„Monstress“ – Das Erwachen

Manga, Jugendstil, Steampunk und dystopische Fantasy: Die Leser von „Monstress“ erwartet ein abgefahrener, aber überraschend schmackhafter Cocktail.

monstress1_cover_rgb_kleinIn einer feindseligen, von Rassismus, Gewalt und Tod geprägten Welt, bewohnt von allerlei magischen Wesen, blickt die junge Maika auf ein hartes, qualvolles Leben zurück. Bereits als Kind versklavt, genießt sie nun als „Arkane“, als halbmagischer Bastard, weder Rechte, noch erwartet sie eine Zukunft. An der Seite eines sprechenden Katzen-Nekromanten und eines Halbfuchs-Kindes versucht sie nicht nur den brutalen Jägern eines teuflischen Hexenzirkels zu entkommen, sondern muss sie vor allem gegen ein Monstrum kämpfen, das sie in ihrem eigenem Körper stets begleitet…

In Comicregalen voller Superhelden, Fantasy-Epen und Scifi-Distopien passiert es selbst bei ausgesprochen guten Büchern äußerst selten, dass sich ein Szenario wirklich neu und unverbraucht anfühlt. Und auch wenn knuffige Manga-Kids mit Fuchsohren, sprechende Katzen oder sadistische Kampfnonnen groteskerweise keine völlig neuen Ideen sind, fühlt sich „Monstress“ extrem frisch und unverbraucht an. Das liegt sowohl inhaltlich, als auch visuell an gewagten Kombinationen. In einer so komplexen, politischen Handlung, mit ihren vielen verschiedenen Parteien und Charakteren, würde man eigentlich eine altertümliche, hochgestochene Sprache vermuten. Das hält die hübsche Titelheldin jedoch nicht davon ab, bei jeder passenden Gelegenheit wie ein Seemann zu fluchen. Detailverliebte Jugendstil- und Gothik-Dekors sind wie alle weiteren Steampunk-Elemente im extrem eigenständigen Design von „Monstress“ zwar kein Comic-Novum, stimmungsvoll koloriert und inmitten der expliziten Gewaltdarstellung aber wirklich innovativ. Wenn man überhaupt ein Werk zum Vergleich heranziehen könnte, wäre es wohl Frank Herberts Romanreihe „Dune“, mit ihrer Kombination aus eiskalten Adelsintrigen und verstörender Okkult-Atmosphäre.

Die hohe, temporeiche Erzähldichte verlangt dem geneigtem Leser aber auch volle Aufmerksamkeit ab. Die verworrenen Strukturen in der magischen Welt von „Monstress“ brauchen sich nicht vor  George R. Martin zu verstecken und wären durch gelegentliche Schaubilder oder redaktionelle Einschübe vielleicht etwas transparenter geworden. Aber wer möchte einem so liebevoll gestaltetem, eigenständigem und unverbrauchtem Buch schon vorwerfen, es habe zu viel Inhalt?

Marjorie Liu, Sana Takeda: MONSTRESS 1 – Das Erwachen. Cross Cult, Ludwigsburg 2016. 192 Seiten, €16,80

„Monstress“-Künstlerin Sana Takeda im Video-Interview: