. Da man sich nur auf die Ereignisse von „Star Trek: Der Film“ beziehen konnte, blieb wenig Entfaltungsspielraum, weswegen nach 18 Heften auch schon wieder Schluss war.
Als nächstes ging die Lizenz an DC, wo man von 1984 bis 1988 eine erste Serie mit 56 Heften publizierte. Danach folgten neuerliche Vertragsverhandlungen, bevor 1989 ein Neubeginn anstand – mit fortlaufenden Serien zu „Star Trek“ und „Star Trek: The Next Generation“. Beide liefen bis 1995 und brachten es auf jeweils 80 Hefte. Dazu kamen einige Sonderhefte und Miniserien, darunter auch „Modala Imperative“, das ein Abenteuer bot, welches die Crews beider Enterprises beschäftigte.
Zeitgleich erschienen von 1993 bis 1995 Comics zu „Star Trek: Deep Space Nine“ bei Malibu. Neben der Hauptserie mit 32 Heften gab es einige Miniserien und ein Crossover, das die Crews der Enterprise NCC-1701-D und von der Raumstation Deep Space Nine aufeinandertreffen ließ. Malibu wollte auch Comics zu „Star Trek: Voyager“ publizieren, doch ein Lizenzentzug verhinderte dies.
Marvel hatte sich die Rechte an „Star Trek“ gesichert und publizierte unter dem Label „Paramount Comics“ verschiedene Serien. Highlights waren dabei „Early Voyages“, das von der Enterprise unter dem Kommando von Captain Pike erzählt, der vor Kirk die Geschicke des Schiffes lenkte, und „Starfleet Academy“, das sich mit gänzlich neuen Figuren befasste. Darüber hinaus gab es einige Miniserien und sogar zwei Crossover der klassischen Crew und der nächsten Generation mit den X-Men.
Es war eine durchaus schöne Phase mit interessanten und schön gemachten Geschichten, die an die Qualität der DC-Produktionen heranreichten, aber schon 1998 war wieder Schluss damit. Für Marvel hatte sich das Franchise nicht so gelohnt, wie man sich das vorgestellt hatte.
Lange musste man aber nicht auf eine Fortführung warten. Diesmal war Wildstorm, ein Imprint von DC Comics, am Zug und setzte auf Miniserien, Einzelausgaben und besonderen Graphic Novels, der Erfolg war aber eher von kurzer Dauer.
Die letzten Wildstorm-Hefte waren 2002 erschienen, seitdem gab es nur ein paar Manga-Versionen von „Star Trek“ bei Tokyopop, aber 2007 änderte sich alles. IDW hatte die Lizenz übernommen und begann mit der Publikation zahlreicher Miniserien, darunter eine Art vierter Season der Originalserie, an der auch damalige Autoren wie D.C. Fontana beteiligt waren. Seit 2009 hat man dort auch die fortlaufende Serie „Star Trek“ veröffentlicht, die auf Basis von J.J. Abrams‘ neuem Film entstand und dieses Jahr mit der Nr. 60 ihren Abschluss fand – nur um Ende des Jahres mit neuem Titel und Konzept neu gestartet zu werden.
Waren die Anfänge bei IDW oft noch durchwachsen, weil die Zeichnungen teilweise sehr schwach waren, so hat man mittlerweile einen sehr hohen Standard und präsentiert auch Kurioses wie Crossover mit „Planet der Affen“, „Doctor Who“, „Die Legion der Superhelden“ und „Green Arrow“.
Hierzulande konnte sich „Star Trek“ in Comic-Form nie etablieren. Von 1972 bis 1976 erschienen Übersetzungen einzelner Gold-Key-Geschichten im Traditionsmagazin „Zack“. Besonders, nachdem die Fernsehserie im ZDF angelaufen war, war das Interesse groß, weswegen man später auch noch mehrere Alben brachte und Geschichten in die Taschenbuchreihe „Zack Box“ integrierte. Das Interesse fiel aber deutlich ab, nachdem die Serie aus dem Fernsehen verschwunden war.
Im Jahr 1978 publizierte Condor mehrere Alben und Taschenbücher mit dem „Raumschiff Enterprise“, wobei man auf Gold-Key-Material zurückgriff, bevor man mit „Star Trek“ auf das Marvel-Material auswich, das angesichts des ersten Kinofilms produziert worden war.
Obwohl die Veröffentlichung chaotisch war, wurde so im Lauf der Jahre bei Koralle und Condor fast das gesamte Gold-Key-Material produziert.
Teure Alben
Pünktlich zum fünften Kinofilm begann der Norbert Hethke Verlag mit der Publikation von zwei Albenreihen zu „Star Trek“ und „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“, wie „Star Trek: The Next Generation“ zuerst im Fernsehen hieß, beide waren aber aufgrund der Hochpreispolitik sehr kurzlebig.
Kurzlebig war auch eine vierteilige Serie mit Heften zu „Star Trek: Deep Space Nine“, die 1994 vom Gabor Verlag herausgebracht wurde. 1994 begann Carlsen mit einer Reihe, die DC-Material enthielt, während 1995 Ehapa eine Konkurrenz-Serie startete und sich aus demselben Pool bediente. Beide Reihen überlebten nur zwei bzw. drei Jahre.
Als nächstes übernahm Dino die Lizenz und veröffentlichte die Wildstorm-Publikationen, stellte dann aber das Programm ein, als kein Nachschub mehr kam. Der momentane Lizenznehmer ist Cross Cult, wo man seit ein paar Jahren vor allem Comics rund um die neue Inkarnation von Kirk und Co. veröffentlicht, aber längst nicht alles abdeckt, was IDW in den USA publiziert.
Der Comic-Fan ist also gezwungen, auf US-Veröffentlichungen zurückzugreifen, wenn er alle „Star Trek“-Geschichten lesen will, aber das ist mittlerweile auch ein teures und durchaus mühseliges Unterfangen, wenn man heutzutage erst mit dem Sammeln beginnt. Es gibt nämlich mittlerweile mehr als 700 verschiedene Hefte.
Weiterführende Literatur:
Joseph F. Berenato: New Lifeforms and New Civilizations – Exploring Star Trek Comics, Sequart, 2014, Englisch
Alan J. Porter: Star Trek Comics History, Hermes Press, 2009, Englisch
The British Star Trek, auf sequart.org