Prachtausgabe zum Carlsen-Jubiläum – „Akira“

Vor 25 Jahren begann Carlsen mit der Publikation von „Akira“. Dabei orientierte man sich an der Farbfassung, die für den amerikanischen Markt entstanden war. Steve Oliff, der seinerzeit persönlich von „Akira“-Schöpfer Katsushiro Otomo ausgewählt worden war, übernahm mit neuester Computertechnologie die Kolorierung auf Basis des erfolgreichen Kinofilms. Hinzu kam, dass der Comic komplett gespiegelt wurde, so dass in westlicher Richtung gelesen werden konnte. Dies wurde in Japan von Otomos Studio vorgenommen und war dem Umstand geschuldet, dass man hoffte, im Westen so besser Fuß fassen zu können. Immerhin war der 1988 produzierte Anime ein Torweg, über den der Manga und Anime stärker im Westen wahrgenommen wurde.

In Deutschland interessierte sich Carlsen dafür, wo man 1991 mit der Publikation der auf 20 Bände angelegten Reihe begann. 1996 lag die Edition komplett vor und bildete den Grundstein von Carlsens erfolgreichem Manga-Programm, auch wenn die Präsentation weit von dem entfernt war, was Manga-Fans heutzutage erwarten.

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Anlässlich des 25. Jubiläums von Carlsens Manga-Engagement hat man sich entschieden, das Ereignis mit einer Veröffentlichung zu feiern, die nicht alltäglich ist. Auf 1991 Stück limitiert und zu einem durchaus heftigen Preis von 199,10 Euro präsentiert man die farbige Gesamtausgabe.

Der Comic liegt dabei nach wie vor in westlicher Leserichtung vor. Das hat Carlsen durchaus einige Kritik eingebracht, aber der für das Manga-Programm verantwortliche Kai-Steffen Schwarz erklärte, dass man lizenzrechtlich gar keine andere Wahl hatte. Die Farbausgabe darf man anders gar nicht verlegen, zumal man damit auch an den Anfang bei Carlsen erinnern kann. Denn letztendlich feiert man sich mit dieser Ausgabe auch selbst ein wenig.

Ob Farbe oder Schwarzweiß – Carlsen hat die farblose Version schon vor Jahren in sechs dicken Büchern gesammelt –, „Akira“ ist so oder so ein gigantisches Epos, das allem Bombast zum Trotz vor allem eine zutiefst menschliche Geschichte über Liebe, Verrat, Loyalität und grenzenlose Wut, die jedwede Verhältnismäßigkeit auslöscht. „Akira“ untersucht, was passieren würde, wenn der Mensch einen größeren Teil seiner Gehirnkapazität nutzen könnte, wenn diese Fähigkeit aber durch Hass und Wut von etwas Wunderbaren in etwas Schreckliches verwandelt wird.

Dabei ist der Comic noch immer extrem modern. Dynamisch in der Erzählung, umwerfend in der Bildsprache, groß in seinem Anspruch. Und in Farbe sieht das Ganze tatsächlich noch brillanter aus, weil eine ganz eigene Energie entfaltet wird. Man darf nicht den Fehler machen, die Farbversion als verfälschende Umsetzung zu sehen, da Otomo selbst beteiligt war, so dass im Grunde zwei Originale entstanden sind. Es ist lediglich noch persönliche Vorliebe, die bestimmt, ob man lieber die Schwarzweißversion oder die Farbausgabe in Händen hält.

Der Preis für diese neue Edition mag hoch sein, die Haptik ist aber ausgesprochen schön. Die sechs Bände mit Klappenbroschur sind in einer stabilen Pappbox enthalten, die oben aufgeklappt werden kann. Wenn man etwas bemängeln will, dann eigentlich nur, dass man hier noch den Extraschritt hätte machen und die sechs Bände als Hardcover hätte vorlegen können. Aber die teils mehr als 400 Seiten starken Bücher liegen auch so wirklich gut in der Hand.

Als Bonus gibt es sechs Postkarten. Außerdem ist ein kurioses, wenn auch eigentlich recht unnützes Gimmick enthalten: Eine Tragetasche mit dem „Akira“-Schriftzug. Immerhin kann man die benutzen, wenn man mit seiner etwa acht Kilogramm schweren Ausgabe auf Reisen gehen will.

Deutsche Ausgabe © Carlsen; Abb © Mash Room