„Freaks‘ Squeele“ – Fantasy-Euro-Manga mit Charme

freaks_squeele_01_cvrXiong Mao, Chance und der hünenhafte Werwolf Schatten sind eine unzertrennliche Clique an der Universität für magisch begabte Helden. Obwohl sie alles andere als Überflieger in ihren ungewöhnlichen Unterrichtsfächern sind, ergänzen sich Xiong Maos besonnene Strategien, Schattens gewaltige Kräfte und Chances impulsive und quirlige Art ganz perfekt. Mit vereinten Kräften scheinen die drei Freunde ganz unglaubliche Dinge vollbringen zu können.

So ist in Band 2 ihre neueste Abschlussarbeit eine echte Herausforderung. Jede der Lerngruppen soll einen Plan entwerfen, mit dem sie theoretisch die Weltherrschaft an sich reißen könnten selbstredend nur, um sich selbst im zukünftigen Heldendasein auf eine derartige Bedrohung vorzubereiten. Da sich währenddessen eine Wohnmöglichkeit nach der anderen in Wohlgefallen auflöst, müssen die zauberhaften Schüler nun nicht nur eine magische Armee erschaffen, sondern gleichzeitig auch eine neue Behausung für ihre verrückte, kleine WG finden. Da kommt die Hilfe des mysteriösen Professor Totenfeier genau richtig…

Die charmante, leichtfüßige Art, mit der „Freaks‘ Squeele“ die deutsche Comicbühne betreten hat, ist wirklich beeindruckend. Den anarchischen, modernen Humor des Euro-Manga glaubhaft in ein spannendes Fantasy-Gewand zu kleiden war nicht nur überaus originell und clever, sondern bedarf auch außerordentlicher, erzählerischer Fähigkeiten, um dabei authentisch zu sein und nicht zur Albernheit verkommen zu lassen. Im turbulenten Uni-Leben der drei Freunde ist deshalb nicht nur Raum für lebende Ritterrüstung und archäologische Expeditionen in Gebirge aus Büchern, sondern auch für subtil eingestreute Medienkritik, Momente aufrichtiger, freundschaftlicher Intimität und kinoreife Action-Intermezzi.freaks_squeele_02_cvr

Gerade im stark frequentierten Fantasy-Genre wird wohl niemand mehr das Comic-Rad neu erfinden können. Manchmal bedarf es aber einfach nur eines gewagten, liebevollen Neuarrangements bewährter Komponenten, um etwas aufregend Neues zu erschaffen. Florent Maudoux bedient sich schamlos an den Narutos und Harry Potters der jungen Medienlandschaft und würzt den so aufgesetzten Sud mit echten Problemen spätpubertärer Jugendlicher. Mit sozialen Ängsten, existenziellen und finanziellen Krisen oder sexueller Orientierungslosigkeit. Statt sich in diesen Problemen zu ergehen, sie aufzublähen und so künstlich Anspruch zu erzeugen, findet er immer wieder zurück zu seinen charmanten Helden und setzt sie dabei immer gekonnt und unverwechselbar auch optisch in Szene.

Gespickt mit popkulturellen Anspielungen und randvoll mit liebevollen, witzigen Details ist „Freaks‘ Squeele“ ein Glücksgriff. Nicht nur für Fantasy-Freunde, die noch die Schulbank drücken, sondern für jeden Comic-Leser der wie ich stets nach dieser einen, besonderen Geschichte auf der Suche ist, die sich völlig neu und unverbraucht anfühlt. „Freaks‘ Squeele“ rockt. Extrem hart. Nu! Nu! Nu!

Florent Maudoux: Freaks’ Squeele Hauptserie Bd. 1-2. Splitter, Bielefeld 2016. je 144 Seiten, je € 22,80