Canardo ermittelt im Fall des Mordes an einem alten Freund.
„Bei Canardo läuft nichts normal. Man hat das Gefühl, er stolpert irgendwie durch seine Ermittlungen, und dann findet er die Lösung auf dem Boden einer Whiskey-Flasche. Am besten sucht man nicht nach der Logik in seinem Handeln, sondern sucht die Frau, die dahintersteckt.“
Die Sokals erlauben sich hier einen Kommentar auf ihre eigene Serie. Sie bringen auf den Punkt, wie es um die Abenteuer des Erpels bestellt ist. So auch in „Der Tod hat grüne Augen“, der damit beginnt, dass ein alter Freund von Canardo verstorben ist. Aber dessen Tochter ist sicher, dass es kein Unfall war. Also ermitteln sie beide und geraten so inmitten einer weit größeren Geschichte, bei der alle Zeugen beseitigt werden sollen – und schon bald gehören auch Canardo und Jane zu jenen, die aus dem Verkehr gezogen werden können.
Benoit und sein Sohn Hugo Sokal haben erneut eine abgründige Geschichte entworfen, in der ihr alles andere als heldenhafter Erpel eher durch Kommissar Zufall denn durch irgendetwas anderes vorankommt. Aber damit nicht genug, findet man sich hier wieder in dieser merkwürdigen Parallelwelt der anthropomorphen Tiere, die in Phantasieländern agieren, aber reale Probleme kommentieren. Benoit Sokal hatte schon immer auch eine gesellschaftskritische Ader, die hier zum Tragen kommt, wenn der Klassenkampf auf die Monarchie trifft, während die Verkommenheit und Amoral der herrschenden Kaste ans Licht gezerrt wird.
Darüber hinaus suhlt sich Canardo wieder im Milieu. Der Erpel mit dem Humphrey-Bogart-Trenchcoat ist immer da, wo es besonders dreckig ist. Und wie so oft bei altgewordenen Haudegen überlebt er alles, selbst ein Loch im Fuß. Während um ihn herum der Sensenmann reiche Beute findet.
„Der Tod hat grüne Augen“ ist ein geradezu klassischer Canardo-Fall: Eine Geschichte, die weit verzweigt ist und den Erpel teils zur Nebenfigur degradiert, aber dafür in der Metamorphose aus Crime Noir und Anthropomorphismus den erstaunlich befriedigenden Kontrast findet.
Benoit und Hugo Sokal, Pascal Regnauld: Canardo 24 – Der Tod hat grüne Augen. Schreiber & Leser, Hamburg 2016. 48 Seiten, € 12,95