Alternativweltgeschichten gibt es einige, bei William Gibsons „Archangel“ ist jedoch ein Kniff vorhanden: Hier haben Wissenschaftler den Splitter erfunden, der es erlaubt, eine Kopie der Welt zu machen und an einem x-beliebigen Zeitpunkt eine Veränderung in der historischen Entwicklung vorzunehmen.
Das war eine Idee, die William Gibson zusammen mit seinem Ko-Autor Michael St. John Smith in Richtung eines Drehbuchs lenken wollte, aber dann wurde es ein fünfteiliger Comic für IDW.
Die beiden erzählen davon, wie ein skrupelloser Präsident, der für die Vernichtung der halben Welt verantwortlich ist, in einer Kopie der eigenen Welt alles noch einmal machen will, diesmal aber mit einem vorteilhafteren Ausgang. Der Widerstand stellt sich ihm wiederum in den Weg.
Die Geschichte ist interessant, leidet aber etwas daran, dass die Figuren eindimensional sind, womit auch einhergeht, dass die Urspungswelt zu wenig erklärt wird, was sich insbesondere dann auch in der letzten Seite widerspiegelt. Vielleicht hätte es dem Werk gutgetan, in den USA sechs anstatt fünf Hefte zu haben, um die Geschichte zu erzählen. Potenzial ist vorhanden, es wird nur nicht gänzlich genutzt.
Der Band in etwas kleinerem Format als ein US-Comic-Heft ist an sich schön – abgesehen von dem etwas zu kleinen Lettering. Im Bonusteil gibt es ein Nachwort von Gibson, eine Cover-Galerie und verschiedene Skizzen.
William Gibson, Michael St. John Smith, Butch Guice, Alejandro Barrionuevo, Wagner Reis: Archangel. Cross Cult. Ludwigsburg 2017. 144 Seiten, € 22,–